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Starkregen im Süden: Mehrere Häuser in Kärnten evakuiert

©Canva (Symbolbild)
In St. Paul im Lavanttal in Kärnten sind am Freitagabend 70 Häuser evakuiert worden.

Starke Niederschläge in der Nacht auf Freitag haben im Süden Österreichs zu Murenabgängen und Hochwasser geführt. In der Steiermark wurde für die Bezirke Deutschlandsberg, Leibnitz und Südoststeiermark Zivilschutzwarnung gegeben, in fünf Kommunen Katastrophenalarm. Angespannt war die Lage in Unterkärnten, in St. Paul im Lavanttal wurden am Abend 70 Häuser evakuiert, Zivilschutzalarm gab es auch in Viktring.

70 Häuser in Kärnten evakuiert

In der Gemeinde St. Paul droht ein Rückhaltebecken überzulaufen, am Nachmittag wurde ein mobiler Hochwasserschutz aufgebaut. Trotzdem wurden - aufgrund der zu erwartenden Regenmengen in der Nacht - am Abend schließlich 70 Häuser evakuiert. Die Bewohner wurden aufgefordert, die wichtigsten Dinge zusammenzupacken und die Häuser zu verlassen. "Bitte versuchen Sie in erster Linie bei Familie und Freunden unterzukommen. Sollten Sie keine Möglichkeit haben, steht Ihnen der Bildungscampus St. Paul als Unterkunft zur Verfügung", hieß es in einer Aussendung des Landespressedienstes. Auch in der Ferlacher Ortschaft Waidisch wurden die Bewohner von vier Häusern in Sicherheit gebracht.

Die Gemeinde Bad Eisenkappel im Süden des Bezirks Völkermarkt war weiterhin nicht erreichbar. Überflutungen drohten nach wie vor in den Gemeinden Grafenstein, Neuhaus, Ruden und Griffen. Objektschutzmaßnahmen wurden auch im Bereich der Gurk im Bezirk St. Veit an der Glan gesetzt. Aber auch in der Landeshauptstadt Klagenfurt war die Situation am Abend kritisch: Im Stadtteil Viktring drohte ein Damm zu brechen, weshalb Zivilschutzalarm ausgegeben wurde. "Besonders die Bereiche im Zentrum von Viktring drohen demnächst überschwemmt zu werden. Alle verfügbaren Einsatzkräfte sind bereits vor Ort und versuchen den Damm so lange wie möglich zu stabilisieren", hieß es von der Stadtkommunikation. Die Anrainer wurden aber aufgerufen, sich auf einen möglichen Dammbruch vorzubereiten.

Höchste Warnstufe wegen Starkregens ausgegeben

Für die Gemeinden Bad Eisenkappel, Gallizien, Sittersdorf, Globasnitz, Feistritz ob Bleiburg, Bleiburg und Neuhaus wurde von Geosphere Austria die höchste Warnstufe wegen Starkregens ausgegeben - und zwar bis Samstagmittag. Der Schwerpunkt des intensivsten Niederschlags liegt in der kommenden Nacht, hieß es vom Land Kärnten. Wie vorhergesagt, hatte es gegen 20.00 Uhr wieder zu regnen begonnen - der meiste Regen wurde gegen Mitternacht erwartet.

Weiterer Niederschlag könnte dramatische Folgen haben, denn bereits bis Freitagmittag wurden in Unterkärnten enorme Regenmengen verzeichnet. Am Loiblpass fielen laut Aufzeichnungen von Geosphere Austria innerhalb von 24 Stunden an die 200 Liter Regen pro Quadratmeter, das entspricht der Regenmenge eines ganzen Monats. Knapp 150 Liter pro Quadratmeter fielen in Bad Eisenkappel und in Ferlach. In der Nacht könnten in der Nähe der Karawanken weitere 60 bis 100 Liter pro Quadratmeter hinzukommen. Vorsorglich wurden weitere Feuerwehren ins Krisengebiet beordert, wie etwa der KAT-Zug 2 aus dem Bezirk Spittal mit 120 Feuerwehrleuten und sogar Einsatzkräfte von fünf Feuerwehren aus Niederösterreich.

Bundesheer im Unwettergebiet angefordert

Auch das Bundesheer wurde im Unwettergebiet angefordert: In Kärnten halfen bis zum Abend 50 Soldatinnen und Soldaten, seit 17.00 Uhr standen 80 steirische Einsatzkräfte des Bundesheeres in der Südoststeiermark bei der Bewältigung der Hochwassergefahren im Einsatz.

Die Vermurungen und Überschwemmungen hatten seit in der Früh zu zahlreichen Straßensperren geführt. Betroffen waren viele Grenzübergänge nach Slowenien, weshalb der ÖAMTC befürchtet, dass es am Wochenende besonders lange Staus vor dem Karawankentunnel geben könnte.

Feuerwehr stand im Burgenland im Einsatz

Im Burgenland stand die Feuerwehr am Freitag nach starken Niederschlägen ebenfalls im Einsatz. Über Nacht wurden etwa im Bezirk Jennersdorf rund 70 Liter Regen pro Quadratmeter gemessen, berichtete das Bezirkskommando in einer Aussendung. Mehr als 30 Feuerwehren rückten laut Landessicherheitszentrale (LSZ) aus, um Pumparbeiten durchzuführen oder umgestürzte Bäume zu beseitigen. Über 80 Einsätze wurden in den Bezirken Jennersdorf, Güssing und Oberwart verzeichnet. Am Nachmittag entspannte sich die Lage laut LSZ wieder.

Zumindest der Neusiedler See profitierte von den heftigen Regenfällen. Seit Monatsbeginn stieg der Wasserstand um rund drei Zentimeter auf aktuell 115,13 Meter über Adria. Er befindet sich damit etwa 15 Zentimeter über dem Vorjahreswert - was der tiefste Wert seit 1965 war -, aber weiterhin 30 Zentimeter unter dem langjährigen Mittelwert.

Nach den starken und anhaltenden Regenfälle vor allem im Süden der Steiermark wurde am frühen Nachmittag Zivilschutzwarnung für die Bezirke Deutschlandsberg, Leibnitz und Südoststeiermark gegeben. Für die Gemeinden Paldau, Straden, Gleichenberg und Gnas sowie die Katastralgemeinden Gosdorf und Fluttendorf in der Gemeinde Mureck wurde der Katastrophenfall ausgerufen. In den Bezirken Deutschlandsberg und Leibnitz tagten am Nachmittag die Krisenstäbe. Es sei nicht ausgeschlossen, dass der Katastrophenfall auch für weitere Kommunen ausgerufen werden müsse, hieß es am Nachmittag bei einem Lokalaugenschein von LH Christopher Drexler (ÖVP) und LHStv. Anton Lang (SPÖ) in Gnas.

"Das ist kein guter Tag für die Steiermark"

Drexler sagte bei dem Lokalaugenschein in Gnas: "Das ist kein guter Tag für die Steiermark - und so wie die Prognosen aussehen, werden das noch wirklich schwierige Stunden, wenn nicht gar Tage." LHStv. Lang urteilte, man habe derzeit "im Süden und Südosten der Steiermark eine furchtbare Situation, die sich leider noch weiter verschärfen könnte. Oberste Priorität hat nun der Schutz der Bevölkerung". Am späten Nachmittag hatte der Regen fast überall aufgehört, für die Nacht waren aber weitere starke Niederschläge angekündigt.

Von der Früh an mussten 294 Feuerwehren zu 600 Einsätzen mit mehr als 3.000 Einsatzkräften ausrücken, wie der Landesfeuerwehrverband mitteilte. Keller wurden ausgepumpt und überflutete Straßen sowie die Bereiche bei über die Ufer getretenen Bäche gesichert. An manchen Orten kam es zu Hangrutschungen. Aus der Obersteiermark kamen Wehren aus dem Bereich Knittelfeld den Kollegen in Bad Radkersburg zur Hilfe. Besonders betroffen waren die Gemeinden Eibiswald und Wies, aber auch rund um die Ortschaft Trag in der Gemeinde Bad Schwanberg sowie das in einer Talschaft zwischen Hügeln gelegene oststeirische Gnas.

Kein Strom

Laut dem steirischen Landesenergieversorger Energie Steiermark waren am Vormittag noch rund 4.000 Haushalte ohne Strom, am Nachmittag hatten die Monteure die Verbindungen soweit wieder hergestellt, dass nur noch rund 500 Haushalte ohne Elektrizität waren. Bis zu 120 Liter Niederschlag pro Quadratmeter wurden laut Landeswarnzentrale in manchen Bereichen gemessen. Auch in den Bezirken Graz-Umgebung und Voitsberg verzeichneten die Feuerwehren zahlreiche Einsätze. Einige Straßen mussten gesperrt werden, so war zum Beispiel St. Peter am Ottersbach im Bezirk Südoststeiermark zeitweise nicht erreichbar.

Die steirische Landeswarnzentrale appellierte an die Bevölkerung in den betroffenen Gebieten, nicht notwendige Fahrten mit dem Auto zu unterlassen und bei Dunkelheit nur gut ausgeleuchtete Plätze und Wege zu begehen. Das Befahren von überfluteten Unterführungen und Straßen solle man vermeiden, ebenso die Anweisungen zu Umleitungen und Straßensperren durch Behörden oder Einsatzkräfte unbedingt zu befolgen.

In Kärnten, das in den vergangenen Wochen fast täglich von Gewittern betroffen war, rechnet die Wiener Städtische allein im Juli mit einem Schadensvolumen von rund zehn Millionen Euro. In der Steiermark werden sich die Schäden auf fünf Millionen Euro summieren, in Oberösterreich werden sich die Schadenszahlungen auf vier, in Tirol auf drei und in Salzburg auf zwei Millionen belaufen.

(APA/Red)

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