Frust in den Spitälern: Was echte Anerkennung bringt

Die Menschen in den Spitälern brauchen dringend Entlastung. Dazu zählt auch ein wertschätzender Umgang, der viel mehr bedeutet als da und dort ein zufällig hin gestreutes Lob.
Erschöpft und ausgelaugt wünscht sich die Mehrzahl der Befragten an Vorarlbergs Landeskrankenhäusern vor allem verlässliche Dienstpläne, einen alternsgerechten Einsatz und wertschätzenden Umgang. Die AK hat gemeinsam mit der Krankenhausbetriebsgesellschaft und dem Zentralbetriebsrat zum dritten Mal die Arbeitszufriedenheit in den Landesspitälern erfragt.
Die teils dramatischen Ergebnisse verlangen Konsequenzen, betont AK-Präsident Bernhard Heinzle. Eine davon wird sein, den anerkennenden Erfahrungsaustausch, der bereits am LKH Bregenz auf Anregung der AK etabliert wurde, nun auf alle Krankenhäuser auszurollen. Was bedeutet das? Der Arbeitswissenschaftler Univ.-Prof. em. Dr. Heinrich Geissler hat das Team am LKH Bregenz ausgebildet. „Es geht dabei nicht um Lob“, unterstreicht er, „sondern um den Aufbau einer wertschätzenden Beziehung.“ Am Anfang des Prozesses stehen Einzelgespräche mit jenen Mit-arbeiter:innen, die immer da sind, die unauffällig bleiben, die den Laden am Laufen halten“.
Du an meiner Stelle…
Wenn die Führungskraft mit dem (der) Mitarbeiter:in 30 Minuten oder länger spricht, stehen konkrete Fragen an: Was gefällt Dir an Deinem Job? Was am meisten? Bis hin zu: Wenn Du an meiner Stelle wärst (z. B. in der Stationsleitung), was würdest Du als erstes verbessern? Die Älteren und Jüngeren werden auch nach ihrer Perspektive der Arbeit gefragt. Fallen die Antworten negativ aus, hakt die Führungskraft nach: Was muss sich ändern?
Die Ergebnisse werden gemeinsam ausgewertet. Am LKH Bregenz etwa haben im September 2021 Stationsleitungen und Stellvertretungen der Pflege Stärken und Schwächen analysiert: „Die große Stärke ist das Team“, stand unterm Strich. „Die Leute sind stolz auf die Leistungen ihrer Abteilung.“ Qualitätslevel wie die Zertifizierung zum „Baby Friendly Hospital“ wirken sich aus.
Der Wille zur Veränderung
Die größten Schwächen sieht die Pflege in Bregenz in der Fort- und Weiterbildung und beim Training technischer Fähigkeiten. Personalmangel, Überstunden, Bettenplanung, aber auch mangelnde Pflegestandards und -planung werden kritisiert. Großes Verbesserungspotential sieht die Pflege an der Schnittstelle zu den Ärzt:innen. Die Zusammenarbeit zwischen Pflege und Mediziner:innen hat deutlich Luft nach oben. „Ein berufs-übergreifender Erfahrungsaustausch wäre in den Augen von Heinrich Geissler der logische nächste Schritt.
Kritik und Wünsche der Beschäftigten müssen in der Folge Veränderungen zeitigen, bekräftigt AK-Präsident Bernhard Heinzle. „Erst dann bildet der anerkennende Erfahrungsaustausch einen guten Nährboden für den Aufbau wertschätzender Beziehungen.“ Die Krankenhausbetriebsgesellschaft will das Instrument vom LKH Bregenz aus nun in allen Landeskrankenhäusern anwenden.