Selenskyj will Medwedtschuk gegen Gefangene tauschen

Laut Selenskyj sei es wichtig "für unsere Sicherheitskräfte und Militärs, eine solche Möglichkeit in Betracht zu ziehen". "Ich schlage der Russischen Föderation vor, ihren Jungen gegen unsere Jungen und Mädchen in russischer Gefangenschaft auszutauschen", so Selenskyj. Vom Kreml kam jedoch umgehend eine Absage. Medwedtschuk sei ein "ausländischer Politiker", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow.
Medwedtschuk gilt als enger Vertrauter Putins
Medwedtschuk gilt als enger Vertrauter des russischen Präsidenten Wladimir Putin und war kurz nach Beginn des Krieges untergetaucht. Ihm werden in Kiew Hochverrat und Unterschlagung vorgeworfen.
Medwetschuk sei bei einem Fluchtversuch gefasst worden, teilte der ukrainische Geheimdienst SBU am Mittwoch mit. Demnach wollte er ins Gebiet der von Russland militärisch besetzten moldauischen Region Transnistrien gelangen. Dort hätten russische Geheimdienstler auf ihn gewartet, um ihn nach Moskau zu bringen. Der Plan sei jedoch aufgeflogen und die ukrainischen Behörden hätten ihn schon in der Region Kiew festgenehmen können.
Peskow spielte die Beziehungen zwischen dem Oligarchen und Russland herunter. "Er hatte keine Beziehungen hinter den Kulissen mit Russland", sagte der Sprecher vor Journalisten. "Wir verfolgen das Schicksal von Viktor Medwetschuk und rufen auch alle europäischen Politiker auf, das zu tun, weil sie ja immer so in Sorge um die Meinungsfreiheit sind", sagte Peskow mit Blick auf den pro-russischen Politiker, dessen Tochter Daryna den russischen Machthaber Wladimir Putin zum Taufpaten hat.
Selenskyj reagiert auf Putin-Aussagen zum Ukraine-Krieg
Weiters hat der Selenskyj auf Äußerungen von Kremlchef Wladimir Putin reagiert, der in Russland "Spezialoperation" genannte Krieg verlaufe nach Plan. "Ganz ehrlich, niemand in der Welt versteht, wie ein solcher Plan aufgestellt werden konnte", sagte Selenskyj in einer Videoansprache am Dienstagabend in Kiew. Was tauge ein Plan, der den Tod Zehntausender eigener Soldaten vorsehe, fragte der Staatschef. Dabei sei klar, dass in Moskau die Zahl der getöteten Ukrainer ohnehin nicht interessiere. Putin hatte sich am Dienstag siegesgewiss gezeigt, dass die Ziele der Spezialoperation erreicht würden.
20.000 russische Soldaten sollen getötet worden sein
Selenskyj zitierte ukrainische Zahlen, wonach bereits 20.000 russische Soldaten getötet worden seien. Westliche Schätzungen gehen von mehreren Tausend Toten aus. Der Kreml selbst spricht nur von schweren Verlusten.
Ob russische Streitkräfte in Mariupol chemische Waffen eingesetzt haben, bleibe indessen weiterhin unklar, erklärte Selenskyj weiter. Es sei derzeit nicht möglich, 100-prozentig sichere Schlüsse darüber zu ziehen. Im Moment sei es nicht möglich, eine angemessene Untersuchung in der belagerten Stadt durchzuführen.
Medwedew wirft Ukraine Foltermethoden vor
Der frühere russische Präsident Dmitri Medwedew reagierte erbost auf die Festnahme Medwedtschuks. "Vereinzelte Missgeburten, die sich selbst als "ukrainische Regierung" bezeichnen, erklären, dass sie ein Geständnis aus Viktor Medwedtschuk herausprügeln, ihn "schnell und gerecht" verurteilen und dann gegen Gefangene austauschen wollen", schrieb Medwedew auf seinem Telegram-Kanal. Auch die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, warf Kiew Foltermethoden vor - ohne dafür jedoch Beweise zu liefern.
(APA/Red)