"Freunde von Yad Vashem": FPÖ-Politiker kandidiert für jüdischen Gedenkverein

Laut einer vorliegenden Liste strebt der FPÖ-Politiker die Position des stellvertretenden Vorsitzenden an, während Klaus Luger, der rote Bürgermeister von Linz, sich auf dem ersten Platz befindet. Die "Freunde von Yad Vashem" sind ein unabhängiger Verein, der Kontakte zur Gedenkstätte in Israel unterhält.
Zwei Gruppierungen kandidieren für jüdischen Gedenkverein
Zwei Fraktionen stellen sich als Kandidaten für die "Freunde von Yad Vashem" zur Wahl. Jede Gruppierung hat sechs Kandidaten und Kandidatinnen vorgeschlagen. Die Entscheidung darüber wird auf der Generalversammlung am 20. März im Linzer Rathaus getroffen. Die zweite Liste ist politisch ausgerichtet und umfasst nicht nur Luger und Rabl als Kandidaten. Auch drei weitere SPÖ-Politiker, darunter der oberösterreichische Dritte Landtagspräsident Peter Binder, sind auf dieser Liste vertreten.
Eine kritische Sichtweise in der jüdischen Gemeinschaft könnte zweifellos auf Rabls Kandidatur gerichtet sein, da Kontakte zu den Freiheitlichen von der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) strikt abgelehnt werden. Rabl selbst betont in seinem Bewerbungsschreiben, dass er den Verein seit Jahren unterstützt und offen dafür eintritt. Ihm seien "Zeichen für das Erinnern und gegen das Vergessen ein politisches Anliegen", schreibt der Welser Bürgermeister etwa zum Jährlichen Gedenken in seiner Stadt "an die Gräuel der Reichspogromnacht".
IKG-Präsident Deutsch: Kandidatur von FPÖ-Politiker "Zumutung"
Der Präsident der IKG Wien, Oskar Deutsch, sieht in der Kandidatur Rabls eine "Zumutung", wie er gegenüber der APA betonte. Der Verein kooperiere mit der weltweit wichtigsten Gedenk- und Forschungseinrichtung zur Shoah und dem Holocaust. "Die FPÖ hingegen ist nicht nur eine rechtsextreme Partei, sondern der politische Arm der deutschnationalen Burschenschaften, die unmittelbaren Vorgänger der Nationalsozialisten, die an NS-Gräueln beteiligt waren."
Bis heute fielen diese Burschenschaften und die FPÖ regelmäßig "durch die berühmten seriellen Einzelfälle auf, dazu gehört Shoah-Verharmlosung und -Verherrlichung", so Deutsch. "Politiker einer solchen Partei haben nichts im Vorstand der Freunde von Yad Vashem verloren." Deutsch vermutet, dass sich "hier jemand auf Kosten des Andenkens an die Opfer der Shoah einen Persilschein für seine politische Agenda verschaffen" wolle - und das mit Unterstützung des Bürgermeisters von Linz und anderen SPÖ-Politikern. "Das ist grotesk, aber nicht unumkehrbar", findet der IKG-Präsident.
Als "pure Chuzpe" bezeichnete der grüne Nationalratsabgeordnete Ralph Schallmeiner, der selbst aus Wels-Land stammt, die Kandidatur Rabls. Für ihn wirkt die Aktion "wie der weitere Versuch der eigenen Weißwaschung", hieß es in einer Aussendung. Seit Amtsantritt als Welser Bürgermeister versuche Rabl das Gedenken anlässlich der Novemberpogrome 1938 für sich "zu kapern".
(APA/Red)