FH Campus Wien entwickelt Stift für Kinder mit Schreib-Schwächen

Schreibkompetenz ist der Grundstein für schulischen, aber auch beruflichen Erfolg. Ein interdisziplinäres Forscher-Team der FH Campus Wien entwickelte den drucksensiblen Stift SensoGrip, der Kindern mit Schwierigkeiten in der Kraftdosierung hilft, ihre Schreibbewegungen zu verbessern. Das System SensoGrip, bestehend aus Stift und App, soll im Therapiesetting eingesetzt werden.
Falsche Kraftdosierung mindert Konzentration im Unterricht
Etwa 60 Prozent aller Sechs- bis Achtjährigen in Österreich können nicht ausdauernd schreiben. Grund dafür sind häufig Verkrampfungen in der Hand oder eine inkorrekte Stifthaltung. Vor allem die Kraftdosierung macht vielen Kindern Schwierigkeiten: Sie verkrampfen ihre Hände, halten den Stift falsch oder zu fest, sodass die Handmuskulatur schneller ermüdet und Schreiben und Zeichnen mühsamer macht. Das hat zur Folge, dass sich die Kinder zu stark auf das Schreiben konzentrieren und so schwerer dem Unterricht folgen können.
Schreiben (wieder) kinderleicht gemacht
"Wir wollten einen Stift für die Therapiepraxis entwickeln, der den Druck beim Schreiben misst und gleichzeitig durch geeignetes Feedback das Kind motiviert, seine Bewegungen zu verbessern", sagt Projektleiter Franz Werner von der FH Campus Wien. Wesentlich war dabei, die betroffenen Personengruppen aktiv in die Forschungsarbeit einzubeziehen. Anhand von Literaturrecherche und in Workshops und Fokusgruppen mit Kindern, Therapeuten und Pädagogen wurden die notwendigen Anforderungen ermittelt. Darauf basierend erstellte das Forscher-Team erste Designprototypen, die sie in Hinblick auf Mechanik, Elektronik und Software weiterentwickelten. Um Messungen im therapeutischen Setting schnell auswerten und dokumentieren zu können, wurde eine App entwickelt, die Sensorwerte wie Minen- und Fingerdruck, Schreibgeschwindigkeit sowie Schreibwinkel auswertet und in einem Echtzeit-Diagramm darstellt.
Handfeste Ergebnisse
Trotz komplexer Mechanik und integrierter elektronischer Messvorrichtung ist der Stift nicht wesentlich größer als ein normaler Druckbleistift. In einer dreimonatigen Studie evaluierten diesen 17 Kinder, deren Ergotherapeuten, Eltern sowie Pädagogen. Kinder bewerteten vor allem Gewicht, Haptik, Aussehen und Nützlichkeit besonders positiv. Therapeuten überzeugte insbesondere die motivierende Wirkung des Stifts sowie die Möglichkeit zur transparenten Dokumentation. Die Ergebnisse zeigen über die gesamte Studiendauer eine klar messbare Verbesserung des Stiftdrucks auf das Papier beim Schreiben. Der Prototyp des SensoGrip erfüllt alle wesentlichen Voraussetzungen für die Zulassung als Medizinprodukt. Er wird aktuell bereits in Folgestudien eingesetzt, um weitere Informationen über die Grafomotorik bei Kindern zu gewinnen.
(APA/red)