Mittwoch ist "Tag der Steuerleistung": Das steckt dahinter

Österreich zählt zu den Ländern mit den höchsten Arbeitskosten in der EU. Dabei liegt laut Eurostat auch der Anteil indirekter Kosten mit einem Viertel überm EU-Schnitt. Die Industriellenvereinigung (IV) bekräftigt nun jedenfalls ihren Ruf nach einer Lohnnebenkostensenkung. Denn Menschen mit einem Monatsgehalt von mehr als 3.400 Euro brutto - die oberen 20 Prozent der Einkommensbezieher - tragen laut IV 77 Prozent zum Gesamtaufkommen der Einkommensteuer bei.
Industriellenvereinigung: Lohnnebenkosten senken
Ohne das einkommensstärkste Fünftel der Bevölkerung würden dem Staat bereits ab April de facto die Einnahmen aus der Einkommensteuer ausgehen, rechnet die IV vor. Dahingehend hat sie heute zum "Tag der Steuerleistung" erklärt. Denn bis zum 6. April, habe das einkommensstärkste Fünftel der Einkommensbezieher seit Jahresbeginn so viel Einkommensteuer bezahlt wie der Durchschnitt übers gesamte Jahr.
"Mit dem heutigen Tag sollen all jene Menschen gewürdigt werden, die einen wesentlichen Teil zur Finanzierung unseres Gemeinwohls beitragen", so IV-Generalsekretär Christoph Neumayer mit Verweis auf die Berechnung seines Hauses. Es gehe auch um ein Bewusstsein dafür, dass eine relativ kleine Gruppe von Menschen den Großteil der Einkommens-Steuerlast schultere. Damit werde entscheidend zur Finanzierung des Staates beigetragen. "Der heutige Tag sollte daher ein Mahnmal für die Politik sein, mit den hart erarbeiteten Steuergeldern der Bürgerinnen und Bürger sorgsam umzugehen", so Neumayer. Man rede schließlich von Facharbeitern in der Industrie, Allgemeinmedizinern oder auch AHS-Lehrerinnen und -Lehrern.
Österreichs Steuersystem
Die Berechnung verdeutlicht für die IV, wie stark umverteilend das Steuersystem in Österreich funktioniere. Betrachte man die Einkommen inklusive Transferzahlungen des Staates, erhielten die unteren 55 Prozent der Steuerzahlerinnen und -zahler rund vier Mal mehr aus dem Steuertopf als sie einbezahlten. Ständig wiederkehrende Neiddebatten oder der Ruf nach weiterer Umverteilung seien "eine klare Themenverfehlung" und würden an der nachhaltigen Finanzierbarkeit unseres Sozialstaates sägen, so Neumayer.
Also will die IV "statt ständig wiederkehrender Diskussionen über zusätzliche Steuern und Belastungen für das Höchststeuerland Österreich" lieber "eine weitere Entlastung des Faktors Arbeit": "Genau hier müssen wir den Hebel ansetzen, um Beschäftigung weiter aufzubauen, damit die Einkommensteuerlast nicht nur auf den Schultern einiger Weniger ruht", so Neumayer. "Ziel muss sein, Österreich bei der Steuer- und Abgabenquote weg von einem Hochbelastungsstandort in Richtung Mittelfeld kommt."
110.4 Mrd. Euro an Steuern
Im Jahr 2019 betrug nach aktueller endgültiger Steuerliste der Statistik Austria (NTL) das Abgabenaufkommen 169,4 Mrd. Euro. Auf Steuern entfielen 110,4 Mrd. Euro, auf Pflichtsozialversicherungsbeiträge 59,04 Mrd. Euro. Die Arbeitgeber des privaten und öffentlichen Sektors haben 2019 nach Berechnungen der IV 62,6 Mrd. Euro an Abgaben geleistet. Das entspreche 36,9 Prozent des Gesamtabgabenaufkommens bzw. 15,7 Prozent des BIP. Die vorgesehene KöSt-Senkung werde laut IV hingegen nicht zu einem Einnahmenausfall für den Staat führen. Diese soll ja ab 2023 schrittweise von noch 25 Prozent auf 23 Prozent der Gewinne abgesenkt werden.
(APA/Red)