Pflegekraft-Mangel: Bundesländer wollen Senkung des Mindestalters für Sozialbetreuungsberufe

Um junge Leute für den Beruf zu gewinnen sei eine Attraktivierung der Ausbildung nötig. Diese stellten der oö. Soziallandesrat Wolfgang Hattmannsdorfer und sein Parteikollege ÖVP-Klubchef August Wöginger bei einem Hintergrundgespräch in Linz in Aussicht: Das Ausbildungsalter für Fach- und Diplomsozialbetreuer soll um ein Jahr gesenkt werden. Das Sozialministerium gibt sich bedeckt.
Mindestalter-Senkung soll gegen Mangel an Pflegekräften helfen
Einstimmig haben die Bundesländer in der Konferenz der Landessozialreferenten vergangene Woche einen entsprechenden Antrag zur Änderung der aktuellen 15a-Vereinbarung mit dem Bund beschlossen. Damit würde eine längst überfällige Lücke geschlossen, so Hattmannsdorfer. Derzeit sei es so, dass zwischen Ende der Pflichtschule und Beginn der Ausbildung zum Fachsozialbetreuer oder Diplomsozialbetreuer ein Jahr Leerlauf liege. Dieser entstehe durch das Mindestalter für die beiden Berufe von 19 bzw. 20 Jahren. Nachdem die Ausbildung zwei bzw. drei Jahre dauere, können Jugendliche erst mit 17 Jahren beginnen.
Ein 16-jähriger Pflichtschulabgänger warte aber nicht ein ganzes Jahr, meinte der Landersrat. Das Resultat: Potenzielle Pflegekräfte gingen verloren. Gemeinsam mit Wien und dem Burgenland habe Oberösterreich den Entwurf für eine Änderung der 15a-Vereinbarung erarbeitet. Das Einstiegsalter soll auf 18 bzw. 19 Jahre gesenkt werden. Der Länder-Vorstoß komme noch im Sommer zur Beschlussfassung in National- und Bundesrat, so Wöginger. Im Herbst brauche es dann noch die Zustimmung der einzelnen Landtage. Die beiden ÖVP-Politiker rechnen damit, dass ab 2024 der lückenlose Übergang von der Pflichtschule in die Ausbildung zu einem Sozialberuf möglich werde.
Im Sozialministerium gab man sich auf APA-Anfrage aber noch zurückhaltend: "Wie alle anderen Beschlüsse der Landessozialreferentinnen und -referenten wird auch dieser Beschluss seitens des Ministeriums geprüft und mit den Bundesländern diskutiert werden", hieß es dazu nur.
Ablehnung zur Senkung des Zugangsalters, aber auch zu anderen Plänen, kam von den Gewerkschaften GPA und vida. "Eine Senkung des Zugangsalters führt zu keiner Verbesserung, sondern ist wie bereits die Pflegelehre ein Weg in die falsche Richtung", hieß es in einer Aussendung. Der Umgang mit Leid und Tod sei Pflichtschulabsolventen nicht zumutbar, sagte Michaela Guglberger von der vida auf APA-Nachfrage. Laut EU-Vorgaben sind für diese Altersgruppe auch keine Tätigkeiten am Krankenbett zulässig, betonte sie.
Ein Nein kam von den Gewerkschaften auch zu der von den Ländern gewünschten Kompetenzerweiterung im Heimhilfebereich: "Einfach mehr Kompetenzen zu verlangen führt höchstens zu Überforderung und Qualitätsverlust", sagte Christoph Zeiselberger von der GPA. "Jede Erweiterung des Aufgabengebiets in Pflege und Betreuung bedarf einer dementsprechenden Ausbildung. Außerdem muss mehr Verantwortung auch zu einer besseren Entlohnung führen."
Es brauche gesamtheitliche Pflegereform, die die Berufe im Pflege- und Betreuungsbereich finanziell aufwerten und den gesamten Bereich endlich ausfinanzieren.
(APA/Red.)