Greenpeace: Erdgas-Ausstieg bis 2035 technisch machbar
Die technischen Möglichkeiten für so ein ambitioniertes Szenario wären vorhanden, schreibt Greenpeace in einer Schnellanalyse, die am Dienstag veröffentlicht wurde. Das Papier geht aber weder auf Kosten noch auf fehlendes Fachpersonal oder mangelnden politischen Willen ein. Angesichts der drohenden Umweltkosten im Zuge der Erderhitzung sei der Umbau ohnehin unerlässlich, so die Greenpeace-Position.
Eingriffe bezeichnet Greenpeace als "äußerst ambitionierte Maßnahmen"
Das Szenario, das bei Greenpeace bis 2035 den Erdgasverbrauch auf Null drückt, heißt daher auch schlicht "notwendige Anstrengungen". Die nötigen Eingriffe bezeichnet Greenpeace allerdings selber als "äußerst ambitionierte Maßnahmen". Demnach müsste der Erdgasverbrauch in Österreich von derzeit etwa 88 auf 0 TWh fallen. Betroffen wären vor allem die Industrie (derzeit 56 Prozent des Gasverbrauchs) und die Haushalte beim Heizen (33 Prozent). Jeweils zur Hälfte soll der Ausstieg aus Gas durch die Senkung des Energiebedarfs und durch den Umstieg auf erneuerbare Energieträger erreicht werden. Das Einsparen könne durch Effizienzgewinne und durch Verzicht ("Suffizienz") erreicht werden, sagt die Greenpeace-Studie, lässt aber offen, wie viel Effizienzgewinne möglich sind und wie viel Verzicht nötig wird.
Erdgas-Ausstieg bis 2035 laut Greenpeace technisch möglich
Die Anforderungen sind jedenfalls gewaltig in diesem Szenario: Rund zehn Prozent der heimischen Industriebetriebe müssten jedes Jahr aus Gas aussteigen. Zugleich müsste eine "sehr hohe Sanierungsrate" von zehn Prozent aller heimischen Gebäude jährlich erreicht werden. Soweit Gas zum Heizen verwendet wird, müsste für den Restbedarf auf andere Energieträger umgestellt werden. Die Industrie müsse den Energieverbrauch "drastisch reduzieren". Es brauche "Massive Investitionen in die EU-Stromnetze und Speicherlösungen für Flexibilisierung" sowie den Ausbau von Solar- und Windenergie.
Greenpeace nutzt das Positionspapier, um einen Fahrplan zum Ausstieg aus fossilem Gas zu fordern. Dieser müsse Energiesparen, den Umbau von Heizungen, insbesondere der Fernwärme, auf erneuerbare Energieträger und ein Aus für neue Projekte zur Förderung von fossiler Energie in Österreich beinhalten. Noch nötige Gasimporte sollten ab 2027 nur mehr aus "demokratisch regierten Ländern" erfolgen - das sind aus Sicht von Greenpeace außerhalb Europa nur mehr Australien, Kanada und die USA - wo allerdings das Gas großteils aus Fracking, also dem Aufbrechen von Gestein mit aggressiven Chemikalien gewonnen wird. Auch das sei "sehr problematisch", so eine Sprecherin, es sei "eine Entscheidung zwischen Pest und Cholera". Würde das Szenario umgesetzt, dann könnte Österreich dafür seine Klimaschutzziele erreichen.
(APA/Red)