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Globale Bedrohung: Russlands Atomarsenal könnte die Welt mehrmals zerstören

Putin vorbereitet auf Atomkrieg.
Putin vorbereitet auf Atomkrieg. ©AP, canva
Der russische Präsident Wladimir Putin hat wenige Tage vor seiner erwarteten Wiederwahl erneut mit einem Atomkrieg gedroht.

Russland sei technisch bereit für einen Einsatz von Nuklearwaffen, sagte er in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview. Falls die USA Truppen in die Ukraine entsenden würden, werde Russland das als bedeutende Eskalation des Konflikts ansehen. Nachfolgend einige Fragen und Antworten zu Russlands Atomwaffenarsenal und seiner Nukleardoktrin.

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Präsident Wladimir Putin hält am 14. März 2024 ein Treffen mit Regierungsmitgliedern per Videokonferenz in der Staatsresidenz Nowo-Ogarjowo außerhalb von Moskau ab.
Präsident Wladimir Putin hält am 14. März 2024 ein Treffen mit Regierungsmitgliedern per Videokonferenz in der Staatsresidenz Nowo-Ogarjowo außerhalb von Moskau ab. ©AFP

Was für Atomwaffen besitzt Russland?

Russland besitzt der Federation of American Scientists (FAS) zufolge mit 5.580 nuklearen Sprengköpfen das größte Atomwaffenarsenal der Welt. Damit könnte Russland die gesamte Welt mehrmals zerstören. Nach der Auflösung der Sowjetunion im Jahr 1991 einigte Russland sich mit anderen Nachfolgestaaten darauf, das sowjetische Atomwaffenarsenal allein zu übernehmen. Die Ukraine, Belarus und Kasachstan gaben die bei ihnen stationierten Waffen bis 1996 ab. Im Kalten Krieg besaßen die Sowjetunion zeitweise bis zu 40.000 und die USA bis zu 30.000 Atomsprengköpfe.

Der russische Präsident Wladimir Putin bedient einen Flugsimulator während eines Besuchs der Krasnodar Higher Military Aviation School of Pilots in Krasnodar
Der russische Präsident Wladimir Putin bedient einen Flugsimulator während eines Besuchs der Krasnodar Higher Military Aviation School of Pilots in Krasnodar. ©AFP

Als verwendungsfähig lagert Russland nach FAS-Angaben rund 4.380 Sprengköpfe für strategische Einsätze auf längeren Strecken beziehungsweise taktische Einsätze auf kürzere Entfernungen. Im Gegensatz zu strategischen sind taktische Atomwaffen aufgrund ihrer im Vergleich geringeren Zerstörungskraft und Reichweite für das Gefecht konzipiert. Wesentlich für die Einsatzbereitschaft sind Trägersysteme wie Raketen oder U-Boote. Einsatzbereit sind der FAS zufolge 1.710 Atomsprengköpfe für strategische Zwecke, davon rund 870 auf landgestützten ballistischen Raketen, 640 auf U-Boot-gestützten ballistischen Raketen und möglicherweise 200 für einen Einsatz mit Flugzeugen.

Als verwendungsfähig lagert Russland nach FAS-Angaben rund 4.380 Sprengköpfe für strategische Einsätze auf längeren Strecken beziehungsweise taktische Einsätze auf kürzere Entfernungen.
Als verwendungsfähig lagert Russland nach FAS-Angaben rund 4.380 Sprengköpfe für strategische Einsätze auf längeren Strecken beziehungsweise taktische Einsätze auf kürzere Entfernungen. ©AFP

Wann und Wie könnte Russland seine Atomwaffen einsetzen?

Die letzte Entscheidung über einen Atomwaffeneinsatz trifft in Russland der Präsident, gegenwärtig also Wladimir Putin. Nach der zuletzt 2020 aktualisierten Nukleardoktrin ist dies in zwei Fällen möglich: als Reaktion auf einen Angriff auf Russland mit Atomwaffen oder anderen Massenvernichtungswaffen - oder als Reaktion auf einen Angriff mit konventionellen Waffen, wenn damit die Existenz des russischen Staates bedroht ist.

Der Atomkoffer befindet sich stets in Begleitung des Präsidenten. Der Koffer ist ein Kommunikationsgerät, das dem Präsidenten einen direkten Kontakt mit der militärischen Führungsspitze und den Raketentruppen ermöglicht. Damit kann Putin die Befehlskette bis zu den zuständigen Einheiten der Streitkräfte auslösen. Auch die Auslösung eines computergesteuerten Einsatzes ist möglich.

Auf diesem von der russischen Staatsagentur Sputnik verbreiteten Foto ist der strategische Bomber Tupolew Tu-160M ​​„Ilya Muromets“ am 22. Februar 2024 auf dem Gelände eines Flugzeugherstellers in Kasan zu sehen.
Auf diesem von der russischen Staatsagentur Sputnik verbreiteten Foto ist der strategische Bomber Tupolew Tu-160M ​​„Ilya Muromets“ am 22. Februar 2024 auf dem Gelände eines Flugzeugherstellers in Kasan zu sehen. ©APA

Es wird angenommen, dass auch Verteidigungsminister Sergej Schoigu und Generalstabschef Waleri Gerassimow einen Atomkoffer besitzen. Im Jahr 2019 zeigte der vom Verteidigungsministerium betriebene Fernsehsender Swesda Aufnahmen eines solchen Koffers. Darin befanden sich mehrere Drucktasten, darunter ein weißer "Start"-Knopf und ein roter "Abbruch"-Knopf.

Der Atomkoffer befindet sich stets in Begleitung des Präsidenten. Der Koffer ist ein Kommunikationsgerät, das dem Präsidenten einen direkten Kontakt mit der militärischen Führungsspitze und den Raketentruppen ermöglicht.
Der Atomkoffer befindet sich stets in Begleitung des Präsidenten. Der Koffer ist ein Kommunikationsgerät, das dem Präsidenten einen direkten Kontakt mit der militärischen Führungsspitze und den Raketentruppen ermöglicht. ©REUTERS

Plant Russland Atomwaffentests?

Nuklearwaffentests gelten auch als Machtdemonstration. Putin hat erklärt, Russland behalte sich einen Atomwaffentest vor, falls die USA eine Atomwaffe testeten. Im vergangenen Jahr unterzeichnete Putin ein Gesetz, mit dem Russland sich aus dem Kernwaffenteststopp-Vertrag (Comprehensive Nuclear-Test-Ban Treaty, CTBT) zurückzog. Die USA haben diesen Vertrag zwar unterzeichnet, aber nicht ratifiziert. Unter Führung Moskaus gab es zuletzt in der Sowjetunion im Jahr 1990 einen Atomwaffentest. Nach deren Auflösung folgten entsprechende Tests durch die USA im Jahr 1992, China und Frankreich 1996, Indien und Pakistan 1998 sowie Nordkorea 2017.

(APA)

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