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Treibhausgas-Emissionen sanken in Österreich seit 1990 nur leicht

Beim Reduzieren der CO2-Emissionen in Österreich spielt das Auto weiterhin eine große Rolle.
Beim Reduzieren der CO2-Emissionen in Österreich spielt das Auto weiterhin eine große Rolle. ©APA/FRANZ NEUMAYR (Sujet)
Die Treibhausgas-Emissionen Österreichs sind seit 1990 nur leicht gesunken, obwohl bei Sektoren wie Gebäuden, Landwirtschaft, Energie und Industrie Rückgänge zu verzeichnen waren.

Schuld daran hat der Verkehr, der hierzulande seit Jahren konstant zwischen 28 und 30 Prozent zum Ausstoß klimaschädlicher Gase beiträgt - allen voran ist das CO2. Um die Klimaziele zu erreichen, bräuchte es eine deutliche Reduktion. Gelingen soll das mit einer Verkehrs- oder Mobilitätswende.

Treibhausgas-Emissionen sanken in Österreich seit 1990 nur schwach

Darunter versteht man die grundlegende Umstellung von Straßen-, Schienen-, Flug-, und Schiffsverkehren, um diese nach ökologischen Zielvorstellungen weitgehend emissionsfrei zu machen. Betroffen sind sowohl der Personen- als auch der Güterverkehr. Die Mobilitätswende umfasst Maßnahmen, die helfen, Verkehr zu vermeiden und zu verlagern und Maßnahmen, die den Verkehr verbessern sollen - vor allem durch die Umstellung des Fahrzeugbestandes auf emissionsfreie Antriebsarten aus 100 Prozent erneuerbaren Energien.

Das muss Österreich zum Erreichen der Klimaneutralität tun

Laut Klimaschutzministerium müssten in Österreich zum Erreichen der Klimaneutralität die CO2-Emissionen des Verkehrs von zuletzt 21 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten (Stand 2022) bis ins Jahr 2040 auf nahezu null reduziert werden. Das geht nur, wenn die Mobilitätswende auch einen kulturellen Wandel beinhaltet: Von einer Neubewertung des Autos bis hin zur Umverteilung des öffentlichen Raums, der gerade in Städten ein begrenztes Gut ist. Stichwort: Autofreie Innenstädte oder Ortszentren und die Umwandlung von Parkplätzen in Radwege, Grünflächen und Platz für Fußgängerinnern und Fußgänger.

Mobilitätsmasterplan 2030 für Österreich

Laut dem Mobilitätsmasterplan 2030 für Österreich ist der umweltfreundlichste Verkehr und Transport jener, der gar nicht erst entsteht ("Vermeiden"). Mit einer nachhaltigen Standort- und Raumplanung und durch regionale Produktions- und Handelsverflechtungen sollen dabei Wege kurzgehalten werden und bequem zu Fuß, per Rad, mit Öffis oder Fahrgemeinschaften oder Carsharing zurückgelegt werden. Dabei fällt Themen wie lokalem Wirtschaften, der Stärkung von Stadt- und Ortskernen und der Siedlungsentwicklung eine zentrale Rolle zu. Die im internationalen Vergleich hohe Zersiedelung in Österreich zeugt etwa von Fehlern in der Raumplanung in der Vergangenheit.

Regionale Lebensmittelporduktion könnte Güterverkehr verringern

Güterverkehr könnte durch regionale Lebensmittelproduktion, langlebigere Güter und Kreislaufwirtschaft verringert werden. Auch Telearbeit hätte das Potenzial für weniger Pendelverkehr: So könnte rund ein Viertel aller Erwerbstätigen in Österreich grundsätzlich im Homeoffice arbeiten. Ein 40-Prozent-Anteil dieses Viertels würde rund 300.000 Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr einsparen. Genauso hätte laut Umweltbundesamt Tempo 80 auf Freilandstraßen und Tempo 100 auf Autobahnen 830.000 Tonnen CO2 pro Jahr weniger zur Folge. Der VCÖ spricht in diesem Zusammenhang von "Low Hanging Fruits" - Aufgaben, die mit geringerem Aufwand rasch umsetzbar sind und großen Nutzen bringen.

Anteil der Autofahrer sollte im Gesamtverkehr gesenkt werden

Parallel zu Verkehrsvermeidung soll der Anteil der Autofahrten im Gesamtverkehr zu Gunsten des Umweltverbunds (Öffis, Rad, Zufußgehen) deutlich gesenkt werden ("Verlagern"). Derzeit werden rund 60 Prozent aller Wege mit dem Auto zurückgelegt, 2040 sollen es nur mehr knapp über 40 Prozent sein. Vier von zehn Autofahrten sind heute kürzer als fünf Kilometer und somit in Raddistanz, sieben Prozent kürzer als einen Kilometer und somit in Gehdistanz. Mit E-Fahrrädern und Pedelecs ließe sich der Radius der "aktiven" eigenen Mobilität noch einmal vergrößern: 61 Prozent der Pkw-Fahrten sind kürzer als 10 Kilometer.

Lkw-Verkehr auf die Schiene verlagern

Im Güterverkehr könnte Lkw-Verkehr auf die Schiene verlagert werden, etwa durch betriebliche Gleisanschlüsse. Für Städte gäbe es bereits heute City-Logistik-Lösungen. Und im Reiseverkehr könnten durch den Ausbau des europäischen Hochleistungsschienennetzes und des Nachtzugangebots Kurzstrecken-Flüge ersetzt werden.

Um Energie effizient zu nutzen, sollen fossile Brennstoffe durch klimafreundlichere Antriebstechniken bzw. Kraftstoffe ersetzt werden - Elektromotoren, Wasserstoff und in gewissen Bereichen E-Fuels ("Verbessern"). Selbst Fliegen soll einmal ohne Erdöl auskommen. Verbessern heißt aber auch: gute Takte, kurze Reisezeiten, einheitliche Tarifsysteme und gute Infrastruktur im Öffentlichen Verkehr.

Ländliche Regionen nicht immer sinnvoll mit Öffis abgedeckt

Klar ist, dass gerade ländliche Regionen nicht immer sinnvoll mit klassischen Öffis abgedeckt werden können. Darum braucht es Ergänzungen durch den großflächigen Ausbau von Mikro-Mobilität für die letzte Meile und von "Sharing"-Angeboten wie Car-, Bike-, Lastenrad-, Scooter- und Ride-Sharing.

Zum Steuern der Mobilitätswende können regulatorische Maßnahmen beitragen - wenn der politische Wille und der Mut zur Umsetzung vorhanden ist: Tempolimits, Einfahrtsverbote und Innenstadt-Mauten, Parkraumbewirtschaftung, Steuern. In Österreich wird die Autonutzung etwa mit dem Kilometergeld und dem Dienstwagen-Privileg steuerlich subventioniert. Bauordnungen und Stellplatzverordnungen sehen vielerorts eine hohe Anzahl verpflichtend zu errichtender Pkw-Abstellplätze vor.

Verkehrswende auch abseits der CO2-Redaktion mit hohem Nutzen

Einig ist sich die Wissenschaft, dass eine Verkehrswende auch abseits der CO2-Reduktion hohen volkswirtschaftlichen Nutzen hat: eine gesündere Bevölkerung durch mehr Bewegung, weniger Lärm und weniger Schadstoffe wie Stickoxide oder Feinstaub zum Beispiel - und weniger Unfalltote und Verletzte bei einer Temporeduktion. Studien zufolge profitiert auch der Einzelhandel von autofreien oder autoarmen Innenstädten. Wer heute abseits der Ballungsräume über kein Fahrzeug, insbesondere einen Pkw, verfügt, ist oft in seiner sozialen Teilhabe begrenzt. Die Verkehrswende würde damit einkommensschwachen Gruppen oder Menschen, die aus Alters- oder gesundheitlichen Gründen kein Fahrzeug lenken können, mehr Mobilität ermöglichen.

(APA/Red)

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