Runder Tisch zu Kika/Leiner-Insolvenz in Wien

Wirtschafts- und Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) hat anlässlich der Insolvenz der Möbelkette Kika/Leiner heute zu einem Runden Tisch ins Ministerium geladen. An den Gesprächen nahmen AMS-Chef Johannes Kopf, der Chef des Insolvenzentgeltfonds (IEF), Wolfgang Pfabigan, sowie Vertreter der Sozialpartner wie ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian teil. Es ging darum, wie die von der Pleite betroffenen Mitarbeitenden bestmöglich bei der Jobsuche unterstützt werden können.
Betroffene der Kika/Leiner-Insolvenz sollen bei Jobsuche Hilfe bekommen
Ziel sei es, all jenen, die nun ihren Job verlieren, "möglichst rasch" wieder eine Arbeit zu vermitteln, sagte Kocher. Zu diesem Zweck sei diese Woche das Frühwarnsystem des Arbeitsmarktservice (AMS) aktiviert worden. Damit könne man schon vermitteln, bevor demnächst offiziell die Kündigungen ausgesprochen werden.
Kopf bezifferte die Zahl der Anmeldungen im Rahmen des Frühwarnsystems auf 1.034. Er gehe davon aus, dass viele dieser Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter demnächst einen direkten Wechsel schaffen werden.
Über 1.000 Kika/Leiner-MItarbeiter bei Frühwarnsystem angemeldet
Beim angekündigten Abbau von rund 1.900 Jobs rechnet Kopf damit, von Kika/Leiner noch eine zweite Frühwarnung ans AMS zu erhalten. Dennoch sei er optimistisch, dass es "am Schluss nicht so viele werden, wie es ursprünglich geheißen hat". Bis Jahresende wolle das AMS berichten, wie viele Kika/Leiner-Angestellte den Jobwechsel tatsächlich geschafft haben. Dafür werden die betroffenen Mitarbeiter beim Arbeitsmarktservice entsprechend gekennzeichnet. Das bedeute aber keine Besserstellung, betonte Kocher später im "Ö1-Mittagsjournal".
Tausende offene Stellen im Handel
Im Zuge der Sanierung der angeschlagenen Möbelkette sollen 23 der 40 Standorte in Österreich geschlossen werden. Zugutekommen könnte dem damit vor der Kündigung stehenden Personal die Situation am Arbeitsmarkt: Im Mai waren beim AMS gut 117.000 offene Stellen registriert, Tausende davon im Handel und gut 1.700 im Möbelhandel und vergleichbaren Sparten. "Es ist bei aller Tragik eine an sich gute Zeit einen Job zu suchen", so Kopf. Außerdem signalisierten zuletzt zahlreiche heimische Unternehmen ihre Bereitschaft, Mitarbeiter von Kika/Leiner bei sich aufzunehmen.
Pfabigan versicherte, über genügend Mittel für die Ansprüche des Personals zu verfügen. "Der Fonds ist gut dotiert." Bisher seien rund 3.100 Anträge von Kika/Leiner-Mitarbeitern beim Insolvenzentgeltfonds eingegangen. Man werde sicherstellen, dass offene Gehälter weiter bezahlt werden. "Es braucht sich keiner der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Sorgen machen." Die Gesamthöhe der Dienstnehmerforderungen sowie die Beendigungsansprüche schätze er auf 45 bis 60 Millionen Euro. Eine genaue Zahl kenne er aber noch nicht.
Keine weiteren Details rund um Verkauf von Möbelkette
Auf die Vorgänge rund um den Verkauf und die darauf folgende Insolvenz der Möbelkette sowie die Rolle von Signa ging Kocher nicht näher ein. "Der Fokus liegt jetzt voll auf den Mitarbeitern." Mit Blick auf die gewährten Steuerstundungen des Staates verwies der Politiker auf die Finanzprokurator, die derzeit alle Hebel in Bewegung setze, die Republik so schadlos wie möglich zu halten.
ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian forderte vor dem Runden Tisch, bei der Vermittlung das Augenmerk auf Angebote zu legen, die den Kompetenzen der Mitarbeiter entsprechen. Auf dem Weg zum Sitzungssaal sagte Katzian: "Wir werden uns das jetzt anhören. Und wenn ich das Gefühl habe, dass das irgendwie eine gefakte Geschichte ist, wo ich Escortservice sein soll, werde ich wieder gehen."
Babler kritisiert "Showgipfel"
SPÖ-Bundesparteivorsitzender Andreas Babler kritisierte den Runden Tisch zur Personalvermittlung in einer Aussendung als "Showgipfel". "Raus kommt dabei: Nichts", so Babler, der eine Job-Garantie für die Betroffenen forderte. Der Handelsverband begrüßte in einer Reaktion hingegen die Vermittlungsanstrengungen.
(APA/Red)