Etablierung der Cancer Nurse gefordert

Aufgrund der immer älter werdenden Bevölkerung wird sich als Begleitfaktor in Österreich auch die Zahl der Krebspatientinnen und -patienten bis 2040 verdoppeln, haben am Mittwoch Expertinnen und Experten aus dem Bereich der Onkologie und Hämatologie gewarnt. Sie fordern nun so schnell wie möglich die Etablierung sogenannter Cancer Nurses, um die zukünftigen Herausforderungen zu meistern. Denn die Etablierung eines neues Berufsbildes braucht nachvollziehbar lange.
Ausbildungsprogramm für die Cancer Nurse in Europa vorhanden
Am Mittwoch präsentierten die Krebsexperten ihr Positionspapier mit ihren Forderungen. Denn das Ausbildungsprogramm für die Cancer Nurse gibt es bereits in Europa. "Das kann genommen und umgesetzt werden", sagte Harald Titzer, Präsident der Arbeitsgemeinschaft hämatologischer und onkologischer Pflegepersonen in Österreich (AHOP). "Das wird in Österreich teilweise schon gemacht. Doch wir hinken bei der Umsetzung noch nach."
"Wenn die Politik nicht umgehend handelt, schließt sich dafür ein Zeitfenster - und in wenigen Jahren kann die Qualität der Patientinnen- und Patientenversorgung nicht aufrecht erhalten werden", warnte auch Wolfgang Hilbe, früherer Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (OeGHO). Die Ausbildung von onkologischem und hämatologischem Fachpersonal könne mit den bestehenden Strukturen keinesfalls auch nur annähernd Schritt halten. Deshalb müssen jetzt die Weichenstellungen getroffen werden, um den Ausbau multiprofessionelle Teamstrukturen voranzutreiben und die Versorgung der Krebspatientinnen und -patienten zeitgerecht zu sichern.
Mit ihrem Forderungspapier wollen die Expertinnen und Experten die Politik dazu bewegen, das Berufsbild Cancer Nurse auch in Österreich auf die "Basis einer formell anerkannten, attraktiven Ausbildung zu stellen". Die Schwestern und Pfleger können nach einer spezifischen Ausbildung die Betroffenen kontinuierlich und individuell begleiten. Die Therapieoptionen und -erfolge, aber auch die Komplexität der Betreuung von Menschen mit Krebserkrankungen nehmen deutlich zu, ebenso wie der Bedarf an Aufklärung und Information der Betroffenen.
Cancer Nurse als Ansprechperson
"Patientinnen und Patienten müssen in sehr kurzer Zeit sehr viel Informationen aufnehmen", berichtete Daniela Haselmayer, die bereits eine derartige Ausbildung hat. Die Cancer Nurse sei die Ansprechperson für die Betroffenen, halte Kontakt zwischen den Behandlungsterminen, sei die Navigation im komplexen Versorgungsprozess und das Nahtstellenmanagement im multiprofessionellen Team. "Als Cancer Nurse kann ich mir die Zeit nehmen und alle Fragen beantworten", sagte Haselmayer. Sie begleitet die Patientinnen und Patienten von der Diagnose, über die Behandlung bis zur Nachsorge. "Die Menschen sollen sich sicher und gut betreut fühlen." Damit werde Behandlungs- und Lebensqualität der Betroffenen erhöht.
Dass diese Spezialisierung Erfahrung braucht, das betonte Elisabeth Potzmann, Präsidentin des Österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverband. Bevor die Spezialausbildung begonnen werden kann, sollten zwei Jahre Praxis auf einer onkologischen bzw. hämatologischen Station mitgebracht werden. Die Ausbildung erfolgt auf Basis der Cancer Nursing Education Framework der European Oncology Nursing Society.
Festschreibung von Cancer Nurse im ÖSG gefordert
Die Autorinnen und Autoren des Positionspapiers - neben Hilbe, Titzer und Potzmann finden sich auch Franziska Moser, Pflegedirektorin am Uniklinikum Salzburg und auch Paul Sevelda, der Präsident der Österreichischen Krebshilfe - fordern nun die Festschreibung der Cancer Nurse im Österreichischen Strukturplan Gesundheit (ÖSG) inklusive struktureller Vorgaben für die unterschiedlichen Versorgungsebenen in der Onkologie. Zudem sollte die gestufte Spezialisierung zur Cancer Nurse im Gesundheits- und Krankenpflegegesetz (GuKG) verankert sein. Die Ausbildungsinhalte und -dauer müssen durch Erweiterung der Verordnung über Sonderausbildungen für Spezialaufgaben in der Gesundheits- und Krankenpflege vereinheitlicht werden. Und die Fachkarrieren müssen in Anlehnung an eine Führungskarriere im Pflegebereich auch durch eine angemessene Gehaltseinstufung etabliert werden.
(APA/Red)