Nahost: Palästinenser verliert seine Kinder an deren Geburtstag

Darum geht's:
- Israelischer Luftangriff im Süden des Gazastreifens tötet schwangere Frau und ihre zwei Kinder
- Ungeborenes Baby wird per Kaiserschnitt gerettet, aber mit bleibenden Schäden
- Vater überlebt den Angriff, der am Geburtstag der Kinder stattfindet
Ein israelisches Geschoss traf nach Angaben ihres Vaters das Haus von Verwandten in Rafah im Süden des Gazastreifens, in dem sich die Familie vor den israelischen Luftangriffen auf Gaza-Stadt in Sicherheit wähnte. Das ungeborene Baby konnte im Krankenhaus noch per Kaiserschnitt auf die Welt geholt werden, wird aber vermutlich bleibende Schäden davontragen.
Mutter und zwei Kinder starben bei Luftangriff
Nur der Vater Ayman Abu Shamalah überlebte den Angriff. Nach eigenen Angaben hatte er auf dem Dach des dreistöckigen Gebäudes die Wassertanks überprüft, nachdem es nach elf Tagen endlich wieder eine Lieferung gegeben habe. "Ich ging gerade die Treppe hinunter, als unser Haus getroffen wurde", erzählt der 34-Jährige der Nachrichtenagentur AFP. "Wäre ich 30 Sekunden früher herunter gekommen, wäre ich zusammen mit ihnen getötet worden."
Vier weitere Verwandte und zwei ihrer Kinder kamen am 21. Oktober ums Leben, dem Geburtstag von Abu Shamalahs Kindern. Für ihn werde dieser Tag künftig nur noch Trauer mit sich bringen, sagt er mit erstickter Stimme, während er mit beiden Händen die Tränen abwischt.

Schwangere Frau von Balkon geschleudert
Seine Frau sei von der Druckwelle vom Balkon geschleudert worden, als sie gerade Wäsche aufhing, erzählt der 34-jährige Palästinenser. Die 28-Jährige sei im neunten Monat schwanger gewesen, und sie hätten ihrer künftigen Tochter bereits einen Namen gegeben.

"Hole Mekka aus meinem Bauch"
Er habe nicht damit gerechnet, dass Dareen und ihr Ungeborenes den Sturz aus dem dritten Stock überleben würden, sagt Abu Shamalah. "Doch als ich sie fand, lebte sie noch kurz." Ihre letzten Worte seien gewesen: "Ayman, hole Mekka aus meinem Bauch und kümmere dich um sie."

Gehirn des Babies nicht ausreichend versorgt
Im Krankenhaus, in das Dareens Leiche gebracht wurde, bekniete er daraufhin den Arzt, den letzten Wunsch seiner Frau zu erfüllen. Den Ärzten gelang es tatsächlich, Mekka per Kaiserschnitt auf die Welt zu holen. Doch zwischen dem Tod der Mutter und der Geburt vergingen sehr viel Zeit, in dem das Gehirn des Babys nicht mit Sauerstoff versorgt wurde. Nach Einschätzung des Leiters der Notaufnahme, Mohammad Salameh, wird Mekka bleibende Schäden davontragen.
Geburtsdatum: 21. Oktober
Vor dem Brutkasten seiner Tochter bricht Abu Shamalah in Tränen aus. Dass ein Arzt ihn tröstend in den Arm nimmt, merkt er kaum. Auf dem Zettel am Brutkasten steht: "Baby der Märtyrerin Dareen Abu Shamalah" - und als Geburtsdatum: 21. Oktober.

(APA)