So stark wirkt sich Teilzeit-Arbeit auf die Pension aus

Schon seit Jahren drängen die Pensionskassen darauf, die betriebliche Vorsorge stärker in die Breite zu bringen und mehr Menschen in Österreich zur Verfügung stellen zu können. Vor allem für die immer zahlreicher werdenden Teilzeitarbeitenden kann diese für den Ausgleich einer entstehenden Pensionslücke essenziell werden.
Pensionssystem vor großen Herausforderungen
Das heimische Pensionssystem steht in den kommenden Jahren und Jahrzehnten vor einigen Herausforderungen. Die Zahl der Personen, die das staatliche System tragen können, wird in Zukunft deutlich abnehmen. Kamen 2019 rechnerisch noch 3,26 Beitragszahler auf einen Rentner, werden es laut Berechnungen der Economica 2050 nur noch 1,96 Beitragszahler sein. Gleichzeitig dürften aufgrund demografischer Veränderungen die Pensionsausgaben des Staates bis dahin auf 167,6 Mrd. Euro ansteigen, das sind 15,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP), sagte Economica-Chef Christian Helmenstein am Mittwoch. 2021 betrugen die Ausgaben 58,7 Mrd. Euro oder 13,8 Prozent des BIP.
Teilzeit-Arbeit führt zu Pensionslücke
Zu diesen Basiseffekten verschärfend hinzu komme der Trend zur Teilzeitarbeit. Diese werde in Österreich immer mehr zum Regelfall, so Helmenstein. Für den Einzelnen entsteht durch die verringerte Arbeitszeit aber eine Pensionslücke. Je früher im Arbeitsleben sich jemand für Teilzeitarbeit entscheidet, umso mehr nimmt die Pensionslücke zu - bei einem männlichen Arbeitnehmer mit Medianeinkommen, der seine Arbeitszeit mit 24 Jahren von Vollzeit auf Teilzeit (32 Stunden) reduziert, liege sie laut Berechnungen der Economica beispielsweise bei 442.115 Euro. Bei einer Frau wären es 422.635 Euro.
Mit einer betrieblichen Vorsorge könne diese durch die Teilzeit entstehende Lücke ausgeglichen werden, so Zakostelsky. "Es lässt sich eindeutig machen", so der Fachverbands-Obmann. Dafür muss allerdings in der Erwerbsphase einiges angespart werden. Ein Mann müsste bei Teilzeit-Arbeit ab 24 Jahren über eine Anspardauer von 41 Jahren hinweg 170 Euro pro Monat ansparen, um die Lücke zu schließen, bei Frauen sind es 150 Euro.
Private Pensionsvorsorge müsse attraktiver werden
"Allerdings haben in Österreich derzeit nur ein Viertel der Berufstätigen Bevölkerung eine Zusatzpension", sagte Zakostelsky. Der Fachverband fordert daher vom Gesetzgeber, die private Vorsorge attraktiver zu gestalten und in die Breite zu bringen. Erreicht werden könnte das mit steuerlichen Anreizen für eine grüne Pensionsvorsorge. Das würde bedeuten, dass Arbeitnehmer steuerbegünstigt in die betriebliche Vorsorge einzahlen können, wenn eine nachhaltige Anlageform gewählt wird.
Zudem müsse die steuerliche Absetzbarkeit für Arbeitnehmer-Eigenbeiträge gewährleistet werden. Schließlich pocht Zakostelsky erneut auf einen Generalpensionskassenvertrag. Es gebe diesbezüglich bereits "Vorarbeiten im Ministerium". Ein solcher Vertrag müsse jedenfalls möglichst rasch - am besten noch vor Wahlkampfzeiten - umgesetzt werden, so der Fachverbands-Obmann.
Performance der Pensionskassen heuer wieder besser
Über eine Million Menschen sind derzeit anwartschafts- und leistungsberechtigt für eine betriebliche Vorsorge. Mit Zahlungen von 847 Mio. Euro im Jahr 2022 sind die Pensionskassen mittlerweile der größte Zahler privater Renten in Österreich.

Die Performance der Pensionskassen hat sich nach einem schwierigen Jahr 2022 heuer wieder verbessert. Nach plus 1,7 Prozent im ersten Quartal stand nach sechs Monaten ein Performance-Plus von 3,28 Prozent zu Buche. Im langjährigen Durchschnitt (seit 1991) liegt der Prozentsatz bei 4,90 Prozent pro Jahr, der Durchschnitt der letzten zehn Jahre liegt bei 3,26 Prozent pro Jahr.
(APA/Red)