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So rockte die Metal-Band Deafheaven das Wiener WUK

Die US-Metallband Deafheaven gab ihren neu entwickelten Sound im Wiener WUK zum Besten.
Die US-Metallband Deafheaven gab ihren neu entwickelten Sound im Wiener WUK zum Besten. ©APA/HERBERT P. OCZERET (Sujet)
Die US-Metalband Deafheaven rockte mit einer Mischung aus Schönklang und harscher Aggression das Wiener WUK am Dienstag.

In den vergangenen Jahren profilierte sich die US-Metalband Deafheaven mit einem Sound profiliert, der gleichermaßen Schönklang wie harsche Aggression einbezog. Diesem Weg, den so einige nachzuahmen versuchten, ist man zwar noch immer verpflichtet, doch hat die Band um Sänger George Clarke mittlerweile neue Nuancen zu Tage gefördert. Das wurde auch beim Konzert im Wiener WUK Dienstagabend deutlich.

Die Metal-Band Deafheaven rockte das Wiener WUK am Dienstag

Allen voran lag das am jüngsten Album "Infinite Granite" von Deafheaven. Was da im Vorjahr veröffentlicht wurde, mag so manchen Deafheaven-Fan vor den Kopf gestoßen haben: Anstatt des bestialischen Gekeifes von Clarke, das ganz der Black-Metal-Verwurzelung der Gruppe entsprach, machten sich melancholische Passagen und harmonische Melodien breit. Shoegaze mag zwar schon immer ein wesentlicher Bestandteil der Deafheaven-DNA gewesen sein, doch so deutlich trat dieser Aspekt bisher noch nie hervor.

Metal-Quintett Deafheaven mit heruntergeschraubter Intensität

So auch beim Konzertopener "Shellstar", der eher unter der Oberfläche brodelte denn den massiven Ausbruch wagte. Und trotzdem: Das Quintett von Deafheaven wusste mit dieser neuen Ausrichtung und der dezent heruntergeschraubten Intensität bestens umzugehen. Vor allem deshalb, da der Liveklang - wie schon bei den vergangenen Österreichgastspielen - über jeden Zweifel erhaben war und die Musiker eine derart druckvolle wie transparente Darbietung ablieferten, wie man es sich in diesem Bereich nur wünschen kann.

Deafheaven: Zarte Sounds und brutale Breakdowns im Wiener WUK

Nur: War die Härte wirklich verschwunden? "Es war gar keine bewusste Abkehr von dem, was vorher geschah", meinte Drummer Daniel Tracy noch wenige Stunden vor dem Gig im Wiener WUK im Gespräch mit der APA. "Wir haben uns einfach in diese Richtung entwickelt. Es war das Ende einer Ära und der Beginn von etwas Neuem." Stimmt. Hört man das neue "Great Mass of Color" und die ungezügelte Wut von "Honeycomb" direkt nebeneinander, so erscheint der Schritt nur logisch. Zarte Sounds und brutale Breakdowns waren bei Deafheaven schon immer Brüder im Geiste, nun um so mehr.

Viele neue Akzente der Metal-Band beim Live-Konzert im Wiener WUK

Spannend war aber vor allem zu hören, wie Clarke seinen nun vielfach präsenten Klargesang im Livekontext interpretierte. Der das Publikum aufpeitschende Deafheaven-Frontman ließ es sich nicht nehmen, so einige neue Passagen deutlich härter und bellender als in den Studioversionen umzusetzen - was letztlich auch Sinn machte. Eine bloße Wiederholung ist ohnedies nicht die Sache von Deafheaven, dafür geben sich die fünf bestens aufeinander eingespielten Musiker nicht her. Vielmehr gab es live in Wien etliche neue Akzente zu vernehmen, die Songs wie "The Gnashing" in lichte Höhen hievten.

Deafheaven: Massive Wand aus Lärm im WUK in Wien "gezimmert"

Auf diese Weise wurde ein ums andere Mal eine massive Wand aus Lärm in das WUK gezimmert, die die Band stets mit unwiderstehlichen Melodien zum Einsturz brachte. Clarke gab dabei den Zeremonienmeister, der mit wildem Blick und reichlich Bewegung auf der Bühne selbiges in der Halle einforderte - was sich die dicht gedrängten Reihen nicht zweimal sagen ließen. Als zum Ende der beinahe perfekten eineinhalb Stunden das großartige Doppel aus "Brought to the Water" und "Dream House" schließlich alle Hemmungen fallen ließ, war klar: Deafheaven mögen zwar immer noch polarisieren mit ihrem Sound zwischen Metal und Indie. Aber nachmachen kann ihnen diese bis ins letzte Detail ausgeklügelte Mischung auch niemand.

(APA/Red)

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