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Grünen-Spitzenkandidatin Voglauer: "Freue mich auf Einzug in Landtag"

Kärnten-Wahl - Voglauer: "Freue mich auf Einzug in Landtag".
Kärnten-Wahl - Voglauer: "Freue mich auf Einzug in Landtag". ©APA
2018 flogen die Grünen in Kärnten aus dem Landtag, das soll sich nach der Landtagswahl am 5. März 2023 laut Spitzenkandidatin Olga Voglauer wieder ändern.

Die Voraussetzungen seien gut, die Partei stehe geeint da und habe aus der Vergangenheit gelernt, meinte sie im APA-Interview. Die 42-jährige Kärntner Slowenin, die seit 2019 Landessprecherin ist, kann sich auch vorstellen, dass die Grünen wieder mitregieren. Ihre größten Forderungen sind ein Klimaschutzgesetz und eine Raumordnung, die den Bodenverbrauch eindämmt.

Voglauer definiert sich als "antifaschistische bäuerliche Rossnatur"

Nach ihrer Verortung innerhalb des grünen Spektrums gefragt definiert sich die Landtags-Spitzenkandidatin als "antifaschistische bäuerliche Rossnatur", durch die Landwirtschaft in Traditionen verhaftet, die ihr Halt geben. Politisch sei sie durch ihre Großeltern geprägt und deren Widerstand im Zweiten Weltkrieg. Zu den Grünen fand Voglauer als stellvertretende ÖH-Vorsitzende an der BOKU, die Verbindung sei "immer über Wien, weniger über Kärnten" gegangen. "Prägend war für mich der Rauswurf der Grünen aus dem Nationalrat. Da hab ich mir gedacht, boa, so geht's nicht." Voglauer, damals bei der slowenischen Einheitsliste, kannte die Grünen als Partner der Kärntner Slowenen, nun wurde sie Mitglied. "Ich hab mir gedacht, wir müssen diese Grünen wieder aufbauen."

Grünen-Spitzenkandidatin über die damaligen Zerwürfnisse in der Partei

Im Landtagswahlkampf habe sich die Niederlage abgezeichnet. "Deshalb habe ich mich entschieden für die Grünen zu kandidieren 2018 - solidarisch." Die Partei sei zerstritten gewesen, mehrere grüne Listen standen zur Auswahl. Das Ergebnis war nicht überraschend. "Das war für mich noch mehr Ansporn: Wenn sich das neu formiert, will ich da dabei sein." 2019 habe sie dann als EU-Wahl-Kandidatin in Kärnten mehr als neun Prozent gemacht. Kogler habe sie daraufhin gefragt, ob sie Landessprecherin werden möchte und die Partei wieder aufbauen. "Heute stehen die Grünen geeint da ... fast durchgängig mit einem jungen, neuen Team, das sehr gelernt hat aus der Vergangenheit."

Grüne wollen in Kärnten Einzug in den Landtag schaffen

Nun freut sich Voglauer auf den Einzug in den Landtag, wie sie sagt - und vielleicht geht ja noch mehr: "Ja wir trauen uns zu, auch mitzuregieren. Klima und Energie können wir, da haben wir Kompetenz, Weitsicht und den nötigen Pragmatismus." Am dringendsten brauche Kärnten ein Klimaschutzgesetz mit einem verbindlichen Zielpfad der CO2-Reduktion und eine neue Raumordnung, die den Bodenverbrauch eindämmt "und unsere fruchtbaren Böden schützt", findet Voglauer. Kärnten verbaue pro Kopf am meisten Quadratmeter pro Jahr. "Alle zehn Tage verbetonieren wir die Fläche von einem Hafnersee."

Das sind die Wahlkampfthemen der Grünen in Kärnten

Eine weitere grüne Forderung ist Tempo 100 auf der Autobahn, 80 auf Landstraßen. "Alle Expertinnen sind sich einig, das ist die einfachste Form, CO2 einzusparen." Mit den übrigen Parteien in Österreich sei eine Umsetzung nicht möglich. "Wir als Grüne gehen mit Vorbild voran und überlegen uns, wie kann man Menschen davon überzeugen, dass sie es einfach tun." Bei einer Veranstaltung des Klimarats in Villach seien Sticker verteilt worden "Ich fahre freiwillig 100" - diesen Zuspruch brauche es. "Wir sind mittlerweile viele, die langsamer fahren auf der Autobahn." In Kärnten habe man der Ausbau des öffentlichen Verkehrs verabsäumt. "Der individuale Verbrennermotor ist noch immer so wichtig, damit man von A nach B kommt. Da müssen wir Alternativen anbieten."

Als Alternative bei der Energiegewinnung wollen die Grünen 150 Windräder in Kärnten. "Es bieten sich Bereiche in den Karawanken, es bietet sich natürlich der gesamte Osten an, auf der Koralm, auf der Saualm, aber auch Mittelkärnten. Das gehört zoniert." Danach müsse man die Standorte mit Bevölkerung und Gemeinden ausverhandeln, die Unternehmen bräuchten Planungssicherheit. "Wir sehen die Möglichkeit, die Gemeinden und die Bevölkerung vor Ort an diesen Projekten und den Gewinnen zu beteiligen. Das ist einzigartig. Niemand hat Gemeinden, als die Drau reguliert wurde, beteiligt. Keine Gemeinde hat heute noch ein Einkommen daraus, dass in ihrem Gemeindegebiet Strom produziert wird. Beim Wind und bei der Photovoltaik haben wir jetzt die Möglichkeit." Voglauer beklagt, dass es diese Zonierungen noch nicht gibt, im Land habe man auch den Netzausbau verschlafen, um Photovoltaik-Strom einzuspeisen, vieles gehe zu langsam. "Wir brauchen Wind im Winter und Sonne haben wir im Sommer." Die Zonierung solle sich danach richten, wo schon Infrastruktur vorhanden ist, "da bieten sich manche Skigebiete an".

"Kaufen wir den Flughafen zurück"

Ein weiteres Kärntner Wahlkampf-Thema ist der Flughafen. Voglauer: "Wir sagen: Kaufen wir den Flughafen zurück und entwickeln wir diese 220 Hektar." Das Gebiet sei perfekt angeschlossen an Autobahn und Südbahn. "Wir könnten hier Strom für 80.000 Kärntnerinnen und Kärntner produzieren und zusätzlich grüne Jobs entwickeln." Der Hubschrauber-Stützpunkt soll bleiben, den regulären Flugbetrieb würden die Grünen beenden. "Ein Flughafen, wie wir ihn jetzt kennen, wird weder von der EU weiter gefördert noch hat das Land Kärnten das nötige Geld, ihn weiter zu betreiben. Wir sollten unser Geld in die Innovation stecken und die Entwicklung des Lebensstandorts Kärnten und nicht mit einem toten Flughafen an den Klimazielen vorbeifliegen."

Voglauer zum Thema Wolf

Zum Thema Wolf kann die grüne Landwirtin "absolut nachvollziehen", wie es Bauern ergeht, deren Tiere gerissen werden, wie zuletzt auch in ihrer Heimatgemeinde Ludmannsdorf. "Da kommt dieser Beutegreifer, greift mein Tier an, ich habe einen Riesenschaden und ein Bezugstier verloren." Wenn sie als Bäuerin da nicht aufhören möchte, müsse sie sich dem Problem stellen, eine Abschussverordnung helfe wenig, ebenso wenig aggressive Diskussionen im Parlament. "Wir haben uns angewöhnt, dass wir sogenannte Fleischalmen haben, wo Fleischvieh geweidet wird." Dort überlasse man die Tiere sich selbst. "Diese Form funktioniert mit einem Wolf nicht mehr." Voglauer plädiert für Herdenschutz mit Hirten, Hüte- und Herdenschutzhunden. "Ich setze mich dafür ein, dass man der Landwirtschaft alle Kosten, die die Behirtung bringt, ersetzt." Der Schutz des Wolfes sei ein gesellschaftliches Anliegen. Es werde weiterhin Wolfsrisse geben, aber es gebe auch Blitz und Abstürze. "Und ich sage auch meiner Ministerin: Wir werden Geld aus dem Naturschutz brauchen, nicht nur aus der Landwirtschaft." Das eigentliche Problem der Landwirtschaft seien die vielen Aufgaben mit Direktvermarktung, Nebentätigkeiten und dann noch Herdenschutz, die zu Erschöpfung führe. "Auf den Wolf hätten wir Antworten, auf diese Erschöpfung habe ich keine."

Zum missglückten Genderleitfaden, den die SPÖ zuerst ohne Koalitionspartner ÖVP in der Landesregierung beschlossen und dann unter öffentlichem Spott teilweise wieder zurückzog, sagt Voglauer: "Ich hab mir gedacht, es kann nicht wahr sein, dass einem so etwas passiert, dass dieser Genderleitfaden herauskommt, wenn die Faschingszeit beginnt. Ganz Kärnten lacht über das. Das macht mich betroffen, weil es ist ein wichtiges Thema." Es sei höchste Zeit für eine Beschäftigung mit wertschätzender Sprache. "Umso mehr macht es mich betroffen, dass hier eine Frau zuständige Referentin war und es nicht entsprechend vorbereitet hat." Wie solche Prozesse aufgesetzt werden, wie man die Menschen hereinhole, das könne man von den Grünen lernen. Nachsatz: "Ich bin keine in der Landwirtschaft beschäftigte Person (Terminus aus dem Leitfaden, Anm.), ich bin mit Leib und Seele Bäuerin."

(Das Gespräch führte Nina Töchterle-Kainz/APA)

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