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EU-Parlament stimmt für Lockerung der Gentechnikregeln

Lockerungen der Gentechnikregeln in unseren Lebensmitteln
Lockerungen der Gentechnikregeln in unseren Lebensmitteln ©canva
Das Europaparlament hat für eine Vereinfachung der Zulassungsverfahren für gentechnisch veränderte Sorten gestimmt. Die Entscheidung fiel während anhaltender Bauernproteste in Europa.

Das Europaparlament hat am Mittwoch eine wichtige Entscheidung getroffen, die die Regeln für die Gentechnik in der EU lockern soll. Ein Zusammenschluss aus Konservativen, Liberalen und Rechten stimmte für einen Vorschlag der Kommission, der es ermöglichen soll, gentechnisch veränderte Sorten schneller auf den Markt zu bringen. In Österreich stößt dieser Vorschlag auf große Ablehnung.

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Kritik und Befürwortung

Greenpeace äußerte Bedenken, dass die neuen Sorten unbeabsichtigt auf Felder gelangen könnten, deren Besitzer keine gentechnisch veränderten Pflanzen anbauen möchten. Befürworter argumentieren hingegen, dass durch die neuen Verfahren Pflanzensorten entwickelt werden könnten, die besser an klimatische Veränderungen angepasst sind, weniger Wasser verbrauchen und resistenter gegen Krankheiten sind. Verbraucherschutzorganisationen fordern, dass Konsumenten die Wahl haben sollten, ob sie Produkte mit Gentechnik kaufen möchten.

Kennzeichnungspflicht

Das Parlament stimmte für eine Änderung, wonach Produkte aus gentechnisch veränderten Pflanzen mit dem Hinweis „neue genomische Verfahren“ gekennzeichnet werden müssen. Diese Entscheidung weicht vom ursprünglichen Vorschlag ab, der nur eine Kennzeichnung des Saatguts vorgesehen hatte.

Österreichs Position

Die österreichischen EU-Abgeordneten stimmten mehrheitlich gegen das Vorhaben, mit Ausnahme von Claudia Gamon (NEOS). ÖVP und FPÖ zeigten sich insbesondere besorgt um die Beibehaltung der Kennzeichnungspflicht für gentechnisch veränderte Organismen und die Möglichkeit, Bioprodukte frei von GVOs zu halten.

Claudia Gamon ist als einzige Partei für das Vorhaben.
Claudia Gamon ist als einzige Partei für das Vorhaben positiv eingestellt. ©APA

Beispiele von Sorten, die es betreffen könnte

  • Mais
  • Soja
  • Raps
  • Baumwolle
  • Zuckerrüben
  • Kartoffeln
  • Tomaten, Paprika und andere Gemüsesorten
  • Reis und Weizen
  • Obst
  • Algen und Mikroorganismen

Vorteile der genetischen Veränderung

  • Gentechnisch veränderte Pflanzen können so gestaltet werden, dass sie höhere Erträge liefern, indem sie resistenter gegen Schädlinge, Krankheiten und abiotischen Stress (wie Trockenheit oder salzhaltige Böden) werden.
  • Es könnten Lebensmittel mit verbesserten Nährwerten erzeugt werden.
  • Gentechnik kann dazu beitragen, die Haltbarkeit und Lagerfähigkeit von Lebensmitteln zu verbessern.
  • Durch die Entwicklung von Pflanzensorten, die besser an extreme Wetterbedingungen angepasst sind, kann die Gentechnik dazu beitragen, die landwirtschaftliche Produktion an den Klimawandel anzupassen und die Ernährungssicherheit zu gewährleisten.
  • Gentechnisch veränderte Pflanzen können auch zur Produktion von Pharmazeutika verwendet werden, ein Prozess, der als "pharming" bekannt ist. Dies ermöglicht die Herstellung von Impfstoffen, Antikörpern und anderen Medikamenten in Pflanzen.

Trotz der vielen potenziellen Vorteile gibt es Bedenken bezüglich der Gentechnik, einschließlich möglicher unvorhergesehener Auswirkungen auf die Umwelt, das Ökosystem und die menschliche Gesundheit.

Zukünftige Schritte

Eine schnelle Einigung ist jedoch aufgrund von Meinungsverschiedenheiten unter den EU-Agrarministerinnen und -ministern unwahrscheinlich. Das Gesetz wird daher vor den Europawahlen im Juni nicht mehr erwartet.

(VOL.AT)

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