Dafür kämpft die "Cholesterin-Allianz"

Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind in Österreich weiterhin Todesursache Nummer eins. Ein erhöhter Cholesterinspiegel gilt als Hauptrisikofaktor für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall. Eine neue gegründete "Cholesterin-Allianz" - bestehend aus Expertinnen und Experten in dem Gebiet- will dafür sorgen, dass das Risikobewusstsein wieder geschärft wird. Eine Hauptforderung: Der LDL-Wert des Cholesterins soll bei jeder Vorsorgeuntersuchung ausgewiesen werden.
"Cholesterin-Allianz" will Risikobewusstsein schärfen
"Führt man sich vor Augen, dass rund 15 Prozent der Bevölkerung ein Cholesterin-assoziiertes hohes oder sogar sehr hohes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen hat, sollten sämtliche Alarmglocken schrillen", sagte Martin Clodi vom Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Linz bei einer Pressekonferenz in Wien. Trotzdem kennen viele Personen nicht einmal ihren LDL-Cholsterin-Wert, der für derartige Erkrankungen ausschlaggebend ist.
Die Wichtigkeit der Prävention unterstrich auch Alexandra Kautzky-Willer, Leiterin der Klinischen Abteilung für Endokrinologie und Stoffwechsel sowie Leiterin der Gender Medicine Unit, Medizinische Universität Wien: "Es muss auch mit dem Mythos 'Lebensstil ist alles' aufgeräumt werden. Lebensstil ist wichtig, keine Frage. Viele Menschen benötigen aber auch medikamentöse Therapien." So erreichen etwa fast 80 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher, die bereits einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erlitten haben, ihren LDL-Cholesterin-Zielwerte nicht.
LDL-Wert soll bei jeder Vorsorgeuntersuchung gemessen werden
Neben menschlichem Leid verursacht ein schlechtes Cholesterin-Management von Betroffenen auch immense Kosten. Eine Untersuchung des Instituts für Höhere Studien (IHS)i wies im Frühsommer nach, dass 8,2 Prozent der Todesfälle potenziell vermeidbar wären und dass bis zu einer Milliarde Euro an Gesundheitskosten eingespart werden könnten. "Zusätzlich wäre durch die Senkung der Zahl an Krankenständen, Invalidität und Mortalität ein Produktionsgewinn von bis zu 300 Mio. Euro absolut realistisch. Das zeigt das Potenzial für die Volkswirtschaft", so Bernhard Rupp, Leiter der Abteilung Gesundheitspolitik in der Arbeiterkammer Niederösterreich.
Zur besseren Umsetzung hat die Allianz drei Ziele formuliert, wie Peter Siostrzonek, Pressereferent der Österreichischen Kardiologischen Gesellschaft (ÖKG), ausführte: "Jede Österreicherin und jeder Österreicher kennt den individuellen LDL-Cholesterinwert", "Jeder kennt seinen LDL-Cholesterin-Zielwert" und "Jeder erreicht seinen individuellen LDL-Cholesterin Zielwert".
Prävention statt Reparaturmedizin gefordert
Mit diesen Anliegen will sich die Allianz nun an die Politik wenden. Gefordert wird unter anderen, dass der LDL-Wert bei jeder Vorsorgeuntersuchung ermittelt wird. "LDL-Cholesterin wird derzeit standardmäßig nicht erfasst. Wir brauchen aber Prävention statt Reparaturmedizin", sagte Rupp. Der Zeitpunkt für diese Diskussion sei angesichts der anstehenden Finanzausgleichs-Verhandlungen derzeit jedenfalls sehr gut.
(APA/Red)