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Wirbel um Video von Tiroler Gletscher: Wasserski statt Skifahren

Archivbild aus dem Jahr 2011 (im August).
Archivbild aus dem Jahr 2011 (im August). ©Reuters
Ein seit Donnerstag auf Social Media kursierendes Video, das offenbar die Gletscherschmelze in einem Tiroler Gletscherskigebiet zeigt, sorgt inmitten der Hitzewelle für Aufregung.

Auf den Videos sind Menschen zu sehen, die an einem Schlepplift durch stark geschmolzenen, schwärzlichen Schnee pflügen. Kritisiert werden "Sommerskitourismus" in Zeiten der Klimakrise und "Geldgier". Es handle sich um den Hintertuxer Gletscher, wurde der APA bestätigt, allerdings sei die Aufnahme nicht von heuer. Das sehe er daran, dass im Hintergrund Gletscherflächen abgedeckt sind, die im heurigen Winter nicht abgedeckt worden seien, sagte Matthias Dengg, Mitglied der Geschäftsführung. Aus welchem Jahr die Aufnahme stammen könnte, traue er sich nicht zu sagen. Aber: "Solche Phasen kommen immer wieder vor", relativierte Dengg und räumte ein: "Die Verhältnisse sind zurzeit sehr schwierig". Die Pisten sähen auch im Moment ähnlich aus, wie es die Szene im Video suggeriere.

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Ungewöhnlich warm in der Höhe

Im Normalfall hat man diese Verhältnisse erst ab Mitte August bis zum Herbsteinbruch im September. Den schneearme Winter in Kombination mit einem außergewöhnlich warmen Frühling nannte Dengg als Grund für die derzeitige Situation. Die aktuelle Hitzewelle habe ihr übriges getan. "Es ist aktuell auch in der Höhe ungewöhnlich warm", hielt Dengg fest. "Eis und Schnee schmelzen - das wurde in den letzten Tagen auch ausführlich von Expertinnen und Experten kommentiert". Die Schmelze betreffe alle Gletscher. In Tirol gibt es "fünf Gletscherskigebiete und über 600 Gletscher", rief Dengg in Erinnerung.

Videos stammen aus unbekannten Quellen

Gepostet wurde das Video auf Twitter mit dem Titel "Tiroler Gletscher oder neuer Katastrophenfilm?" am Donnerstagvormittag. Wenige Stunden nach Veröffentlichung wurde es bereits 42.000 Mal angezeigt. In den Kommentaren postete ein User ein ähnliches Video, das ebenfalls am Hintertuxer Gletscher aufgenommen wurde - scheinbar "vor einigen Tagen". In diesem Video sind Skifahrer talwärts unterwegs - in tiefen Rinnen, die weniger einer Spur, sondern einer Wasserrutsche gleichen.

Homepage Hintertuxer Gletscher ©Screenshot

"365 Tage Schneespaß"

Auf der Website präsentiert sich der Hintertuxer Gletscher als "Österreichs einziges Ganzjahresskigebiet" und wirbt mit "365 Tage Schneespaß" und bis zu 20 Pistenkilometern im Sommer. Die Nachfrage in den Sommermonaten sei nach wie vor vorhanden, erklärte Dengg. Doch seien es vor allem (angehende) Profisportlerinnen und -sportler und Skilehrerinnen und -lehrer, die zum Training auf den Gletscher fahren. Dies bestätigte auf APA-Anfrage auch der Österreichischer Skischulverband (ÖSSV). Während der Sommermonate könnten sich die meisten Interessierten Zeit für die Ausbildung nehmen, so die Erklärung des Verbands, warum die Kurse im Sommer stattfänden. Seit Jahren würde diese am Hintertuxer Gletscher durchgeführt. In diesem Jahr seien es drei Sommer-Skikurse - an denen im Schnitt 70 Personen aus allen Bundesländern Österreichs teilnehmen, sowie je ein Snowboard und ein Dual-Kurs. "Im Vorfeld sind viele Anfragen gekommen, ob der Kurs stattfindet", erklärte die Mitarbeiterin. Die Verunsicherung sei ob der aktuellen hohen Temperaturen groß gewesen. Die Ausbildungsleiter hätten sich aber "trotz wenig Schnee" dafür entschieden: "Sie kennen sich gut aus".


Laut der Homepage "Hintertuxer Gletscher" sind aktuell 12 Lifte mit 20 Pistenkilometern in Betrieb. Die "Schneehöhen" sollen bei bis zu 45 Zentimeter liegen.

Das sagen die Zillertaler Gletscherbahnen

"Dass es in den lezten Tagen so warm war, macht uns zu schaffen", sagt Matthias Dengg von den Zillertaler Gletscherbahnen auch schon gegenüber dem "Kurier" und führte weier weiter aus. "Normalerweise sind die Gletscher erst am Ende des Sommers so stark betroffen, wenn das schützende Weiß verloren geht." Dengg vergleicht den Gletscher mit einem Freibadbetrieb. Das Freibad würde man auch nicht zusperren, nur weil das Wetter mal zwei Wochen schlecht sei. Im Kurier-Gespräch hält Dengg auch fest, dass durch komprimierte und präparierte Gletscherpisten, der Schnee da bleiben würde, wo er hingefallen sei. (VOL.AT)

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