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Nach Scheitern der KV-Verhandlungen: Warnstreiks im Handel gehen weiter

Die Warnstreiks im Handel gehen nach dem Scheitern der Verhandlungen weiter.
Die Warnstreiks im Handel gehen nach dem Scheitern der Verhandlungen weiter. ©APA/MATTHIAS BLIEM-SAUERMANN (Archivbild)
Im Einzelhandel gibt es in diesem Jahr keinen Weihnachtsfrieden. Die sechste Runde der Verhandlungen für einen neuen Kollektivvertrag für Handelsangestellte endete ebenfalls ergebnislos.
Startschuss für sechste Verhandlungsrunde gefallen
Nicht nur Warnstreiks angekündigt

Sowohl die Gewerkschaft als auch die Wirtschaftskammer konnten sich nach mehr als neun Stunden Verhandlungen nicht auf eine Einigung einigen. Als Reaktion auf die gescheiterten KV-Verhandlungen plant die GPA ab nächster Woche weitere Warnstreiks und Kundgebungen.

Handelsobmann: "Wirtschaftliche Rahmenbedingungen" Grund für gescheiterte KV-Verhandlungen

Nach dem Abbruch der Verhandlungen sagte Rainer Trefelik, Handelsobmann der WKÖ, dass es an den "wirtschaftlichen Rahmenbedingungen" gescheitert sei. Trefelik erklärte, dass verschiedene Varianten durchgerechnet wurden und ein Gehaltsplus von 8,2 Prozent "vorstellbar" gewesen wäre. Jedoch sei mehr für die Betriebe "nicht leistbar". Die Inflation zwischen Oktober 2022 und September 2023 betrug 9,2 Prozent.

Handels-KV: Gewerkschaft kritisiert "Hinhaltetaktik" und fordert gestaffelten Gehaltsabschluss

Helga Fichtinger, die Hauptverhandlungsführerin der Gewerkschaft, hat die Vorgehensweise der Arbeitgeber als "Hinhaltetaktik" kritisiert und dies als unfair bezeichnet. Die Gewerkschaft schlug einen gestaffelten Gehaltsabschluss von 8,58 bis 9,38 Prozent vor, was im Durchschnitt einem Gehaltsplus von 8,96 Prozent entspricht. Es scheint auch eine Öffnungsklausel für Unternehmen in wirtschaftlichen Schwierigkeiten auf dem Tisch gelegen zu haben. Laut der Gewerkschaft haben die Arbeitgeber nur ein Plus von 8 Prozent und zusätzlich 10 Euro angeboten. Fichtinger drängt nun auf Gespräche auf "höherer Ebene" zwischen dem Vorsitzenden des ÖGB, Wolfgang Katzian, und dem Präsidenten der Wirtschaftskammer, Harald Mahrer. Es ist nicht geplant, in der nächsten Woche eine weitere Verhandlungsrunde abzuhalten.

WKÖ empfiehlt Handel 8 Prozent Plus für Mindestgehälter

Nachdem die Verhandlungen gescheitert sind, schlägt die WKÖ-Bundessparte Handel ihren Mitgliedsbetrieben vor, die kollektivvertraglichen Mindestgehälter freiwillig um 8 Prozent zu erhöhen. Kritik an diesem Vorschlag äußerte Fichtinger, der darauf hinwies, dass eine Empfehlung keine Rechtssicherheit bieten würde.

Der Handelsverband bedauert das erneute Scheitern und betont, dass die Arbeitgeberseite den Unternehmen eine Erhöhung der Mindestgehälter um 8 Prozent empfiehlt. Laut dem Geschäftsführer des Handelsverbandes, Rainer Will, hätte ein Abschluss mit unvorhersehbaren wirtschaftlichen Risiken einhergehen können, was zu weiteren Betriebsschließungen geführt hätte. Der Handel ist die Branche, die am stärksten von Insolvenzen betroffen ist.

Handels-KV: Wifo-Experte für durchschnittlichen Abschluss unterhalb der rollierenden Inflation

Die Situation im Handel sei schwieriger als etwa in der Industrie, meint der Wifo-Experte Benjamin Bittschi laut ORF-Radio Ö1. Aber: Die für eine Einigung möglichen "Instrumente liegen auf dem Tisch". Im Gegensatz zur Industrie befinde sich der Handel seit dem Pandemiejahr 2020, mit Ausnahme von 2022, in einer Rezession. "Ich verstehe die Seite der Arbeitgeber, dass um jedes Zehntel gefeilscht wird", sagte der Lohnexperte des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) im "Mittagsjournal" am Samstag. Es werde eine soziale Staffelung brauchen, so Bittschi. Zudem benötige es eine "Wettbewerbssicherungsklausel" und im Durchschnitt einen Abschluss unter der rollierenden Inflation.

Mehrheit der Angestellten im Handel Frauen

Die KV-Verhandlungen begannen Ende Oktober und wurden von Betriebsversammlungen, öffentlichen Kundgebungen und Warnstreiks während der Weihnachtssaison begleitet. Die Gewerkschaft forderte eine Gehaltserhöhung um 11 Prozent. Die Arbeitgeber machten ihr Eröffnungsangebot erst in der dritten Verhandlungsrunde bekannt, mit einer Gehaltserhöhung von 5 Prozent und einer Einmalzahlung von 800 Euro.

Der Handels-KV betrifft die Bezahlung von 430.000 Beschäftigten und 15.000 Auszubildenden. Es handelt sich um den umfangreichsten kollektivvertraglichen Vertrag in Österreich. Fast zwei Drittel der 430.000 Beschäftigten sind weiblich, wobei der Frauenanteil im Einzelhandel noch etwas höher ist. Etwa 60 Prozent der Frauen im Handel arbeiten in Teilzeit, während bei Männern die Teilzeitquote nur bei rund 13 Prozent liegt.

(APA/Red)

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