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Umsatzplus im Handel nur durch Inflation verursacht

Das Umsatzplus im Handel ist vor allem inflationsbedingt.
Das Umsatzplus im Handel ist vor allem inflationsbedingt. ©APA/BARBARA GINDL (Symbolbild)
Im österreichischen Einzelhandel war das Umsatzplus im vergangenen Jahr nur durch die Inflation bedingt. Der Absatz ging indessen zurück.

Die "Zeichen stehen aktuell eher auf Normalisierung", sagt Handelsobmann Rainer Trefelik. Aber bei näherer Betrachtung sieht die Lage alles andere als rosig aus: Das Umsatzplus war der Inflation geschuldet, preisbereinigt musste der Einzelhandel einen Absatzrückgang von 0,8 Prozent hinnehmen. Besonders hart getroffen hat es die Kfz-Wirtschaft, die real um 11,6 Prozent geschrumpft ist.

Absatzrückgang: Umsatzplus im Handel ist nur durch Inflation

Der nominelle Umsatz im Handel insgesamt sei 2022 um 11,8 Prozent gestiegen, berichtete Trefelik der Branchensprecher in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) am Mittwoch bei einem Pressegespräch. Im Einzelhandel habe die Steigerung 8,1 Prozent betragen und im Großhandel 17,9 Prozent. In der Kfz-Wirtschaft habe es aber einen Umsatzrückgang von 2,6 Prozent gegeben.

Trefelik: "Entwicklung ist sehr stark geprügt von der Preisentwicklung"

"Aber diese nominelle Entwicklung ist sehr stark geprägt von der Preisentwicklung", so Trefelik. "Die reale Entwicklung 2022 im Vergleich zu 2021 weist für den Gesamthandel ein Minus von 1,2 Prozent aus, für den Einzelhandel ein Minus von 0,8 Prozent - der Großhandel schaffte ein Plus von 1,4 Prozent, aber die Kfz-Wirtschaft, und das sollte uns besonders zu denken geben, ein Minus von 11,6 Prozent."

Preisniveau sie im Vergleich zu 2019 um 13,1 Prozent gestiegen

Im Vergleich zu 2019 sei das Preisniveau um 13,1 Prozent gestiegen, erklärte Peter Voithofer vom Economica-Institut für Wirtschaftsforschung. "Wenn man dies als Indiz für die Entwicklung der Kosten, insbesondere natürlich der Fixkosten wie Personal, Miete etc. nimmt, ergibt sich damit unmittelbar, dass all jene Unternehmen und all jene Branchen, die unter 13 Prozent nominelles Wachstum haben, jedenfalls mit hoher Wahrscheinlichkeit auch ein Ertragsproblem haben."

"Verteufelung des Autos in der gesellschaftlichen Debatte"

Dass die Kfz-Wirtschaft so stark negativ heraussticht, führt Trefelik vor allem auf eine "Verteufelung des Autos in der gesellschaftlichen Debatte" zurück. Ein großes Thema seien auch die Kostensteigerungen und Lieferkettenprobleme. Es gehe beim Autokauf um "Investitionsentscheidungen, die auch sehr viel mit Emotion zu tun haben, und da will ich nicht eineinhalb Jahre warten, dass ich die Emotion habe". Außerdem führe der aktuelle Wandel mit der Diskussion über Fahr- und sonstige Verbote zur Verunsicherung potenzieller Autokäufer.

Höchstes Umsatzplus im Bekleidungshandel mit 19 Prozent

Große Unterschiede gibt es in der Entwicklung der einzelnen Branchen: Das höchste nominelle Umsatzplus im Vergleich zu 2021 erzielte im abgelaufenen Jahr der Bekleidungshandel mit 19 Prozent, gefolgt vom Schuhhandel (+10,4 Prozent) und dem Sportartikelhandel (+5,9 Prozent). "Doch auch diese Zahlen sind nicht ganz so positiv, wie sie auf den ersten Blick scheinen", sagte Voithofer. "Denn vom Vorkrisenniveau sind manche Branchen nach wie vor ein Stück entfernt." So liege etwa der Bekleidungshandel noch immer um 5,9 Prozent unter dem Wert von 2019, der Schuhhandel sogar 16,1 Prozent darunter. Aber auch verglichen mit 2021 erzielten real nur wenige Branchen ein Umsatzplus: Neben den genannten Bereichen Bekleidung, Schuhe und Sport sind das noch der Spielzeughandel sowie Drogerien.

Reales Minus im Vergleich zu 2021 in der Bau- udn Heimwerkerbranche

Ein reales Minus im Vergleich zu 2021 verzeichnen unter anderem die Bereiche Bau- und Heimwerkerbedarf (-2,6 Prozent), Lebensmittel (-3,2 Prozent), Zeitschriften (-3,7 Prozent), Elektro (-4,7 Prozent) sowie Möbel (-6,2 Prozent). Und auch der heimische Online-Handel bilanziert 2022 negativ: Der nominelle Umsatzrückgang beträgt 3,2 Prozent, real entspricht das einem Minus von sogar 7,8 Prozent. "Der Online-Boom in den Jahren 2020 und 2021 war zu großen Teilen pandemie- und lockdownbedingt und scheint zumindest vorläufig vorbei zu sein", meint Voithofer.

Umsatzsteigerungen müssten mit Vorsicht bewertet werden

Auch Umsatzsteigerungen müssten mit Vorsicht bewertet werden. So sehe etwa das nominelle Umsatzwachstum von 9,7 Prozent im vergangenen Dezember auf den ersten Blick positiv aus. "Bedenken Sie aber bitte, dass im Jahr 2021 bis zum 12. Dezember ein Lockdown gewesen ist." Real habe es deshalb kein Wachstum gegeben.

Kostenstruktur habe sich seit 2019 sher verändert

Die Kostenstruktur habe sich seit dem letzten Vorkrisenjahr 2019 sehr verändert, verwies Trefelik auf die stark gestiegenen Energiepreise. "Die alte Normalität wird nicht wiederkehren." Der Energiekostenzuschuss 2 sei ein sehr positives Signal für den Handel, die Gefahr einer Überförderung sehe er dabei nicht, denn es würden ja nur 60 Prozent der Energiemehrkosten bezahlt, "das heißt, 40 Prozent der Mehrkosten bleiben auf jeden Fall bei den Betrieben".

Arbeitskräftemangel sei massives Problem für den Handel

Ein massives Problem für den Handel sei der Arbeitskräftemangel geworden, sagte WKÖ-Bundessparten-Geschäftsführerin Sonja Marchhart. Mit 572.304 unselbstständig Beschäftigten im Jahr 2022 stieg die Zahl der Erwerbstätigen um 1,8 Prozent, wovon 306.046 Beschäftigte auf den Einzelhandel entfallen, 197.132 auf den Großhandel und 69.126 auf die Kfz-Wirtschaft. Es gebe aber nach wie vor einen großen Bedarf an Arbeitskräften. "Derzeit haben wir im Handel knapp 22.000 offene Stellen, etwas mehr als 15.000 davon im Einzelhandel." Die Anzahl der offenen Stellen im Handel habe sich seit dem Vorjahr um mehr als 6.000 erhöht. Von der Regierung wünscht sich Trefelik deshalb, dass längeres Arbeiten steuerlich attraktiver wird.

(APA/Red)

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