Ex-Justizsektionschef Christian Pilnacek ist tot

Darum geht's:
- Christian Pilnacek, der suspendierte Sektionschef des Justizministeriums, ist gestorben.
- Er wurde als Geisterfahrer auf der Autobahn gestoppt und später tot aufgefunden.
- Pilnacek galt als angesehener Strafrechtsexperte und Reizfigur innerhalb der Justiz.
Das Justizministerium bestätigte auf APA-Anfrage einen Online-Bericht des Nachrichtenmagazin "profil". Medienberichten zufolge soll Christian Pilnacek zuvor in Wien an einer gesellschaftlichen Veranstaltung teilgenommen haben. Nach dem geselligen Abend setzt er sich ans Steuer seines Fahrzeugs.
Polizei entzog ihm den Führerschein
Er fuhr dann auf die Autobahn S5 bei Stockerau auf die Gegenfahrbahn und war als Geisterfahrer unterwegs. Die Autobahnpolizei Stockerau stoppte ihn schließlich und entzog ihm den Führerschein. Wenig später wurde Pilnacek tot aufgefunden.
Justizministerin Alma Zadic (Grüne) zeigte sich in einer der APA übermittelten Stellungnahme vom Tod Pilnaceks erschüttert und nannte ihn einen "fachlich äußerst versierten Juristen, der mit seiner Expertise einen großen Beitrag zur Weiterentwicklung der Straflegistik geleistet hat". Pilnacek galt als ausgewiesener Strafrechtsexperte, der seine Expertenwissen bei zahlreichen Reformprojekten einbrachte.
"Setzts euch z'samm und daschlogts es"
Gleichzeitig schreckte er nicht davor zurück, sich mit den ihm unterstellten Staatsanwälten anzulegen. Mit dem mittlerweile legendären Satz "Setzts euch z'samm und daschlogts es, aber das hättet ihr vor drei Jahren machen können" hatte er etwa Anklagevertreter aufgefordert, sich in der Eurofighter-Causa nicht mit keinen Erfolg versprechenden Ermittlungssträngen aufzuhalten und diese Teile einzustellen.
Justizintern galt Pilnacek stets als Reizfigur, die nicht mit ihrer Meinung hinter dem Berg hielt. Die von den Staatsanwälten der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) mitgeschnittene Aussage zu dem Eurofighter-Verfahren führte zu einer letztlich folgenlos gebliebenen Anzeige wegen Amtsmissbrauchs. Speziell mit der WKStA focht der Sektionschef seine Sträuße aus.
Nach Vorwürfen suspendiert
Eine neue Dimension erreichten die Auseinandersetzungen, als Pilnacek im Zuge von Ermittlungen rund um das Heumarkt-Projekt von der Staatsanwaltschaft Wien das Handy abgenommen wurde. Vorwurf: Er soll interne Informationen aus der Behörde verraten haben - in dieser Causa wird nach wie vor ermittelt. In einem anderen Verfahren wegen Verletzung des Amtsgeheimnisses wurde er dagegen rechtskräftig freigesprochen.
Die diversen Vorwürfe führten schließlich zu einer Suspendierung Pilnaceks, die dieser vor Gericht bekämpfte. Zuletzt wurde ihm von der Disziplinarbehörde eine (nicht rechtskräftige) Geldstrafe aufgebrummt, weil er in einem Chat mit dem damaligen Kabinettschef im Finanzministerium diesem zu einem Rechtsmittel gegen eine Hausdurchsuchung geraten hatte. In diesem Zusammenhang fiel auch die auf Ex-Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) gemünzte Aussage "Wer vorbereitet Gernot auf seine Vernehmung?".
(APA)