Panama Papers: Zugängliche Firmenregister gefordert

Vor sechs Jahren waren 400 Journalisten an der Ausarbeitung des Datenmaterials beteiligt, die ihnen von einem Unbekannten unter dem Pseudonym "John Doe" zugespielt worden waren. Nun meldete sich der Whistleblower erneut zu Wort. In einem aktuellen Falter-Interview mit den Journalisten Bastian Obermayer und Frederik Obermaier warnte er unter anderem vor einer steigenden "Instabilität", vor Faschismus und Autoritarismus.
Whistleblower fordert zugängliche Firmenregister nach Panama Papers
Russlands Präsident Wladimir Putin sei eine "größere Bedrohung für die Vereinigten Staaten" als es "Hitler je war", sagte Doe. Das russische Militär, das unschuldige Zivilisten in der Ukraine töte, werde über Briefkastenfirmen mitfinanziert. Briefkastenfirmen seien Putins "beste Freunde". Die Sanktionen gegen russische Oligarchen begrüßte Doe - es gebe aber noch mehr Möglichkeiten: Die USA könnten etwa die Büros "einiger Dienstleister auf US-amerikanischem Boden durchsuchen, die Offshore-Firmen verkauften, um zu "signalisieren, dass diese Art von Aktivitäten nicht mehr akzeptabel" seien.
Whistleblower forderte weltweit zugängliche Firmenregister
Im Interview forderte Doe außerdem "weltweit öffentlich zugängliche Unternehmensregister". Bisherige Reformen in Folge der Panama Papers nannte er zwar "bedeutend", sie würden aber nicht reichen. Nach wie vor würden Briefkastenfirmen "Gräueltaten" ermöglichen, dabei ihre Besitzer verschleiern und diese somit von der Rechenschaftspflicht befreien. Aber: "Ohne Rechenschaft können Gesellschaften nicht funktionieren."
Doe ließ offen, ob er seine Identität preisgeben werde
Ob Doe je seine Identität preisgeben werde, ließ er offen. Er werde "wohl warten müssen", bis er "auf dem Sterbebett" liege: In die Panama Papers seien so viele verschiedene transnationale kriminelle Organisationen verwickelt, "von denen einige Verbindungen zu Regierungen haben", dass er nach einem Outing kaum noch sicher leben würde können.
Russische Regierung wolle Doe "tot sehen"
Fest steht für Doe, dass ihn die russische Regierung "tot sehen" wolle. In dem Falter-Interview verwies er auf eine von Russia Today ausgestrahlten Dokumentation über die Panama Papers, in denen der Charakter "John Doe" eine Kopfverletzung durch Folter erleide und ein Papierboot auf seiner Blutlache schwimme. "Subtil war es jedenfalls nicht", sagte der Whistleblower. Auf die Frage, warum es bisher keinen großen russischen Whistleblower gebe, antwortete Doe, dafür brauche man auch ein "gewisses Maß an Freiheit". Putin aber ermorde die Mutigen und sperre sie ein.
(APA/Red)