Erste Reaktionen zur Landtagswahl in Kärnten 2023

Die SPÖ dürfte laut ersten Trends bei der Landtagswahl in Kärnten vom Sonntag einen Verlust eingefahren haben, bleibt aber klar auf Platz 1. Laut der ersten "Trendrechnung" von ORF/SORA kommt die Sozialdemokratie auf 38,6 Prozent.
Platz zwei behält demnach die FPÖ, die bei 24,0 Prozent zum Liegen kommt. Die ÖVP legt unerwartet zu und kommt auf 18,7 Prozent, das Team Kärnten legt stark zu auf 9,6 Prozent. Um den Einzug zittern müssen Grüne (4,1 Prozent) und NEOS (2,2).
FPÖ-Angerer "sehr zufrieden" mit leichtem Zugewinn bei Kärnten-Wahl
Der freiheitliche Spitzenkandidat für die Kärntner Landtagswahl, Erwin Angerer, ist angesichts der leichten Gewinne für seine Partei bei der Landtagswahl "sehr zufrieden" - auch wenn diese mehr sein hätten können. Die FPÖ habe es in den vergangenen Jahren - Stichwort Ibiza - nicht leicht gehabt. Auch mit dem Team Kärnten unter Gerhard Köfer habe man starke Konkurrenz gehabt. Zu einer möglichen Koalition wollte sich Angerer nicht festlegen.
Überrascht zeigte sich Angerer sowohl über die starken Verluste der SPÖ, als auch die Gewinne für die ÖVP, die ein starkes Ergebnis für die Türkisen bedeuteten. Nun sollte sich Landeshauptmann Peter Kaiser mit den anderen Parteien zusammensetzen, um über die Zukunft des Landes zu beraten.
Kickl über "Wählerwatsch'n" für Kaiser erfreut
Zufrieden mit dem Wahlergebnis ist auch Herbert Kickl. Der FPÖ-Chef sprach vom "besten Ergebnis in der Geschichte der FPÖ Kärnten in der Zeit nach Jörg Haider". Nach Tirol und Niederösterreich seien die Freiheitlichen auch in Kärnten im Steigflug. Das heutige Minus für die SPÖ sei eine kräftige "Wählerwatsch ́n" für das Verhalten von Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) während der Pandemie, interpretierte Kickl in einer Aussendung. Das Scheitern der Grünen interpretierte er als "klare Kärntner Absage an Klima-Kommunismus und linke Gesellschaft-Utopien".
Köfer: "Schöner Tag für das Team Kärnten"
Team Kärnten-Spitzenkandidat Gerhard Köfer hat sich am Sonntag in einer ersten Reaktion "sehr zufrieden" mit dem Wahlergebnis gezeigt: "Freunderlwirtschaft wurde abgewählt", meinte er in Bezug auf das Ergebnis der SPÖ. Und: "Es ist ein schöner Tag für das Team Kärnten."
Das Team Kärnten habe sich zehn Prozent als Wahlziel gesetzt: "Jetzt sind es 9,4 Prozent, mit dem Klagenfurter Ergebnis ist noch einiges möglich", sagte Köfer - in der Landeshauptstadt stellt das Team Kärnten mit Christian Scheider den Bürgermeister. Auf Spekulationen über eine Koalition wollte er sich vorerst nicht einlassen: "Der Landeshauptmann wird zu Gesprächen einladen, wir werden jedes Ergebnis akzeptieren." Köfer hatte im Wahlkampf erklärt, Landeshauptmann werden zu wollen, er hielt auch eine Koalition gegen die SPÖ für möglich.
Betretenes Schweigen bei der SPÖ - aber "Wahlziel noch möglich"
Betretenes Schweigen hat nach Eintreffen des ersten Trends in der SPÖ-Zentrale in Klagenfurt geherrscht. Das Ergebnis liegt klar unter den angepeilten mindestens 40 Prozent. Landesgeschäftsführer Andreas Sucher erklärte in einer ersten Reaktion, er wolle erst die weitere Auszählung abwarten. "Unser Wahlziel ist angesichts der Schwankungsbreite noch möglich", sagte Sucher.
Er setzt seine Hoffnung vor allem auf die Städte, die jetzt erst ausgezählt werden. Aber: "Wir haben jedenfalls Platz eins geholt. Also den Auftrag, erneut eine Regierung zu bilden." Er wies auch schon die Richtung, in die eine mögliche Koalition gehen könnte: SPÖ und ÖVP zusammen hätten - gesamt gesehen - nur zwei Mandate verloren.
ÖVP-Spitzenkandidat Gruber: "Standhaftigkeit wurde goutiert"
ÖVP-Spitzenkandidat Martin Gruber hat am Sonntagabend ein äußerst positives Resümee des Wahlabends gezogen: "Wir wurden vor der Wahl einstellig gesehen, mit dem Ergebnis haben wir Experten und Meinungsforscher widerlegt", sagte er.
Im Wahlkampf hatte die ÖVP vor allem die Teilprivatisierung des Klagenfurter Flughafens thematisiert und Kante gegen Koalitionspartner SPÖ gezeigt. Das habe sich ausgezahlt, sagte Gruber: "Wenn man standhaft ist und nicht einknickt, wird das von den Wählern goutiert und bei der Stimmabgabe berücksichtigt." Ob die Koalition nun fortgesetzt wird, wollte er zuerst nicht sagen: "Warten wir einmal das Endergebnis ab."
Bundes-ÖVP mit Wahlergebnis hoch zufrieden
Nachgerade glücklich reagiert die Bundes-ÖVP auf die völlig unerwarteten Zugewinne der Kärntner Landespartei bei der heutigen Landtagswahl. Generalsekretär Christian Stocker meinte in Interviews für Puls24 und ORF, das Ergebnis zeige, dass die Volkspartei noch gewinnen könne. Er freue sich, dass es in schwierigen Zeiten gelungen sei, wieder Vertrauen zu erlangen.
Landesgeschäftsführerin Julia Löschnig haben die Zugewinne für ihre Kärntner ÖVP "zutiefst demütig und dankbar" gestimmt. "Wir sind total dankbar und demütig für dieses Ergebnis", sagte sie zur APA. Es habe sich ausgezahlt, dass Spitzenkandidat Martin Gruber sich getraut habe, trotz Gegenwind auch einmal Nein zu sagen. Die Umfragen hatten der ÖVP Verluste vorhergesagt, gekommen ist es laut ersten Trendrechnungen anders.
ÖVP-Klubobmann Markus Malle hat angesichts der ersten Trendrechnung von einem "extrem erfreulichen Ergebnis" gesprochen. "Die Umfragen haben uns einstellig gesehen. Die Menschen in Kärnten haben halt doch mitbekommen, dass es eine Landtagswahl war und nicht eine Nationalratswahl." Und sie hätten "Groll und Unmut nicht auf uns abgeladen".
Kein Jubel, dafür Zweckoptimismus bei Kärntner NEOS
Keinen Jubel hat es am Sonntagnachmittag in der Parteizentrale der NEOS in der Klagenfurter Domgasse gegeben. Laut ersten Trends verfehlt die Partei den Landtagseinzug klar und kommt auf ein ähnliches Ergebnis wie bei der letzten Wahl 2018. Die stellvertretende Bundesgeschäftsführerin, Kristina Janjic, sagte in einer ersten Stellungnahme, sie wolle aber noch die Auszählung der Städte abwarten.
Janjic erklärte dem ersten Trend zum Trotz, bei dem Ergebnis handle es sich um einen "Meilenstein". Dass die Partei vor allem auf das Thema "Leistung" gesetzt habe, habe den NEOS nicht geschadet, war sie sich sicher: "Wir haben im Wahlkampf sehr viel positives Feedback bekommen, die Leute haben uns gedankt, dass es mit uns eine Partei gibt, die die arbeitenden Menschen in den Mittelpunkt stellt."
NEOS-Spitzenkandidat Janos Juvan wollte sich nach dem für ihn wenig zufriedenstellenden Ergebnis aus den Trendrechnungen vorerst noch nicht zur Zukunft der Partei äußern. "Es bleibt abzuwarten, wie das finale Ergebnis aussieht", erst dann könne er eine Erklärung für das Ergebnis abgeben. Aktuell sehe es mit einem Ergebnis von 2,4 Prozent auch für ihn nicht nach einem Einzug in den Landtag aus.
Grüne verpassen Einzug in Landtag - Zuversicht für nächste Wahl
Die gescheiterte Grünen-Spitzenkandidatin Olga Voglauer tröstet sich mit den (leichten) Stimmen-Gewinnen über das Nicht-Erreichen des Kärntner Landtags hinweg. Zudem zeigte sie sich in der Spitzenkandidaten-Runde für die nächste Wahl zuversichtlich. Oft sei es Glück und Zufall, ob eine Ernte gelinge. "Ich bin sicher, die nächste wird eine gute sein."
Grünen-Spitzenkandidatin Olga Voglauer ist mit Parteichef und Vizekanzler Werner Kogler ins Wahlzentrum in der Kärntner Landesregierung gekommen. Während Voglauer vorerst nichts sagen wollte, meinte Kogler: "Jetzt werden wir mal schauen, wie es ausgeht." Nach dem Zittern um den Einzug gefragt, erklärte er: "Wir sind es gewohnt, aber wir haben auch bewiesen, dass wir uns zurückkämpfen können."
Die Grünen hätten "das Ziel erreicht, dazuzugewinnen", sagte Bundes-Klubobfrau Sigrid Maurer im Ö1 Sonderjournal. Für ein Conclusio sei es noch zu früh, man hoffe weiter auf den Einzug in den Landtag. Dieser dürfte sich aller Voraussicht aber nicht mehr ausgehen. Man habe es geschafft, ein Plus zu erzielen, alles weitere "werde man sehen". Für die Bundesregierung bedeute das Ergebnis, "dass die Arbeit genauso erfolgreich weitergehen wird."
(APA/Red)