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"Deutliche Abkehr" von Jihadismus in Österreich

Raab würdigte "Bestandsaufnahme zur Integration und Desintegration in Österreich".
Raab würdigte "Bestandsaufnahme zur Integration und Desintegration in Österreich". ©APA/ROLAND SCHLAGER
Ein Report, der am Donnerstag veröffentlicht wurde, zeigt eine rückläufige Begeisterung für Jihadismus in Österreich.

Das Kanzleramt hat am Donnerstag eine "Bestandsaufnahme zur Integration und Desintegration in Österreich" vorgelegt. Eine der Kernaussagen des Expertenpapiers, an dem unter anderen Kenan Güngör, Peter Hajek und Ruud Koopmans mitwirkten, ist, dass der Jihadismus an Anziehungskraft verloren hat. Es werde eine "deutliche Abkehr" davon sowie von Terrorismus wahrgenommen, seit der IS zerschlagen wurde.

Hohe Ablehnung von Gewalt als Antwort auf Ehrenbeleidigung

Dennoch wird vor allem bei sozio-ökonomisch benachteiligten Jugendlichen teils ein rigides, gleichheits- und pluralitätsfeindliches Islamverständnis wahrgenommen. Dieses sei aber von einem gewaltbereiten Extremismus weit entfernt. Einen religiöse Gelehrten an der Staatsspitze lehnen rund 70 Prozent der Zugewanderten ab. Allerdings gibt es eine hohe Zustimmung für ein Verbot, sich über Religion lustig zu machen. Laut Studie sind etwa 88 Prozent der Syrer dafür.

Gewalt als Antwort auf Ehrenbeleidigung wird von rund drei Viertel abgelehnt. Der Lebensstil westlicher Frauen missfällt vielen Zugewanderten, vor allem jenen, die noch nicht so lange - also bis zu fünf Jahre - im Land sind. Rund 60 Prozent finden ihn zu freizügig. Freilich sind auch die Zugewanderten-Gruppen zum allergrößten Teil der Meinung, dass weibliche Jugendliche eine ebenso gute Ausbildung brauchen wie männliche. Rund 90 Prozent vertreten diese Ansicht.

Sprachbarrieren Problem bei Integration

Bei einer Peter Hajek-Befragung unter 78 Vertretern relevanter Berufsgruppen von Polizei über Schulen, AMS bis hin zu Flüchtlingsunterkünften nahmen vier von fünf Parallelgesellschaften wahr. Am häufigsten werden hierbei die türkische, tschetschenische bzw. afghanische Community sowie Menschen aus dem arabischen Raum genannt.

Sprachbarrieren werden hierbei als Problem wahrgenommen. Mit-Ursache für diese Sprach-Defizite können eigene migrantische Versorgungsstrukturen sein, womit Deutschkenntnisse für die Bewältigung des Alltags nicht mehr zwingend sind.

Deutsch setzt sich als Verständigungssprache durch

Andererseits werden von den Experten am häufigsten Gruppen und Szenen wahrgenommen, die als ethnokulturell gemischt eingestuft werden. Deutsch als Verständigungssprache setzt sich in diesen mangels Dominanz einzelner Herkunftssprachen vermehrt durch.

Der Großteil der Jugendgruppen ist mehrheitlich männlich geprägt, gemischte Gruppierungen sind keine Seltenheit, rein weibliche Gruppen dagegen schon.

Raab: Parallelgesellschaften als Gefahr für friedliches Miteinander

Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP) würdigte den Bericht als "eine wesentliche Grundlage zur Bekämpfung von Parallelgesellschaften". Wer sich politisch und fachlich mit Fragen der Integration beschäftige, dürfe auch nicht die Augen vor den negativen Folgen von Parallelgesellschaften verschließen. Abschottung und Segregation führten zu gesellschaftlicher Spaltung und stellten eine Gefahr für das friedliche Miteinander und den Zusammenhalt einer Gesellschaft dar.

(APA/Red)

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