Gewaltschutzprojekt "StoP" wird verlängert

Die beiden Trägerorganisationen erhalten dafür 1,2 Mio. Euro, zudem wachse das Projekt um zwei Standorte auf 28 in ganz Österreich. Das gab Sozialminister Johannes Rauch (Grüne) am Montag bei einer Pressekonferenz in Bregenz bekannt. Das Budget für Maßnahmen gegen Männergewalt sei heuer von vier auf sieben Mio. Euro erhöht worden.
Förderung von 1,2 Mio. Euro bis Mitte 2024
"StoP" setzt mit Aktionen, Türgesprächen und Veranstaltungen niederschwellig auf Sensibilisierung in der Nachbarschaft, der Verwaltung, in Kindergärten, in der offenen Jugendarbeit aber auch in Fußballvereinen und auf Märkten und will so Zivilcourage fördern. Getragen wird die Initiative österreichweit vom Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF) in Kooperation mit weiteren Partnern, in Vorarlberg ist das Institut für Sozialdienste (IfS) zuständig. Nach Angaben des Sozialministeriums haben rund eine Million Frauen in Österreich körperliche Gewalt durch einen Partner oder Ex-Partner erlebt, etwa doppelt so viele waren von psychischer Gewalt betroffen.
Bereits über 20 Standorte in Österreich
Seit dem Start des Pilotprojekts 2019 in Wien wird an der flächendeckenden Ausrollung von "StoP" gearbeitet. Inzwischen gibt es 25 Standorte, nun sollen mit Lustenau und Feldkirch zwei weitere dazukommen. Zudem werde "StoP" in den nächsten beiden Jahren auch in Belgien, Frankreich, Rumänien und Tschechien etabliert, hieß es. Denn das aus Hamburg stammende Projekt genieße auf europäischer Ebene hohes Ansehen. "Andere Länder schauen sich das von uns ab, weil es wirkt", so Sozialminister Rauch. Der EU-Vergleich zeige, dass Österreich ein Problem habe. Man setze auf Prävention, dabei stünde neben dem Männerbild vor allem der Opferschutz im Zentrum, so Rauch und verwies auf zahlreiche Maßnahmen der Bundesregierung.
"Wir wollen das Thema in den öffentlichen Raum holen", erklärte der Minister. Denn meist bleibe Gewalt in der Nachbarwohnung nicht komplett unbemerkt. "Da gibt es eine Haltung und die ist grundfalsch: man hört weg und mischt sich nicht ein", so Rauch. Dabei sei Gewalt niemals Privatsache, man müsse potenziellen Tätern zeigen, dass ihr Verhalten nicht toleriert werde.
60.000 Personen mit Projekt "StoP" erreicht
Bisher habe man mit "StoP" 60.000 Personen erreicht. "Zivilcourage bedeutet, eine Handlung zu setzen, nicht sich selbst in Gefahr zu bringen", betonte IfS-Koordinatorin Nikola Furtenbach. Das könne bedeuten, einen Flyer mit Hilfskontakten einzuwerfen, die Polizei zu rufen oder den übergriffigen guten Freund auf sein Verhalten anzusprechen. Nach wie vor versuchten zwei Drittel der von Gewalt betroffenen Frauen mit dem Problem selbst zurecht zu kommen. Dabei müsse ein Angehen gegen Gewalt als gesamtgesellschaftliche Aufgabe begriffen werden.
Der Bregenzer Bürgermeister Michael Ritsch (SPÖ) wünschte sich eine finanzielle Beteiligung des Landes am Projekt, das derzeit im Verhältnis 60: 40 Prozent vom Bund und der Standortgemeinde getragen wird. Vizebürgermeisterin Landtagsvizepräsidentin Sandra Schoch (Grüne) hoffte, dass sich weitere Gemeinden anschließen, vor allem im ländlichen Raum. Schoch erinnerte, dass gewalttätige Männer "mitten unter uns" leben. Hier gehe ein Appell auch an die Männer: "Distanziert Euch, geht ins Gespräch, wenn ihr das mitbekommt." Die kommunale Ebene sei ein Schlüsselgebiet, um die Spirale der Gewalt zu durchbrechen. Feldkirchs zuständige Stadträtin Julia Berchtold (ÖVP) betonte, das Thema ziehe sich durch alle gesellschaftlichen Schichten.
(APA/Red)