Frauentag findet im Jahr 2022 zum 111. Mal statt

Organisationen und Parteien nehmen den Tag zum Anlass, um ihre frauenpolitischen Forderungen zu stellen. Häufig steht der Ausbau der institutionellen Kinderbetreuung im Vordergrund, um auch Müttern den Zugang zu Vollzeit-Jobs zu ermöglichen.
Frauentag findet im Jahr 2022 zum 111. Mal statt
Am "Kampftag für Frauenrechte", wie Frauenring-Vorsitzende Klaudia Frieben den Internationalen Frauentag beschrieb, haben feministische NGOs am Ballhausplatz Transparente ausgebreitet. Gefordert wurden erneut 228 Millionen Euro sowie 3.000 zusätzliche Vollzeitstellen für die Gewaltprävention. "Wir wollen eine Frauenpolitik, die sich einmischt und wenn notwendig auf den Tisch haut", so Frieben. Diese biete Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP) nicht, kritisierten die Teilnehmer.
Frauen haben immer noch mit zahlreichen Problemen zu kämpfen
Die NGOs prangerten zahlreiche Probleme an, mit denen Frauen immer noch zu kämpfen haben, angefangen beim Thema Gewalt. "Das Ausmaß der Gewalt an Frauen ist alarmierend hoch", warnte die Geschäftsführerin des Vereins Autonome Österreichische Frauenhäuser, Maria Rösslhumer. Plane die Regierung Gewaltschutzmaßnahmen, sollen alle Opferschutzeinrichtungen von Beginn an einbezogen werden, forderte sie.
Organisationen fodern mehr Geld und Jobs für den Gewaltschutz
Gemeinsam pochten die Organisationen auf mehr Geld und mehr Jobs für den Gewaltschutz. Rosa Logar von der Allianz GewaltFreiLeben machte auf die Situation der Betreuerinnen der Interventionsstelle gegen Gewalt aufmerksam, die jährlich bis zu 300 Betroffene betreuen würden. Auch Frieben sprach von "prekären Arbeitsverhältnissen" bei Mädchen- und Frauenberaterinnen.
Frauentag: Logar fordert mehr Geld für Geleichstellung statt für Militär
Angesichts des Ukraine-Kriegs sieht Logar die Gefahr, dass nun viel mehr zusätzliches Geld in das Militär anstatt in die Gleichstellung investiert werde. "Die Lage der Frauen und Mädchen ist noch immer eine von Diskriminierung und Benachteiligung", gab sie zu bedenken. Geflüchtete Frauen und Mädchen müssten in Österreich aufgenommen werden, egal aus welchem Land sie kommen, appellierte sie außerdem.
Mädchen litten auch psychisch unter der Corona-Pandemie
Während der Corona-Pandemie hätten die Mädchen auch psychisch gelitten: "60 Prozent der Mädchen sind psychisch extrem belastet", stellte Elisabeth Cinatl vom Netzwerk österreichischer Frauen- und Mädchenberatungsstellen fest. Bei den Müttern beobachte man Ähnliches. Besonders die Alleinerziehenden seien nach zwei Jahren Pandemie "wütend und frustriert", sagte Andrea Czak vom Verein Feministische Alleinerzieherinnen. Sie forderte eine Anpassung der Familienbeihilfe an die Inflation, eine Unterhaltsgarantie und eine "breite Mental Health Kampagne".
Fehlender Rechtsanspruch für Kinderbetreuung angeprangert
Frieben prangerte den fehlenden Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung an, Frauen hätten Probleme, Familie und Job zu vereinbaren. Immer noch stünde ihnen deshalb der Zugang zum Arbeitsmarkt nicht völlig offen. Sie kritisierte, dass vonseiten der Politik "ständige neue Projekte erfunden werden". Stattdessen brauche es eine langjährige Finanzierungsbasis für alle Fraueneinrichtungen.
SPÖ-Frauenvorsitzende kritisierte die Frauenpolitik der Regierung
Auch SPÖ-Frauenvorsitzende Eva-Maria Holzleitner fand keine positiven Worte für die Frauenpolitik der Regierung. Der kürzlich errichtete Frauenfonds sei intransparent, es brauche auch keine Webinare, in denen Frauen lernen, Geld anzulegen, sondern Existenzsicherung, sagte sie. Notwendig seien neben der flächendeckenden kostenlosen Kinderbetreuung eine faire Bezahlung von Frauenbranchen, Vollzeitbeschäftigung und eine faire Aufteilung von unbezahlter Arbeit.
Internationaler Frauentag: Viele Veranstaltungen bereits im Vorfeld
Viele Veranstaltungen fanden bereits im Vorfeld des Frauentages statt, aber auch am Dienstag stehen Frauen bei Events im Mittelpunkt: Verteidigungsministerin Tanner nimmt den Tag zum Anlass, um Soldatinnen zu besuchen. Bei der Kundgebung von "Take Back The Streets" wird in Wien gegen Sexismus, Transfeindlichkeit und patriarchale Gewalt demonstriert.
111. Frauentag: Podiumsdiskussion mit Justizministerin Alma Zadi´c
Die Bertha von Suttner Privatuniversität hält am Nachmittag einen Online-Vortrag über ihre Namensgeberin ("Vom literarischen zum politischen Pazifismus: Bertha von Suttner"). Bei der Podiumsdiskussion "Justiz spricht" diskutiert unter anderem Justizministerin Alma Zadić über "Frauenwege im Menschenrechtsbereich". Um 18 Uhr startet das Benefizkonzert "Sie - ungewöhnlich selbstverständlich", unter anderem mit der Initiatorin Ina Regen und der Rapperin Fiva im Wiener Konzerthaus.
Frauentag geht auf Streik der US-Textilarbeiterinnen 1908 zurück
Die Einrichtung des Frauentags geht auf einen Streik von Textilarbeiterinnen 1908 in den USA zurück. Laut den Vereinten Nationen haben dabei Frauen in New York gegen die schlechten Arbeitsbedingungen protestiert. Am 19. März 1911 fand in Wien die erste große Demonstration für die Rechte der Frauen statt.
(APA/Red)