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Mein Leben ist ein Leben für die Kunst

In Kürze wird der Bildhauer Gernot Riedmann die KunstVitrine an der Magistrale in Dornbirn mit seinen Werken bestücken.
In Kürze wird der Bildhauer Gernot Riedmann die KunstVitrine an der Magistrale in Dornbirn mit seinen Werken bestücken. ©Edith Rhomberg
Mit 80 blickt Gernot Riedmann gern zurück und arbeitet weiter an seinem Gesamtkunstwerk. 
Bildhauer Gernot Riedmann

Lustenau/Dornbirn. Mit Zwanzig steht ihm die Welt offen. Gernot Riedmann ergreift die Chance, macht sich auf und erkundet sie. Die Zeiten sind gut für den Start ins Berufsleben in der Lustenauer Stickereiwirtschaft. 60 Jahre später sagt der Kunstschaffende mit schwerem Arbeitsgerät – er benützt vorwiegend Kettensägen – „mein Leben ist ein Leben für die Kunst“. Zunächst zieht Riedmann aus, um weltweit Kontakte zu knüpfen und die Auftragsbücher seiner Arbeitgeber zu füllen. Zu Hause werden die Schiffli gefüllt, die Stoffbahnen auf die Stickmaschinen aufgespannt und die bestellten Muster für Blusen, Kleider und mehr gestickt. Das betriebsame Maschinengeräusch aus den Fenstern kleiner Fabriken und vieler Wohnhäuser von Lohnstickern ist allgegenwärtig. Bis zur Jahrtausendwende wird es mehr und mehr verstummen.

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Wo ein Gesamtkunstwerk entsteht

Im Gespräch fällt auf, dass Gernot Riedmann die heute viel zitierte Work-Life-Balance schon immer praktiziert. Seine Reisen dienen genauso der Fortbildung, wie der Schärfung der Sinne für die Schönen Künste. Besuche in Museen und Galerien europäischer Metropolen sowie berühmter Kultstätten in Übersee sind prägend. Er beginnt damit, Kunst zu sammeln. „Viele Bilder habe ich auf Basis von Ratenzahlungen erworben.“ Der vierfache Vater und „selbst schon Urahne mit acht Enkeln und einer Urenkelin“ schmunzelt, wenn er an frühe Episoden in renommierten Galerien in London oder Wien zurückdenkt. Dass die große Kunstsammlung und eigene Werke inzwischen quasi das Haus und den Garten an der Lustenauer Hofsteigstraße füllen, sieht er als Gesamtkunstwerk. Er sagt, dass er das auch Rosmarie verdankt, seiner Frau. Mit ihr teile er die „Leidenschaft für die Kunst mit einem gewissen Suchtpotenzial“, bekennt er. Abenteuerlich zu reisen mit dem Fahrrad in vielen Ländern ist das Hobby des sprachgewandten Paares. „Wir haben Zehntausende Kilometer zurückgelegt und werden überall freudig begrüßt – ganz anders, als würden wir mit dem Rollkoffer ankommen“, ist der Künstler überzeugt.

Fünf Ahnen auf Besuch

Am 3. November um 17 Uhr wird die Präsentation mit drei Ahnenfiguren und zwei Ahnentafeln in der KunstVitrine an der Magistrale (Hatlerstraße 10, Dornbirn) eröffnet. Riedmann folgt der Einladung von Benny Gleeson, dem Vorsitzenden des Vereins OffenArt. Um jedes Werk, sei es die Wächterfigur, der Tyrann oder der Heilige Sebastian, ranken sich Geschichten. „Gute Kunst entfaltet auch an einem kleinen Ort wie diesem Kraft“, ist sich der Bildhauer Gernot Riedmann sicher und freut sich auf zahlreichen Besuch.

Wie aber kommt es zur Erschaffung seines Ahnenzyklus mit lebensgroßen Figuren und Holztafeln mit Einkerbungen und Malerei? Die Inspiration entsteht nach vielen Aufenthalten in Westafrika. Dort trifft er Menschen unterschiedlicher Ethnien. Er lernt ihre Kultur kennen und ist fasziniert von der immensen Kraft, die ihre geschnitzten Kultobjekte ausstrahlen. Im Jahr 1999 ist es so weit. Er nimmt die Kettensäge zur Hand und beginnt, Baumstämme zu bearbeiten. Die Skulpturen sollen eine Hommage an seine und unser aller Vorfahren ausdrücken, die vieles erdacht, erfunden und geleistet haben. Nur ansatzweise verrät er noch ein beachtliches Vorhaben mit rund 60 Ahnentafeln, übermalt von Künstlerkollegen aus aller Welt, das nächstes Jahr in einer großen Ausstellung gipfeln soll.


Fünf Ahnen auf Besuch
Gernot Riedmann, Bildhauer
KunstVitrine an der Magistrale
Dornbirn, Hatlerstraße 10
Ausstellungseröffnung: Freitag, 3. November 17 Uhr
Dauer: bis zum Jahreswechsel. 

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