AA

Nuklearzentrum in Charkiw beschossen: Keine erhöhte Strahlung

Kiewer Atomaufsichtsbehörde hatte neuerlichen Angriff auf Anlage in Charkiw gemeldet.
Kiewer Atomaufsichtsbehörde hatte neuerlichen Angriff auf Anlage in Charkiw gemeldet. ©REUTERS/Oleksandr Lapshyn
Nach dem von der Ukraine gemeldeten erneuten Beschuss eines nuklearen Forschungszentrums in der Stadt Charkiw gibt das ukrainische Parlament Entwarnung.

Es seien keine Schäden festgestellt worden, die den Zustand der nuklearen und Strahlensicherheit beeinträchtigten, hieß es in einer in der Nacht zu Samstag veröffentlichten Mitteilung zur Situation der Atomanlagen in der Ukraine. Die Strahlungssituation sei innerhalb der Norm.

Auch die Stromversorgung sicherheitsrelevanter Systeme und Komponenten sei wiederhergestellt, hieß es in der Mitteilung weiter. Das Personal der Anlage arbeite an der Beseitigung der Folgen des Bombenangriffes. Am Gebäude habe es leichte Schäden gegeben.

Atomforschungsanlage in Charkiw angegriffen

Die ukrainische staatliche Atomaufsichtsbehörde hatte in der Nacht zu Freitag gemeldet, dass Russland bereits zum zweiten Mal dieselbe Atomforschungsanlage am nördlichen Stadtrand von Charkiw beschossen habe. Am Charkiwer Institut für Physik und Technologie befindet sich ein Forschungsreaktor, der mit schwach angereichertem Uran betrieben wird. Laut Gesellschaft für Reaktorsicherheit wurden beide ukrainischen Forschungsreaktoren - ein zweiter befindet sich in Kiew - bereits Ende Februar heruntergefahren.

Vom russischen Militär kam hingegen am Freitagabend der Vorwurf, ukrainische Kräfte hätten ein Gebäude des Forschungszentrums "gesprengt", um "Nuklearforschung zu verbergen". "Bis zu 50 Mitarbeiter der Einrichtung können sich unter den Trümmern befinden", behauptete Generaloberst Michail Misinzew.

Warnung vor Umweltkatastrophe: Atomare Brennelemente im Forschungszentrum

Der ukrainische Inlandsgeheimdienst SBU hatte am vergangenen Sonntag mitgeteilt, dass das Forschungszentrum mit Grad-Raketenwerfern beschossen worden sein soll. Ein Treffer in der Forschungsanlage, in der sich demnach 37 atomare Brennelemente befinden, hätte im schlimmsten Fall eine Umweltkatastrophe auslösen können, warnte die Behörde. Die Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden.

Die Vereinigten Staaten beschuldigten Russland wiederum, gegen die Grundsätze der nuklearen Sicherheit zu verstoßen. Sie seien besorgt über den anhaltenden russischen Beschuss von Nuklearanlagen in der Ukraine, erklärte die US-Energieministerin Jennifer Granholm auf Twitter. "Wir beobachten Berichte über Schäden an einer Forschungseinrichtung in Charkiw. Das kurzfristige Sicherheitsrisiko ist gering, aber der fortgesetzte russische Beschuss von Nuklearanlagen muss aufhören", so die Ministerin. Bisher seien noch keine Anzeichen für eine radiologische Freisetzung festgestellt worden, bestätigte Granholm.

Strom am ehemaligen AKW Tschernobyl läuft teils wieder

Technikern ist es am ehemaligen Atomkraftwerk Tschernobyl gelungen, einen Teil der Stromleitungen zu reparieren. Das berichtete die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien am Freitagabend unter Berufung auf den ukrainischen Betreiber.

Die Stromversorgung für die Kühlung von Brennelementen war am Mittwoch unterbrochen worden. Die IAEA sah darin aber kein Sicherheitsproblem. Notstromgeneratoren liefern dort Strom. Trotz der schwierigen Lage durch den russischen Einmarsch und die Kämpfe in der Ukraine sei es gelungen, dafür mehr Diesel anzuliefern.

Nach Angaben der IAEA laufen 8 der 15 ukrainischen Reaktoren an vier Standorten weiter. Das Strahlungsniveau dort sei normal. Am Atomkraftwerk Saporischschja funktionierte die automatische Übertragung von Daten an die IAEA in Wien nach einer Unterbrechung wieder, in Tschernobyl dagegen nicht.

(APA/Red)

  • VIENNA.AT
  • Chronik
  • Nuklearzentrum in Charkiw beschossen: Keine erhöhte Strahlung
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen