Wieso der gebürtige Nenzinger Prof. Markus Crepaz in den USA den Faschismus fürchtet

Die US-Politik steht vor entscheidenden Weichenstellungen, wie das ausführliche Interview mit Prof. Markus Crepaz, Leiter des Instituts für International Affairs an der Universität von Georgia, offenbart.
Im Gespräch mit VOL.AT gab Prof. Crepaz tiefe Einblicke in die aktuellen politischen Entwicklungen in den USA, die sowohl die Innen- als auch die Außenpolitik betreffen.
Donald Trump und seine Inszenierung als "Opfer"
Prof. Crepaz beschreibt Trump als eine polarisierende Figur, die trotz kontroverser Ereignisse wie dem Sturm auf das Kapitol eine starke Anhängerschaft behält. Er erklärt: "Die sehen in Trump auch einen, der ein Opfer. Diese Rolle spielt er auf all seinen Kanälen aus." Crepaz verweist außerdem auf Trumps Fähigkeit, sich mit marginalisierten Gruppen zu identifizieren und seine Opferrolle zu nutzen, um Unterstützung zu mobilisieren.
Demokraten und Joe Biden: Herausforderungen und Perspektiven
Hinsichtlich der Demokratischen Partei fokussiert sich das Gespräch auf Joe Biden. Prof. Crepaz betrachtet Bidens Präsidentschaft aus internationaler Sicht und beleuchtet Herausforderungen wie die Immigrationsfrage und Bidens Position zu Israel und Gaza.
Soziale Medien und Wahlkampfstrategien
Ein weiteres zentrales Thema des Interviews waren die sozialen Medien und ihre Rolle in der amerikanischen Politik. Prof. Crepaz äußert sich kritisch über den Einfluss sozialer Medien auf die politische Meinungsbildung und Information: "Das ist schon ein riesiges Problem. Es ist irgendwie sogar paradox noch nie hatten wir mehr Zugang zu Informationen und noch nie waren wir uninformierter als zurzeit."

Stimmung an den Universitäten
Abschließend beleuchtet Prof. Crepaz die Stimmung unter den Studierenden an der Universität von Georgia. Er spricht von einer zunehmenden Desillusionierung und Pessimismus unter den Studierenden hinsichtlich der politischen Lage und potenzieller zukünftiger Entwicklungen.
Donald Trump als "Mann des Volkes"?
Prof. Crepaz spricht ausführlich über die anhaltende Präsenz und den Einfluss Donald Trumps in der Republikanischen Partei. Er betont, dass Trump trotz seiner polarisierenden Natur eine bedeutende Anhängerschaft behält. Crepaz führt aus: "Trump hat es geschafft, sich als 'Mann des Volkes' zu inszenieren, obwohl er aus einer sehr privilegierten Position kommt." Diese Ironie hebt die komplexe Natur von Trumps politischer Anziehungskraft hervor.

Ein weiterer Aspekt, den Crepaz hervorhebt, ist Trumps Fähigkeit, seine Botschaften zu kommunizieren. "Er versteht es, über soziale Medien direkt zu seinen Anhängern zu sprechen, ohne die traditionellen Medien als Mittler", sagt Crepaz. Dieser direkte Kommunikationsstil hat Trump geholfen, eine treue Basis zu erhalten und zu mobilisieren.

Zukunftsperspektiven unter Trumps Einfluss
In Bezug auf die Zukunft der Republikanischen Partei und der US-Politik unter Trumps Einfluss äußert sich Prof. Crepaz nachdenklich. Er merkt an: "Die Frage ist, ob Trumps Stil der Politik die Norm bleiben wird oder ob sich die Partei davon distanzieren kann." Diese Unsicherheit spiegelt die Spaltung innerhalb der Partei und die Schwierigkeit, eine Zukunft jenseits von Trumps Schatten zu gestalten. Außerdem gäbe es genügend Anlass, sich im Falle einer zweiten Amtsperiode von Donald Trump berechtigte Sorgen zu machen. "Ich lebe seit über 30 Jahren in den USA. Und es ist beängstigend, wie viele Menschen ohne mit der Wimper zu zucken, das Wort Faschismus aussprechen."

Zur Person: Prof. Markus Crepaz
Markus M.L. Crepaz ist ein renommierter Akademiker an der University of Georgia (UGA) im Fachbereich Internationale Angelegenheiten. Er hat mehrere leitende Positionen an der UGA innegehabt, darunter von 2009 bis 2018 als Leiter der Abteilung für Internationale Angelegenheiten und von 2008 bis heute als Co-Direktor des Study Abroad Programms in Stellenbosch, Südafrika. Seine akademische Laufbahn begann 1991 als Assistant Professor an der University of Miami und führte ihn schließlich an die UGA. Crepaz erwarb seinen Ph.D. in Politikwissenschaft 1992 an der University of California, San Diego und hat zwei Master-Abschlüsse in Politikwissenschaft. Bevor er auch der Liebe wegen in die USA auswanderte, studierte der gebürtige Nenzinger in Salzburg.
(VOL.AT)