Prozess: Unteroffizier drohte Soldaten mit dem Erschießen

Ein Unteroffizier des österreichischen Bundesheers, der als stellvertretender Zugskommandant einer Infanteriekompanie im Auslandseinsatz in Bosnien eingesetzt war, hatte am Mittwoch Erklärungsbedarf. Er musste sich wegen Amtsmissbrauchs am Wiener Landesgericht verantworten, weil er - so die Anklage - die Republik an ihren Rechten, nämlich der Gewährleistung der Funktionsfähigkeit der Landesverteidigung durch ordnungsgemäße Ausbildung von Soldaten geschädigt haben soll.
Proztess: Unteroffizier drohte Soldaten mit dem Erschießen
Staatsanwalt Bernhard Löw räumte zu Beginn der Verhandlung ein, der Vorwurf klinge "komisch", allerdings habe es der Angeklagte im Herbst 2020 bei einer Maschinengewehr-Ausbildung in Sarajevo im Umgangston "einfach übertrieben". Er habe mehreren Gefreiten in verbaler Hinsicht zugesetzt, indem er ihnen etwa erklärte: "Wir können das auch mit scharfer Munition machen, und wenn ich da vorne stehe und ihr mir in das Bein schießt, dann schieße ich euch in den Schädel." Auch der Satz "Ich schlage euch die Schädel ein, weil ich das darf. Ich habe vom Psychologen bestätigt bekommen, dass ich Aggressionsprobleme habe" soll gefallen sein.
Ein Auslandseinsatz sei "keine Kinderjause"
Zwar sei ein Auslandseinsatz "keine Kinderjause", aber jeder Soldat habe "ein Recht auf eine ordentliche Ausbildung in einem ordentlichen Umgangston", meinte der Staatsanwalt. Mehrere Gefreite hatten sich - einige Monate später - an einen Heereseelsorger gewandt und den Vorfall gemeldet. Auf Betreiben des Seelsorgers kam es dann zur Anzeige.
Ein 20-Jähriger schildert, er sei verängstigt gewesen
Er sei "verängstigt" gewesen, schilderte ein 20-Jähriger, der sich direkt nach dem Grundwehrdienst für den Einsatz im Ausland verpflichtet hatte, dem Gericht. "Ich wollte neue Sachen sehen, ich wollte was erleben, ich wollte Geld verdienen", erklärte er, weshalb er sich für 13 Monate für Bosnien verpflichtet hatte. Er habe nach den verbalen "Ausrastern" des Ausbildners nicht ausschließen können, dass dieser "uns eine Waffe an den Kopf drückt, damit wir ordentlichen Druck verspüren". Der Staatsanwalt wunderte sich: "Sie waren Teil einer Mission für friedenserhaltende Maßnahmen. Da fürchten Sie sich?" "Es ist nicht nötig, den eigenen Leuten zu drohen und Beleidigungen durch den Raum fliegen zu lassen meines Erachtens", erwiderte der Zeuge. Der Ausbildner sei grundsätzlich "leicht reizbar" gewesen und mit "Drohungen" und "aggressiven Meldungen" aufgefallen.
Unteroffizier sieht in Vorwürfen eine Rache-Aktion
Der Angeklagte bekannte sich "nicht schuldig". Der hünenhafte, muskulöse 31-Jährige betonte, die ihm in den Mund gelegten Worte wären nie gefallen: "Ich hab' es nicht nötig, dass ich mir mit vulgären Fachausdrücken Respekt verschaffe." Es handle sich um eine Rache-Aktion für einen von ihm angeordneten "Gedenkmarsch". Er habe eine "Camp-Runde in voller Montur" befohlen, das zahle man ihm jetzt heim: "Ich bin der perfekte Sündenbock."
Angeklagter habe mit Belastungszeugen nie zu tun gehabt
Er habe "mit den Belastungszeugen persönlich nie Berührungspunkte gehabt", führte der 31-Jährige aus. Nur mit einem habe es "ein religiöses Problem" gegeben. Dieser hätte als strenggläubiger Moslem auf seine Gebetszeiten bestanden. Grundsätzlich gelte ein Einsatz in Bosnien als "Sunshine-Mission", beklagte der Unteroffizier. Ein Großteil würde sich nur des Geldes wegen verpflichten, vor Corona wäre es "zu 90 Prozent ums Geldverdienen" und "jedes Wochenende nach Kroatien zum Partymachen" gegangen. Die Verhandlung wurde zur Einvernahme weiterer Zeugen vertagt. Die Fortsetzung wurde auf den 14. März fixiert.
(APA/Red)