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Israel erklärt Kriegszustand - TV: 500 bis 600 Tote in Israel

Das israelische Sicherheitskabinett hat in Israel den Kriegszustand ausgerufen.
Das israelische Sicherheitskabinett hat in Israel den Kriegszustand ausgerufen. ©AP; Canva
Das israelische Sicherheitskabinett hat in Israel den Kriegszustand ausgerufen. Dies erlaube "weitreichende militärische Schritte", teilte am Sonntag das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu mit.
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"Der Krieg, der Israel durch eine mörderische Terrorattacke aus dem Gazastreifen aufgezwungen wurde, hat am 7. Oktober 2023 um 06.00 Uhr begonnen." In den Kämpfen seit Samstag kamen auf beiden Seiten bisher hunderte Menschen ums Leben.

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Geiselnahme und Luftangriffe: Eskalation der Gewalt im Gazastreifen

Die Zahl der Todesopfer in Israel nach dem überraschenden Großangriff der radikalen Palästinenser-Gruppe Hamas steigt weiter an: Laut Berichten israelischer TV-Sender liegt sie inzwischen bei 500 bis 600. Die israelische Luftwaffe hat nach den überraschenden Großangriffen militanter Palästinenser in der Nacht auf Sonntag weitere Ziele im Gazastreifen attackiert.

Fluggesellschaften streichen Flüge nach Tel Aviv

Wegen des Großangriffs der radikalislamischen Hamas auf Israel haben Fluggesellschaften in aller Welt - so auch die AUA - am Wochenende Dutzende Flüge in das Land gestrichen. Wie am Samstag auf den Ankunftstafeln des Ben-Gurion-Flughafens in Tel Aviv zu lesen stand, strichen unter anderem die AUA-Konzernmutter Lufthansa, Air France, Ryanair, Emirates, Aegan Airlines und American Airlines Verbindungen in die israelische Metropole.

Unklar, wie viele Israelis von den Hamas-Angreifern verschleppt wurden

Unklar war immer noch, wie viele Israelis von den Hamas-Angreifern als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt wurden. Medienberichten zufolge soll es sich um Dutzende handeln. Die USA, die EU und Israel stufen die Hamas als Terrororganisation ein. Durch die israelischen Luftangriffe seien im Gazastreifen 313 Palästinenser getötet und knapp 2.000 verletzt wurden, teilte das dortige Gesundheitsministerium am Sonntag mit.

Israel hat bei seinen Angriffen im Gazastreifen ein ranghohes Hamas-Mitglied getötet. Der Zivilschutz bestätigte, die Leiche von Aiman Yunis sei am Sonntag aus den Trümmern eines Gebäudes im Flüchtlingslager Nuseirat geborgen worden.

Die Palästinensische Autonomiebehörde beantragte ein Dringlichkeitstreffen der Außenminister der Arabischen Liga. Das berichtete die palästinensische Nachrichtenagentur WAFA. Grund sei die "brutale und anhaltende israelische Aggression gegen das palästinensische Volk einschließlich der Stürmung der Al-Aqsa-Moschee durch tausende Siedler", zitiert die Agentur den palästinensischen Botschafter bei der Arabischen Liga, Muhannad al-Akluk.

Die gewalttätigen Auseinandersetzungen am Tag nach dem Überraschungsangriff der radikal-islamischen dauerten an. In mehreren Gebieten im Süden Israels entlang der Grenze zum Gazastreifen werde weiter gekämpft, darunter in den Orten Ofakim, Sderot, Yad Mordechai, Kfar Asa, Beeri, Yatid und Kissufim, erklärten die Kassam-Brigaden, eine bewaffnete Gruppierung der Hamas, Sonntagfrüh. Das israelische Militär erklärte, Hunderte von palästinensischen Kämpfern getötet und Duzende gefangen genommen zu haben.

Im Norden schaltete sich die libanesische Hisbollah-Miliz ein. In Solidarität mit dem palästinensischen Volk habe sie das von Israel besetzte Gebiet der Sheeba-Farmen an der Grenze zum Libanon mit Raketen und Artillerie angegriffen. Das israelische Militär erklärte, man beschieße die Region im Libanon, von der aus die Angriffe gestartet wurden.

Großangriff: Raketenhagel auf Israel

Samstagfrüh hatte die Hamas aus dem Gazastreifen bei einem Großangriff einen Raketenhagel auf Israel abgefeuert. Bewaffnete Kämpfer drangen auf israelisches Gebiet, töteten dort mindestens 250 Soldaten und Zivilisten und nahmen Geiseln. Darunter sollen sich einem Bericht der "Bild"-Zeitung zufolge auch deutsche Staatsangehörige befinden. Das deutsche Auswärtige Amt sagte, man sei in Kontakt mit den Behörden in Israel, um das zu klären. Die Lage sei noch sehr unübersichtlich.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hatte am Samstag von einem Krieg gesprochen und eine nie da gewesene Vergeltung für den Angriff angekündigt, der das Land offenbar völlig unvorbereitet traf. Die USA, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Österreich und andere westliche Länder verurteilten den Angriff scharf und sicherten Israel ihre Solidarität zu. Der Iran, der sowohl die Hamas als auch die Hisbollah-Miliz unterstützt, bezeichnete die Angriffe als Selbstverteidigung der Palästinenser und rief muslimische Länder auf, sich auf deren Seite zu stellen. Am Sonntag befasst sich der UN-Sicherheitsrat mit der Eskalation.

Internationale Reaktionen: Solidarität mit Israel und Warnungen vor Flächenbrand

Beobachter warnen vor einem Flächenbrand, sollten auch andere Gegner Israels wie der Iran oder die Hisbollah im Libanon den Kampf offen unterstützen. Am Samstag hatte die Hisbollah erklärt, in Kontakt mit den Anführern der Palästinenser zu sein. Ob der Angriff auf die Sheeba-Farmen eine weitere Eskalation und eine Ausweitung des Konflikts darstellt, blieb unklar. Israel beansprucht die Sheeba-Farmen, ein 15 Quadratkilometer großes Gebiet an der Grenze zum Libanon, seit 1967 für sich. Syrien und der Libanon sehen das Gebiet als libanesisch an.

Der palästinensische Botschafter in Wien, Salah Abdel Shafi, sagte, die Ereignisse in und um Gaza müssten als Resultat langjähriger Unterdrückung und israelischer Besatzung angesehen werden. Seit Beginn des Jahres seien mehr als 250 Palästinenser im Westjordanland ermordet worden, darunter mehr als 40 Kinder. "Ich bin schockiert darüber, dass europäische Politikerinnen und Politiker kein Wort des Bedauerns für die bei den jüngsten Angriffen auf Gaza mehr als 300 getöteten Menschen gefunden haben", so der Botschafter. "Ebenso wenig wurde ein Wort darüber verloren, dass Israel die gesamte Stromversorgung zu Gaza gekappt und zivile Infrastruktur zerstört hat. Dieses Schweigen der westlichen Welt kann leider nur als Doppelmoral bezeichnet werden."

Der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Salzburg und Jüdischen Gemeinde Graz, Elie Rosen, machte die EU für die Entwicklung mitverantwortlich: Mehr als 8 Milliarden Euro habe allein die EU seit dem Osloer Abkommen an die Palästinischen Gebiete überwiesen und damit auch unweigerlich die Hamas unterstützt. Aufgrund der sich laufend verschlechternden Sicherheitslage hätten die Gelder nichts zur Verbesserung des Friedensprozesses beigetragen, sondern vielmehr die terroristische Mobilisierung vorangetrieben.

(APA)

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