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U-Ausschuss Wien Energie: SPÖ wird Antrag zu Ludwig-Chats nicht zustimmen

SPÖ wird Antrag zu Ludwig-Chats nicht zustimmen.
SPÖ wird Antrag zu Ludwig-Chats nicht zustimmen. ©APA/ROLAND SCHLAGER
Am Freitag findet der 2. Tag der gemeinderätlichen U-Kommission zur Wien Energie statt - wobei es sich um die erste Sitzung mit Zeugenauftritten handelt.
ÖVP will Ludwigs Diensthandy

Befragt werden dabei sachkundige Personen aus der Branche. Auch über Beweisanträge wird wieder abgestimmt werden, etwa über jene zur Beischaffung der Kommunikation auf dem Diensthandy von Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ). Die SPÖ wird diesem Ansinnen nicht zustimmen.

Zeugen kommen im U-Ausschuss zur Wien Energie zu Wort

Das hat deren Fraktionsvorsitzender in der Kommission, Thomas Reindl, am Donnerstag im Gespräch mit Journalisten klargestellt. Somit dürfte wohl wieder jenes Prozedere zum Einsatz kommen, das bereits bei der konstituierenden Sitzung angewandt wurde. Es entspricht den neuen Regularien nach der jüngsten Reform der U-Kommission in Wien. Seit dieser kann eine Minderheit Beweise beantragen. Die Mehrheit - also etwa die Regierungsfraktionen SPÖ und NEOS - können die Anträge nicht ablehnen.

Allerdings können sie die drei Vorsitzenden um eine Entscheidung bitten. Diese fungieren dann als Schiedsgremium und müssen innerhalb von zwei Wochen verkünden, ob der jeweilige Antrag zulässig ist oder nicht. Dass das Chat-Ersuchen rechtlich diffizil ist, darauf könnte auch der Umstand hindeuten, dass der Vorsitzende der Kommission, Martin Pühringer, zuletzt ersucht hat, die Anträge noch nicht sofort zur Abstimmung zu bringen, sondern bis zur zweiten Sitzung damit zu warten.

ÖVP hätte gerne Zugriff auf Ludwigs Chats und Telefonlisten

Die ÖVP, die gerne Chats, Kalendereinträge oder Telefonlisten von Ludwig oder Finanzstadtrat Hanke einsehen würde, geht jedenfalls davon aus, dass ihre Anträge rechtskonform sind. Man habe eine entsprechende Expertise eingeholt, betonte der türkise Klub- und Fraktionsvorsitzende Markus Wölbitsch gegenüber der APA.

Der Verweis auf Formalia oder Rechte Dritter sei angesichts des Verhaltens der SPÖ im Parlament eine Farce, befand er. "In der ganzen Debatte geht es nur vordergründig um diese Themen, in Wirklichkeit geht es rein darum, die Beschaffung von Beweisen zu verhindern." Der Chef der roten UK-Fraktion sieht dies keineswegs so. "Wir werden den Anträgen zur internen Kommunikation nicht zustimmen", kündigte Reindl an.

Man gehe davon aus, dass damit Datenschutz-Grundsätze verletzt würden. Das gelte auch für Persönlichkeitsrechte, ist man überzeugt. Die für die Thematik relevante Kommunikation sei ohnehin in den Akten, versicherte Reindl. Außerdem gab er zu bedenken, dass die Umsetzung schwierig sei. Anders als im Bund könnten derartige Daten von der U-Kommission, bei der es sich um ein Gremium des Gemeinderats handle, nur schwer beschafft werden.

Die SPÖ plant für Freitag selbst eine Reihe von Zeugen zu beantragen. So will sie auch Oppositionspolitiker wie die nicht amtsführenden Stadträtinnen bzw. Stadträte Judith Pühringer (Grüne), Karl Mahrer (ÖVP) oder Dominik Nepp (FPÖ) befragen - die zugleich auch Chefs der jeweiligen Landesparteien sind. Begründet wird der Wunsch nach Vorladung damit, dass die betreffenden Personen auch im Finanzausschuss oder im Stadtsenat sitzen.

Mahrer soll auch dazu einvernommen werden, ob er eventuell Unterlagen aus dem Finanzministerium mit detaillierteren Informationen erhalten hat. In sozialen Medien habe er dies durchblicken lassen, meint die SPÖ. Die ÖVP wiederum wird ebenfalls wieder Anträge stellen, unter anderem zu Beraterverträgen und zur Kommunikation der Stadt mit den Banken.

Erste Anträge vom Schiedsgremium schon abgelehnt

Am Donnerstag wurde jedoch auch bekannt, dass erste Anträge vom Schiedsgremium schon abgelehnt wurden. Die Befragung von Führungskräften anderer Stadtwerke-Töchter zum sogenannten Cash-Pooling, also der gegenseitigen Finanzierung durch Konzern-Unternehmen, wurde für nicht zweckmäßig befunden. Begründet wurde dies unter anderem damit, dass die Kommission prüfen solle, in welcher Form die Eigentümerrechte der Stadt gegenüber der Wien Energie bzw. den Stadtwerken wahrgenommen wurden - und nicht wie die internen Abläufe waren.

Da es sich um ausgegliederte Unternehmen handelt, können interne Vorgänge von einer U-Kommission nicht geprüft werden. Die Volkspartei will Anträge zu diesem Thema nun in modifizierter Form einbringen, wie auf APA-Anfrage betont wurde.

Befragung von drei Experten am Freitag

Befragt werden am Freitag drei Experten: Als Auskunftspersonen sind der Ökonom Michael Böheim, Ex-Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber sowie Analyst Johannes Benigni geladen. Die SPÖ möchte dabei unter anderem thematisieren, dass in anderen Ländern bereits Schutzschirme für Energiekonzerne gespannt worden seien. Auch die heimischen Firmen hätten zuletzt errechnet, dass 20 Mrd. Euro in Österreich bereitzustellen wären, berichtete Reindl.

Die ÖVP möchte erfragen, wie viel Börsen-Trading nötig sei, um Kundenpreise abzusichern bzw. wie vorzugehen sei, wenn man Gewinne "maximieren" wolle. Die FPÖ befürchtet, dass die SPÖ eine "Weißwaschung" durch die Experten erreichen wolle, wie deren Fraktionschef, Klubobmann Maximilian Krauss, erläuterte. "Die FPÖ hätte Experten bevorzugt, die außerhalb dieser Branche tätig sind und nicht durch diese Art der Geschäftsmodelle ihr Honorar verdienen. Dadurch ergibt sich automatisch der Anschein der Befangenheit", teilte er der APA mit.

Ludwig stellte Notkredit zur Verfügung

Die Wien Energie musste für den Börsenhandel mit Strom und Gas infolge der Preissprünge hohe Sicherheitsleistungen hinterlegen und konnte diese ab dem Sommer nicht mehr aus eigener Kraft aufbringen. Bürgermeister Ludwig hatte deshalb ab Juli per Notkompetenz insgesamt 1,4 Mrd. Euro bereitgestellt. Der Liquiditätsengpass und die Notkredite des Bürgermeisters wurden Ende August publik, als auch diese 1,4 Mrd. Euro knapp wurden. In der Folge gewährte der Bund über die Bundesfinanzierungsagentur (OeBFA) weitere 2 Mrd. Euro Kreditrahmen.

(APA/Red)

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