Ukraine: Kiew meldet hohe Verluste für Russland im Donbass

"Die ukrainischen Kämpfer haben dem Feind bei einem versuchten Angriff im Umkreis der Ortschaften Werchnjokamkanka, Bilohoriwka und Hryhoriwka erhebliche Verluste zugefügt. Die Okkupanten haben sich zurückgezogen", teilte der Generalstab in Kiew am Mittwoch mit. Die Behörden in der Region Donezk riefen indes die Zivilbevölkerung zur Flucht auf. "Russland hat das gesamte Gebiet von Donezk zu einem gefährlichen Hotspot auch für Zivilisten gemacht", schrieb Gouverneur Pawlo Kyrylenko am Mittwoch auf Telegram.
"Ich rufe alle zur Evakuierung auf! Evakuierung rettet Leben!", so Kyrylenko weiter. Der Bürgermeister der ostukrainischen Stadt Slowjansk, Wadym Ljach, kündigte Busse und Züge zum Transport von Zivilisten in den Westen des Landes an. "Kein Risiko eingehen! Packt zusammen!", teilte Ljach mit. Insgesamt seien seit Beginn der Kämpfe in Slowjansk 17 Menschen getötet und 67 verletzt worden. "Gestern gab es durch Angriffe zwei Tote und sieben Verwundete", erklärte Ljach.
Kiew meldet hohe Verluste für russische Truppen im Donbass
Die Ortschaften liegen 10 bis 15 Kilometer westlich der einstigen Großstadt Lyssytschansk, die Russlands Truppen am Wochenende erobert haben. Auch südlich davon im Raum Bachmut sei es gelungen, den russischen Vormarsch zu stoppen und bei den Angreifern für "Ausfälle" zu sorgen, hieß es in dem Bericht. Unabhängig sind die Angaben nicht zu überprüfen.
Neuer Verteidigungswall um Sjewjerodonezk aufgebaut
Auch südlich davon im Raum Bachmut sei es gelungen, den russischen Vormarsch zu stoppen und bei den Angreifern für "Ausfälle" zu sorgen, hieß es in dem Bericht. Unabhängig sind die Angaben nicht zu überprüfen. Entlang der Linie der drei Kleinstädte Siwersk, Soledar und Bachmut hat die ukrainische Armee nach dem Fall des Ballungsraums Sjewjerodonezk-Lyssytschansk einen neuen Verteidigungswall aufgebaut. Dieser soll von Osten her die russische Offensive auf das Industriegebiet Slowjansk-Kramatorsk, dem Hauptquartier des ukrainischen Militärs im Donbass, stoppen. Derzeit laufen die Kämpfe um die vorderen Verteidigungslinien.
Großoffensive in der ostukrainischen Region Donezk
Bei ihrer Großoffensive auf die ostukrainische Region Donezk liefern sich russische Truppen schwere Kämpfe mit ukrainischen Soldaten. Am Rande der von Russland bereits eingenommenen Nachbarregion Luhansk werde erbittert gekämpft, sagte der dortige ukrainische Gouverneur Serhij Hajdaj am Mittwoch im Fernsehen. Die ukrainischen Truppen haben nach eigenen Angaben einen Angriff des russischen Militärs im Gebiet Donbass im Osten der Ukraine zurückgeschlagen.
Die Stadt Slowjansk in Donezk ist nach Angaben des Bürgermeisters seit zwei Wochen unter russischem Beschuss. "Die Situation ist angespannt", sagt Wadym Ljach in einer Video-Konferenz. Seit Beginn der russischen Invasion am 24. Februar seien in seiner Stadt 17 Einwohner und Einwohnerinnen getötet und 67 verletzt worden. Vor Kriegsausbruch hätten mehr als 100.000 Menschen in Slowjansk gelebt, jetzt seien es noch 23.000. Immer mehr Menschen wollten wegen der Angriffe die Stadt verlassen
Russisches Militär zersörte zwei US-Raketenwerfer
Das russische Militär zerstörte nach eigenen Angaben zwei US-Raketenwerfer vom Typ Himars. "Nahe der Ortschaft Malotaranowi in der Donezker Volksrepublik wurden zwei Startrampen des Mehrfachraketenwerfers Himars aus den USA sowie zwei dazugehörige Munitionslager durch luftgestützte Hochpräzisionsraketen vernichtet", sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, am Mittwoch. Unabhängig ließen sich die Angaben nicht überprüfen.
Bürgermeister Mykolajiw berichtet von schwerem Beschuss
Der Bürgermeister von Mykolajiw berichtete von schwerem Beschuss der im Süden der Ukraine gelegenen Stadt. "Es gibt keine sicheren Zonen in Mykolajiw", sagte Olexander Senkewytsch. "Ich sage den Menschen in der Stadt, dass sie sie verlassen müssen." Die russischen Truppen setzten Mehrfachraketensysteme ein, um die Hafenstadt zu beschießen. Vor dem Krieg hätten etwa 500.000 Menschen in Mykolajiw gelebt, jetzt seien es nur noch halb so viele.
Ukraine hob Reisebeschränkungen auf
Nach nur einem Tag hob indes das ukrainische Militär eine Reisebeschränkung im Inland für Wehrpflichtige wieder auf. Das teilte der Oberkommandierende Walerij Saluschnyj am Mittwoch im Nachrichtendienst Telegram nach massiver Kritik mit. Am Vortag hatte die Anordnung für Wehrpflichtige, sich für das Verlassen des Meldeorts eine Erlaubnis beim Kreiswehrersatzamt einzuholen, eine landesweite Empörungswelle ausgelöst. Sogar Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte sich in der Frage vom Militär distanziert und eine Rücknahme der Anordnung gefordert.
Die Ukraine hatte nach dem Beginn des russischen Einmarsches Ende Februar das Kriegsrecht verhängt und eine Mobilmachung beschlossen. Wehrpflichtige Männer im Alter zwischen 18 und 60 Jahren dürfen das Land nicht mehr verlassen. Dass für sie nun innerhalb des vom Krieg erschütterten Landes Reisen eingeschränkt werden sollten, hatte Kritik ausgelöst. Kritiker hatten dadurch etwa auch weitere wirtschaftliche Probleme befürchtet.
Erhebliche Verluste bei russischen Truppen
"Die ukrainischen Kämpfer haben dem Feind bei einem versuchten Angriff im Umkreis der Ortschaften Werchnjokamkanka, Bilohoriwka und Hryhoriwka erhebliche Verluste zugefügt. Die Okkupanten haben sich zurückgezogen", teilte der Generalstab in Kiew am Mittwoch mit. Die Ortschaften liegen 10 bis 15 Kilometer westlich der einstigen Großstadt Lyssytschansk, die die russischen Truppen am Wochenende erobert haben. Auch südlich davon im Raum Bachmut sei es gelungen, den russischen Vormarsch zu stoppen und bei den Angreifern für "Ausfälle" zu sorgen, hieß es in dem Bericht. Unabhängig sind die Angaben nicht zu überprüfen.
"Wir halten den Feind an der Grenze zwischen den Regionen Luhansk und Donezk auf", schrieb Hajdaj auf Telegram. Die russische Armee schicke reguläre Einheiten und Reservekräfte in das Gebiet und versuche offenbar, den Fluss Siwerskyj Donez zu überqueren. "Sie erleiden ziemlich schwere Verluste." Am Sonntag hatte Russland die vollständige Einnahme von Luhansk verkündet, das zusammen mit Donezk den Donbass bildet, ein wichtiges Industriegebiet im Osten der Ukraine und erklärtes Ziel der russischen Invasion.
Angebliche Plünderungen russischer soldaten bei Sjewjerodonezk
Hajdaj berichtete auch von Plünderungen russischer Soldaten in Sjewjerodonezk und Lyssytschanks, den weitgehend zerstörten Zwillingsstädten in der Region Luhansk. "Sie machen Jagd auf Bewohner, die für die Ukraine eintreten. Sie machen Geschäfte mit Kollaborateuren. Sie kundschaften Wohnungen aus, in denen Soldaten lebten, brechen ein und nehmen Kleidung mit. ... Alles wird zerstört. Ganze Sammlungen von Büchern auf Ukrainisch. Das ist ein Déjà-vu - wie 1939 bei Nazi-Deutschland." Unabhängig bestätigen lassen sich die Berichte nicht. Die russische Führung erklärt stets, sie ziele nicht auf Zivilisten.
Moskau bezeichnet die am 24. Februar begonnene Invasion als militärischen Sondereinsatz, der der Entmilitarisierung des Nachbarlandes und dem Schutz der russisch-sprachigen Bevölkerung vor Nationalisten gelte. Die von pro-russischen Separatisten ausgerufenen und international nicht anerkannten Volksrepubliken Luhansk und Donezk sollen der Kontrolle der Ukraine entzogen werden.
Russland spricht nicht von Angriffskrieg
Die Ukraine und westlich orientierte Staaten sprechen dagegen von einem nicht provozierten Angriff Russlands und werfen ihm den Bruch des Völkerrechtes durch die Invasion vor. Die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union haben Russland aufgefordert, eine Anordnung des Internationalen Gerichtshofs zu befolgen, in der das Land dazu angehalten wird, sich aus der Ukraine zurückzuziehen.
Lawrow nimmt bei G20-Gipfel in Indonesien teil
Der russische Außenminister Sergej Lawrow rief am Mittwoch alle Staaten auf, das Völkerrecht zu achten. Dies sei notwendig, da sich die Welt auf komplizierte Weise entwickle, sagte er bei einem Treffen mit seinem vietnamesischen Amtskollegen Bui Thanh Son in Hanoi. Vietnam und Russland unterhalten enge Beziehungen, die bis in die Sowjetzeit zurückreichen. Die Regierung in Hanoi hat den Angriff auf die Ukraine bisher nicht verurteilt. Lawrow reist diese Woche auch nach Indonesien, um an einem Treffen der Außenminister der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) teilzunehmen.
(APA/Red)