Mitarbeitende im Handel setzen erste Zeichen

Dornbirn Um neun Uhr morgens legte der Großteil der Mitarbeitenden vom Interspar im Messepark Dornbirn ihre Arbeit am Freitag für eine Stunde nieder. Sie folgten dem Großkunden-Händler Metro, der am selben Tag um sechs Uhr erste Maßnahmen ergriff. „Wir reagieren heute auf die gescheiterten Lohnverhandlungen und besprechen nun das weitere Vorgehen mit den Betroffenen, den Mitarbeitenden im Handel“, sagte Marcel Gilly, Geschäftsführer der GPA Vorarlberg. Fast die gesamte Belegschaft versammelte sich um neun Uhr im Lager, dort klärten Marcel Gilly und Pascal Reif von der Gewerkschaft (GPA) die Mitarbeitenden über den aktuellen Stand der Lohnverhandlungen auf.
Abstimmung unter Ausschluss der Öffentlichkeit
„Wir informieren sie in der Betriebsversammlung und klären über die Forderungen von 9,4 Prozent zuzüglich 15 Euro Fixbetrag auf. Danach stimmen sie ab, wie und ob sie überhaupt Maßnahmen setzen wollen“, so Gilly. Der Zuspruch und die Bereitschaft ein Zeichen zu setzen, waren bei den Mitarbeitenden in Dornbirn groß. Und so zeigten sie sich der Öffentlichkeit mit einem Plakat und machten mit dem Niederlegen ihrer Arbeit auf ihre Forderungen aufmerksam. Spontan schlossen sich Kunden mit ihren Einkaufswagen an. „Recht habt ihr. Wir haben volles Verständnis für diese Aktion“, sagte eine Frau, die gerade einkaufen wollte.
Eingeschränkter Betrieb
Der Betrieb im Interspar wurde während dieser Zeit eingeschränkt aufrechterhalten. Vier Kassenmitarbeitende sorgten dafür, dass die Kunden trotzdem einkaufen konnten und nicht alles komplett stillstand. Und auch in jeder Bedienungsabteilung war eine Angestellte vor Ort. „Uns geht es nicht darum, die Kunden mit dem eingeschränkten Betrieb zu strafen. Die Mitarbeitenden stehen für ihre Sache ein. Und das ist ein positiver Kollektivvertragsabschluss“, sagte Gilly. Dieser scheiterte leider bis jetzt.
Verständnis bei Kunden
Während die Schlangen an den Kassen in dieser Stunde immer länger wurden, erklärte eine Durchsage alle zehn Minuten, weshalb der Betrieb nur eingeschränkt funktioniert. So blieb den Kunden nichts anderes übrig als geduldig zu warten und ins Gespräch miteinander zu kommen. Der Tenor trotz längerer Wartezeiten war unter den Kunden gut. „Es zeigt, wie wichtig die Mitarbeitenden im Handel sind. Ohne sie, ist es unmöglich einzukaufen. Schon eine Stunde mit eingeschränktem Betrieb verdeutlicht, dass ohne sie nichts geht“, sagt eine Frau in der Warteschlange.
Ergebnis muss stimmen
Marcel Gilly betonte, dass die GPA für weitere Verhandlungen mit den Arbeitgebern bereit ist. „Wir treten für einen positiven Abschluss für die Angestellten im Handel ein. Das Ergebnis muss den Erwartungen der Mitarbeitenden gerecht werden. Sollte es zu keiner Lösung und zu keinen Verhandlungsrunden kommen, werden die Maßnahmen intensiviert. Die Bereitschaft der Mitarbeitenden ist groß“, so Gilly. Bvs
Haben Sie Verständnis für die gesetzten Maßnahmen?
„Ich finde es super und unterstütze diese Aktion. Bei dieser Inflation ist es ganz wichtig, dass die Arbeiter was dazubekommen. Wir streiken generell viel zu wenig in Österreich.“ Leopold Schmidhofer, Dornbirn
„Sie müssen bei dieser Inflation etwas machen. Ich fände es besser, wenn das Gehalt auf einem normalen Niveau bleibt und man den Mitarbeitenden stattdessen mehr Prämien ausschüttet. Wenn es einem Betrieb gut geht, sollen auch die Angestellten etwas davon haben.“ Werner Gmeiner, Dornbirn
„Ich finde das voll in Ordnung. Sie sollen für ihre Arbeit richtig entlohnt werden. Denn für das, was sie leisten, und für das, was sie während der Corona-Zeit für uns gemacht haben, sind sie unterbezahlt.“ Sabine Nagel, Höchst
„Wenn alle Preise so hoch gehen, muss auch der Zahltag angepasst werden. Die Metaller haben einen Abschluss erhalten. Nun sind auch die vom Handel dran. Ich habe Verständnis für diese Aktion.“ Christoph Huber, Hörbranz
„Ich habe generell Verständnis für die Anliegen der Handelsmitarbeitenden. Und ich finde es auch gut, dass sie das machen. Allerdings sollte so was nicht am Freitag stattfinden.“ Dagmar Madlener, Lauterach