Ukraine-Krieg: Chemiefabrik in Sjewjerodonezk zerstört

"Es gibt insgesamt auf dem Territorium des Chemiegiganten keine erhalten gebliebenen Verwaltungsgebäude mehr", schrieb der Militärgouverneur der ostukrainischen Region Luhansk, Serhij Hajdaj, auf Telegram.
Kämpfe um Sjewjerodonezk dauern nach Zerstörung von Chemiefabrik an
Ähnlich Aussagen machte der Generalstab in seinem Lagebericht: "Die Kämpfe um die völlige Kontrolle über Sjewjerodonezk halten an", heißt es da. Der Gegner verlege weitere Raketenartillerie in das Gebiet. Generalstab und Hajdaj meldeten übereinstimmend die Abwehr eines Bodenangriffs auf den Sjewjerodonezker Vorort Solote. Russische Truppen nahmen inzwischen alle Wohnviertel in Sjewjerodonezk ein, die ukrainischen Verteidiger verschanzten sich in der Industriezone rund um das Chemiewerk. Evakuierungsversuche von Zivilisten, die ebenfalls in der Anlage ausharren sollen, sind bisher gescheitert.
Nach Einschätzung britischer Geheimdienst-Experten setzen russische Truppen ihre Bemühungen fort, den Ring um die Stadt Sjewjerodonezk von Süden zu schließen. "In den vergangenen 24 Stunden haben russische Kräfte wahrscheinlich weiterhin versucht, auf der Popasna-Achse die Oberhand zu bekommen, von der sie den Kessel von Sjewjerodonezk vom Süden her einkreisen wollen", hieß es in dem täglichen Update zum Ukraine-Krieg auf der Webseite des britischen Verteidigungsministeriums Freitagfrüh.
Russische Offensive auf Slowjansk vorerst gescheitert
Laut Generalstab ist eine russische Offensive weiter westlich auf ein weiteres strategisches Ziel, den Ballungsraum Slowjansk, vorerst gescheitert. Der Versuch der Russen, die Ortschaft Bohoroditschne 20 Kilometer nördlich von Slowjansk schon am diesseitigen Ufer des Flusses Siwerskyj Donez unter Kontrolle zu nehmen, sei zurückgeschlagen worden.
Russische Luftangriffe gibt es in Richtung Awdijiwka im Gebiet Donezk, heftigen Artilleriebeschuss im Süden der Ukraine an der Grenze zwischen den Gebieten Cherson und Mykolajiw, während die Ukrainer dort eigenen Aussagen zufolge mehrere Luftangriffe auf russische Stellungen flogen. Unabhängig sind die Angaben nicht zu überprüfen.
Russisches Schiff im Schwarzen Meer mit Raketen getroffen
Ukrainische Streitkräfte trafen nach Behördenangaben einen Schlepper der russischen Marine im Schwarzen Meer mit Raketen. Das Schiff "Wassili Beg" sei mit Soldaten, Waffen und Munition auf dem Weg zu der von Russland besetzten Schlangeninsel südlich der Region Odessa gewesen, teilt Regionalgouverneur Maxym Martschenko mit.
Widerstand in Russland gegen Ukraine-Krieg
Trotz Umfragen, die nahelegten, dass die Mehrheit der Russen den Krieg in der Ukraine unterstützt, gebe es "Elemente" in der russischen Bevölkerung, die aktiv und passiv ihre Opposition zum Ausdruck brächten, so die britischen Experten weiter. Eine aus Russen rekrutierte Einheit namens Freiheit-für-Russland-Legion nehme beinahe sicher an Kampfhandlungen aufseiten der ukrainischen Streitkräfte teil.
Die Skepsis an dem Krieg sei besonders groß in Kreisen der Wirtschaftselite und der Oligarchen. So legten Ausreiseanträge nahe, dass 15.000 Dollar-Millionäre versuchten, Russland zu verlassen, hieß es in dem Geheimdienst-Update.
Seit Beginn des russischen Angriffskriegs vor fast vier Monaten veröffentlicht die britische Regierung regelmäßig Geheimdienstinformationen zum Verlauf. Moskau wirft London eine gezielte Desinformationskampagne vor.
(APA/Red)