„Aus Träumen entsteht manchmal etwas ganz Großes“

Dornbirn Der rüstige Pensionist Klaus Thaler (92) wippt auf seinem Gymnastikball auf und nieder und erinnert sich, wie es damals vor rund 40 Jahren zum Recyceln von Joghurtbechern gekommen ist. „Ich war bei der Großmolkerei in Dornbirn, der GROMO, als Produktionsleiter tätig. Seit 1984 produzierten wir zusätzlich Joghurt. Eines Tages kam eine Gruppe Lustenauer Frauen zu uns in den Betrieb und hinterfragte, weshalb die Joghurtbecher nach der Benutzung weggeschmissen und nicht wieder verwendet wurden“, so Klaus Thaler. Sie erzählten von der benachbarten Schweiz, in der man die benutzten Joghurtgläser wieder zurückgeben konnte. Plastik konnte man jedoch nicht keimfrei reinigen, ohne es zu erhitzen. Das verändert wiederum die Form des Behälters, da dieser zu schmelzen beginnt. Er dachte nach und fand einen Weg, wie er den Plastikmüll reduzieren konnte: die Becher mussten wieder in den Rohzustand gebracht werden. Für sein Vorhaben fand er eine Schweizer Firma. Der Grundstein für das Recyceln von Kunststoffverpackungen war gelegt.
Menschen wollten wiederverwenden
Um seine Idee erfolgreich umsetzen zu können, brauchte Klaus Thaler nicht nur die Kunden, die die leeren Joghurtbecher sammelten, sondern auch den Handel, der die Becher einsammelte und dann an die GROMO übergab. „Das klappte gut. Die Menschen begannen ihre Becher zu Hause zu sammeln und in den Geschäften abzugeben.“ Eine Weltneuheit, denn bis dato wurde lediglich Glas recycelt. Immer mehr brachten die Joghurtbecher zu den Sammelstellen. „Es brach ein regelrechtes Sammelfieber aus“, erinnert er sich stolz zurück. Eines Tages rief ihn der Direktor der deutschen Hochschule in Reutlingen an. Er habe bei seinem Winterurlaub am Schwarzenberg gesehen, wie die Konsumenten Joghurtbecher bei sich zu Hause stapeln und wollte von ihm wissen, was es damit auf sich hat. „Er war beeindruckt von der Idee und erzählte mir, dass sie aktuell an einer automatischen Sortierungsanlage forschen.“
Plastikmüll sinnvoll in Kreislauf integrieren
Klaus Thaler war es immer wichtig, möglichst umweltschonend zu arbeiten. Bereits im Jahr 1984 verkaufte die GROMO rund 4,5 Millionen Joghurtbecher im Jahr. „So ein Joghurtbecher wiegt drei Gramm“, erklärt der rüstige Pensionist und betrachtet die vor ihm stehenden leeren Becher. „Drei Tonnen Joghurtbecher wurden monatlich in die Schweiz gebracht und dort wiederverwertet.“ Eine beachtliche Zahl wie er findet. Seit 1984 wird in Vorarlberg wiederverwertet. Schon bald taten dies auch die Nachbarländer.
Umweltschutzpreise
Für sein Recycling-System an Joghurtbecher gewann er 1994 den Vorarlberger Umweltpreis. Die Stadt Dornbirn verlieh ihm den Umweltschutzpreis bereits im Jahr 1992. Thaler weiß, dass er mit seinem praktischen Denken viel erreicht hat. „Die Joghurtbecher können grenzenlos wiederverwertet werden. Für mich als Konsument ist das ein gutes Gefühl“, sagt er. Einzige Voraussetzung für eine Wiederverwertung: Das Produkt muss sortenrein sein. „Es ist wichtig, dass in den gelben Sack lediglich Plastikverpackungen kommen. Kartonverpackungen oder Aluminiumdeckel vom Joghurt haben dort nichts zu suchen.“ Der 92-jährige Thaler blickt zufrieden und mit großem Stolz auf das, was er erreicht hat, zurück. „Oft hat mir mein damaliger Chef gesagt, ich sei ein Träumer. Doch aus Träumen entsteht manchmal etwas ganz Großes“, sagt er augenzwinkernd. Bvs