KFV warnt vor Hochwasser-Langzeitfolgen

In einer Woche jährt sich die vom Tief "Bernd" in Deutschland ausgelöste Hochwasserkatastrophe historischen Ausmaßes. Das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) erinnert sich, bei einem Medientermin an, die vom Tief "Bernd" in Deutschland ausgelöste Hochwasserkatastrophe historischen Ausmaßes, wie auch an die gegenwärtig wieder auftretende "Akutgefahr Extremwetter" und "wie unvorbereitet Hochwasserereignisse solcher Größenordnung die Gesellschaft treffen können", wie der KFV-Experte Armin Kaltenegger feststellte.
KFV warnt vor den Lanzeitfolgen von Hochwasser und Extremwetter
Der Klimawandel befeuert derartige Ereignisse, davor warnt die Wissenschaft schon lange, 2021 war aber laut dem Leiter des Bereichs Eigentumsschutz beim KFV ein besonders heftiges Jahr: "Weltweit gab es 50 Extrem-Überflutungen mit weit über 80 Milliarden Euro Schaden", womit die Schadenssumme der vergangenen fünf Jahre jeweils übertroffen worden sei.
Tief "Bernd" sorgte für 200 Todesopfer in Europa
In Europa sorgte Tief "Bernd" am 14. und 15. Juli für Regenmengen von 100 Liter pro Quadratmeter und 200 Todesopfer, und auch wenn die verheerendsten Folgen in Deutschland und Belgien auftraten, war auch Österreich mit Überschwemmungen in der Halleiner Altstadt, Murenabgängen in Salzburg oder 600 Einsätzen in Niederösterreich, wo mehrere Ortschaften zu Katastrophengebieten erklärt wurden, stark betroffen, erinnerte Kaltenegger. Denn auch hier waren es Niederschläge, wie sie örtlich seltener als einmal in 100 Jahren zu erwarten sind.
Überflutungen extremeren Ausmaßes trafen auch Österreich
Überflutungen extremeren Ausmaßes trafen Österreich nicht nur im Vorjahr, größere Ereignisse gab es laut dem Experten zuvor schon 2002, 2005, 2013 und 2018 - und die Bevölkerung wäre sich über die Gefahr durchaus bewusst, sagte Kaltenegger unter Berufung auf aktuelle KFV-Erhebungen. Sie ergaben, dass Hochwasser und Überflutungen die am meisten gefürchteten Naturgefahren in Österreich sind.
Warum viele Österreicher nicht auf Unwetter vorbereitet sind
Warum jedoch viele Österreicher nicht ausreichend auf die Herausforderung vorbereitet sind, mit den möglichen Schäden derartiger Extremereignisse umzugehen, hat laut dem Experten zahlreiche Gründe. "Es gibt die vier Quellen Katastrophenfond, Versicherungen, Spenden und Eigenvorsorge zur Behebung", sagte Kaltenegger. Für Personen ohne Versicherung sei der Katastrophenfond die primäre Quelle. Die zu erwarteten Leistungen würden jedoch oft überschätzt, in Wirklichkeit zahlt der Fond "20 Prozent des durchschnittlichen Schadens, und zwar vom Zeitwert und nicht vom Wiederherstellungswert". Dazu geselle sich noch ein gewisser Fatalismus im Umgang mit möglichen Katastrophen, gepaart mit Pessimismus.
60 Prozent sehen die öffentliche Hand in der Pflicht
"Zudem sehen 60 Prozent die öffentliche Hand in der Pflicht, vor diesen Katastrophen zu schützen und die Schäden zu kompensieren", erläuterte Kaltenegger und nannte das "Sparen am falschen Platz" als weitere Ursache, wenn es um den Bau des Eigenheims geht. "Laut Studien wären zehn Prozent höhere Baukosten zum Schutz vor gängigen Naturgefahren notwendig", und zwar auf 100 Jahre - daher wäre ein "Return of Investment" langfristig da, argumentierte der Experte - wenngleich natürlich die Budgets oft knapp bemessen seien.
Hutter machte auf Folgen von Katastrophen aufmerksam
Der Umweltmediziner und Ökologe Hans-Peter Hutter wollte auf eine andere unterschätzte Folge von Katastrophen aufmerksam machen: "Es sind die chronischen Folgeschäden, die oft ausgeklammert werden", sagte Hutter und nannte Infektionsrisiken oder gesundheitliche Gefahren durch Gebäude, die nach einem Hochwasser durch Mauerfeuchte günstige Verhältnisse für Bakterien, "aber vor allem für Schimmel" bieten.
Enorm unterschätzt seien psychische Belastungen
Enorm unterschätzt seien auch die psychischen Belastungen, die nicht nur durch Verlust eines Angehörigen oder durch Verletzungen nach einer Katastrophe entstehen können. Hutter berichtet so von Menschen, die nach einem Hochwasser schon bei einsetzendem Regen in Panik geraten würden, oder die an Schlaflosigkeit leiden. "Hier gilt es früh zu intervenieren", denn eine sogenannte posttraumatische Belastungsstörung könnte laut dem Umweltmediziner jahrelang anhalten.
Klimakrise als Auslöser für solche Katastrophen
Auch Hutter erinnerte abschließend noch einmal an die Klimakrise als Auslöser für solche Katastrophen - und an die notwendige CO2-Reduktion: "Wenn es uns nicht gelingt, den Klimaschutz umzusetzen", dann stelle sich immer mehr die Frage, wie die Folgen des Klimawandels überhaupt noch bezahlbar wären. "Klimaschutz ist nicht etwas, das nur am Papier steht, die Konzepte sind da", schloss Hutter.
(APA/Red)