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Gewessler präsentierte Plan zum Ausbau der Energienetze

Leonore Gewessler präsentierte den "Integrierten Netzinfrastrukturplan".
Leonore Gewessler präsentierte den "Integrierten Netzinfrastrukturplan". ©APA/GEORG HOCHMUTH (Symbolbild)
Am Freitag hat Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) den "Integrierten Netzinfrastrukturplan" präsentiert.

Dieser Plan soll als Richtschnur für den Ausbau der österreichischen Netzinfrastruktur bis 2030 dienen und damit den Weg hin zu einem klimaneutralen Energiesystem darlegen, so Gewessler bei einem Pressegespräch am Freitag. Stellungnahmen zum Entwurf sind bis 1. September möglich.

Ausbau der Strom- und Gasnetze

Der Netzinfrastrukturplan zeigt erstmals im Detail, wo die Strom- und Gasnetze ausgebaut werden müssen. Die fossilen Gasnetze sollen dabei künftig zu einem klimaneutralen Wasserstoffnetz umgebaut werden. Die Umsetzung liegt wie bisher bei den regionalen Netzbetreibern.

Die Energieexpertinnen und -experten sind sich einig: Ohne geeignete Netze wird die Energiewende nicht gelingen. Derzeit geht überschüssiger Strom aus Erneuerbaren in Produktionsspitzenzeiten teilweise verloren. Der Grund: Die Netzinfrastruktur fehlt oder ist zu schwach, um den Strom zu verteilen. So gingen im Mai etwa 18.320 MWh an potenzieller Speicherkapazität durch zu schwache Netze verloren, wie die Austrian Power Grid (APG) kürzlich berichtete.

"Das aktuelle Stromnetz ist den Kapazitätserfordernissen der Zukunft nicht gewachsen", mahnte Gerhard Christiner, technischer Vorstand der APG, in einer Aussendung. "Schon jetzt erleben wir jeden Tag, dass die bislang fehlende Koordinierung zur Umsetzung der Energiewende zu unerwünschten und kostenintensiven Fehlentwicklungen führt. Das spiegelt sich in hohem Redispatchbedarf, verzögerter Integration der Erneuerbaren und mangelnder Verfügbarkeit von preisgünstigem Strom für Österreich wider." Redispatch sind Maßnahmen der Netzbetreiber, um das Stromnetz stabil zu halten. Kommt es zu Engpässen im Netz, etwa weil zu viel Strom eingespeist wird oder Leitungen ausfallen, müssen Kraftwerke ihre Produktion anpassen. 2022 gab es 237 Tage an denen Redispatchbedarf bestand, das verursachte Kosten in Höhe von 718 Mio. Euro.

Plan zum Ausbau der Energienetze wurde von Gewessler vorgestellt

Die Stromübertragungsnetze müssten stark ausgebaut werden und der Osten mit dem Westen des Landes besser miteinander verbunden werden, sagte Thomas Kienberger von der Montanuniversität Leoben, der das dem Netzinfrastrukturplan zugrunde liegende Modell mitentwickelt hat. Zudem müsse die bestehende Gasnetzinfrastruktur für den Betrieb mit erneuerbaren Gasen umgebaut werden. Konkret brauche es Wasserstoffkorridore für die Versorgung der Industrie und zur Stromnetzstabiliät sowie regionale Gasnetze für die Sammlung von Biogas.

Die gesetzliche Grundlage für den Netzinfrastrukturplan liegt im Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz. Darin ist auch das Ziel Österreichs verankert, bis 2040 klimaneutral zu werden. Der Plan wurde in den vergangenen Monaten gemeinsam mit unterschiedlichen Expertinnen und Experten ausgearbeitet, darunter das Umweltbundesamt, die Österreichische Energieagentur und die Montanuniversität Leoben.

Scholl kritisierte den verspäteten Start beim Netzinfrastrukturplan

SPÖ-Energiesprecher Alois Schroll kritisierte in einer Aussendung den verspäteten Start beim Netzinfrastrukturplan. "Erst jetzt wird der Konsultationsprozess zum ÖNIP gestartet, obwohl im Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz die Finalisierung des Gesamtkonzepts mit Ende Juni 2023 terminisiert wurde. Wie auch bei anderen wichtigen Energiethemen, kündigt die Ministerin vieles an, bleibt aber die Umsetzung der Energiewende schuldig", so Schroll.

Grünen-Energiesprecher Lukas Hammer bezeichnete den Netzinfrastrukturplan als "Meilenstein in der österreichischen Energiepolitik". So sei erstmals auf Basis detaillierter Studien der Ökostromausbau den Anforderungen an Netze und Speicher gegenübergestellt worden. Lob gab es auch vom Dachverband Erneuerbare Energie Österreich.

Die Industriellenvereinigung und die Branchenvertretung der E-Wirtschaft begrüßten das Papier, forderten aber in einem nächsten Schritt konkrete Umsetzungsschritte und Detailprojekte, damit die Energiewende gelingen kann. WKÖ-Generalsekretär Karlheinz Kopf strich die Bedeutung einer integrierten Planung hervor, die auf bereits bestehenden Instrumenten aufbaut. "Es gilt nun zu prüfen, ob die Planungsannahmen realistisch sind. Denn nur dann kann aus dem Dokument ein Mehrwert generiert werden."

Die Umweltschutzorganisation WWF begrüßte die Vorlage des Plans, kritisierte aber, dass die Ausbaupotenziale der Wasserkraft sowohl im Entwurf als auch im Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz deutlich überschätzt würden. So sei die ökologische Belastungsgrenze in vielen Flusssystemen bereits überschritten und eine weitere Verbauung von Wasserkraftwerken ein "Anschlag auf den Natur- und Gewässerschutz".

(APA/Red)

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