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Hagel und Sturm zogen Spur der Verwüstung in Kärnten

Unwetter haben im Bezirk Völkermarkt für Überschwemmungen und Vermurungen gesorgt.
Unwetter haben im Bezirk Völkermarkt für Überschwemmungen und Vermurungen gesorgt. ©APA/GEORG BACHHIESL
Am Montagabend haben heftige Unwetter vor allem im Kärntner Bezirk Völkermarkt gewütet. Bei einem Campingplatz am Gösselsdorfer See wurden mehrere Personen verletzt.

Die Feuerwehren bewältigten insgesamt 500 Einsätze, sagte Bezirksfeuerwehrkommandant Patrick Skubel am Dienstag auf APA-Anfrage. Der Sturm knickte Bäume um und riss bei Kühnsdorf sogar das Dach eines Kirchturmes ab.

Auf einem Campingplatz am Gösselsdorfer See gab es zehn Verletzte, die medizinisch versorgt wurden. Die Aufräumarbeiten dauerten auch am Dienstag noch an.

Heftiger Sturm riss Kirchturmspitze ab, Verletzte auf Campingplatz

"Seit gestern Abend tagt der Bezirkskrisenstab, heute wurden bereits erste Flüge durchgeführt, um die Schadstellen auszumachen", sagte Skubel. Erwischt hatte das Unwetter die Mitte des Bezirks: "Begonnen hat es in St. Margarethen am Töllerberg mit sintflutartigem Regen. Das Unwetter ist dann nach Süden über die Drau gezogen, in St. Kanzian wurden Privathäuser abgedeckt. Auch in Eberndorf hat es massive Schäden gegeben", so Skubel, der auch von "massivem Waldbruch" berichtete.

Enorm beschädigt wurde die Filialkirche St. Marxen in der Pfarre Kühnsdorf/Sinča vas, teilte die Diözese Gurk mit: "Die extremen Windböen haben die gesamte Turmdachkonstruktion aus Holz inklusive Teile des Giebels abgeworfen. Das Turmdach wurde weggerissen, Teile des Daches sowie Mauerwerk stürzten auf den Friedhof sowie auf das Dach der Sakristei." Die genaue Schadenshöhe für St. Marxen liege bei "mindestens 500.000 Euro", eine Restaurierung der Filialkirche sei erst im nächsten Jahr realistisch. Der Kühnsdorfer Pfarrer Johann Skuk sagte, er sei "unfassbar entsetzt und nahezu sprachlos" über das Ausmaß der Zerstörung: "Die Kirche ist 750 Jahre alt, so etwas hat es noch nie gegeben."

Auf einem Campingplatz am Gösselsdorfer See im Bezirk Völkermarkt gab es zehn Verletzte durch herumfliegende Gegenstände. Laut Polizei stürzte eine circa 20 Meter hohe Kiefer um. Ein Neunjähriger aus der Steiermark wurde dabei leicht verletzt. Nach der Erstversorgung wurde er per Rettungshubschrauber zur Abklärung ins Klinikum Klagenfurt geflogen.

Feuerwehren entfernen Bäume von Straßen

Am Dienstag waren die Feuerwehren dabei, Straßen freizuschneiden. Betroffen war etwa die Mittlerner Landesstraße (L128) zwischen dem Kreisverkehr Seebach und dem Kreisverkehr Mittlern, die Straße war laut Polizei zeitweise total gesperrt. Außerdem galt es, Dächer - zuerst einmal notdürftig - abzudecken, wofür 3.000 Quadratmeter Planen eingesetzt wurden. Angebracht wurden diese mit Hubsteigern aus dem Bezirk, aber auch mit Unterstützung von Feuerwehren aus den anderen Bezirken. Skubel: "Man sieht, wie wichtig der Katastrophenschutz wird, wir werden in Zukunft immer mehr Spezialgerät brauchen."

Insgesamt waren am Montagabend bis Mitternacht allein wegen des Unwetters im Bezirk Völkermarkt 250 Notrufe bei der Landesalarm- und Warnzentrale eingelangt: "Abgearbeitet wurden dann aber 400 bis 500 Einsätze, etwa weil die Feuerwehren schon bei den bei den Zufahrten Straßen räumen mussten", so Skubel. Katastrophenschutzreferent Daniel Fellner (SPÖ) sprach am Dienstag von 46 Feuerwehren, die mit rund 930 Feuerwehrleuten im Großeinsatz standen. Immer wieder würden auch am Dienstag noch neue Schadstellen gemeldet, es gebe bis zu 50 "schwer betroffene Gebiete" mit abgedeckten Häusern oder von umgestürzten Bäumen zerstörten Autos.

"Gefahr ist überhaupt nicht gebannt"

Die aktuellen Wetterdaten würden auf keine Entspannung hindeuten, erklärte Fellner: "Die Gefahr ist überhaupt nicht gebannt." Für Dienstagnachmittag wurden im nördlichen und westlichen Bergland kräftige Gewitter erwartet, die sich bis zum Abend auf ganz Kärnten ausbreiten können. Mit Sturm und großkörniger Hagel sei zu rechnen. "Behalten Sie die Wetterhinweise im Auge und vermeiden Sie unnötige Fahrten mit dem Auto. Und bitte: Fahren Sie nicht als Schaulustiger in die betroffenen Gebiete", appellierte Fellner.

Tausende Haushalte nach heftigen Unwettern ohne Strom

Bis zu 2.500 Haushalte waren am Montagabend zeitweise ohne Strom. Gegen 21.00 Uhr waren noch rund 1.000 Haushalte unversorgt, einige hundert waren es noch Dienstagfrüh. "Vor allem das Gebiet rund um den Klopeiner See hat es schwer getroffen, da liegen die Bäume kreuz und quer", sagte Robert Schmaranz von Kärnten Netz auf APA-Anfrage.

Massive Schäden auch für Landwirtschaft

Auch in der Landwirtschaft hat das Unwetter massive Schäden verursacht: Laut Informationen der Österreichischen Hagelversicherung wurden in den Bezirken Völkermarkt, Klagenfurt-Land und St. Veit an der Glan knapp 6.000 Hektar Ackerkulturen und Grünland, sowie Flächen von Gärtnereien und Baumschulen schwer geschädigt. Alleine in der Landwirtschaft in Kärnten entstand dadurch ein Gesamtschaden in Höhe von 2,3 Millionen Euro.

In Bleiburg hatte es am Montagabend Sturmspitzen von bis zu 100 km/h gegeben, golfballgroße Hagelkörner gingen nieder. 30 Liter Regen pro Quadratmeter fielen innerhalb von zwei Stunden in Völkermarkt.

Auch in der Steiermark schwere Unwetter erwartet

In der Steiermark rechnet man nach den Unwettern von Montag mit weiteren heftigen Gewittern in den kommenden Tagen - entsprechend stellen sich auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Energienetze Steiermark darauf ein. Am Montag hat der Landesenergieversorger rund 5.600 Haushalte verzeichnet, die mehrere Stunden ohne Strom waren.

Die Schäden an den Leitungen wurden allerdings rasch behoben und so waren am Dienstagvormittag nur noch vereinzelte Haushalte ohne Elektrizitätsversorgung, sagte eine Sprecherin. Besonders betroffen sei die Südweststeiermark gewesen. Im oststeirischen Bezirk Hartberg-Fürstenfeld dagegen gingen Hagelkörner mit bis zu vier Zentimeter Größe nieder. Straßen wurden überschwemmt, Keller mussten ausgepumpt werden. Verletzte dürfte es in der Steiermark keine gegeben haben.

(APA/Red)

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