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Ein Ei wie das andere? Von wegen!

Im Sammelzentrum werden die angelieferten Eier auf Herkunft und korrekte Kennzeichnung kontrolliert
Im Sammelzentrum werden die angelieferten Eier auf Herkunft und korrekte Kennzeichnung kontrolliert
Die heimische Legehennenhaltung ist „federführend“. Mehr als 80 Prozent der Frischeier erfüllen die hohen Standards des AMA-Gütesiegels.

In Eier-Sammelzentren, soge­nannten Packstellen, die die an­gelieferten Eier auf Beschädigung und Verschmut­zungen prüfen, nach Größe sortie­ren und in Blister oder Kartons verpacken, werden ausschließlich bereits auf den Bauernhöfen ge­stempelte Eier angenommen. So ist sichergestellt, dass jedes Ei ge­nau zum Herkunftsbetrieb zu­rückverfolgt werden kann, denn: „Die Mühe, den Stempel wieder herunterzukratzen und zu erset­zen, das tut sich keiner an“, weiß Genia Hauer, die als Bereichsleite­rin Qualitätsmanagement auch für Eier verantwortlich ist. Woher ein Ei stammt kann da­bei nicht nur der AMA-Experte herausfinden, sondern jede Kon­sumentin und jeder Konsument. Denn in der österreichischen Eier­datenbank kommt man dem Grundnahrungsmittel auf die Spur. Hier lässt sich einfach der auf dem Ei aufgestempelte Erzeu­gercode eingeben und schon sieht man nicht nur die Haltungs­form, sondern auch Name und Anschrift des Legehennenhalters. Bereits seit 2005 müssen alle Eier in der EU mit einem Code gekenn­zeichnet werden. Größere Betrie­be in Österreich haben meist eine Stempelmaschine, kleine Bauern stempeln dagegen von Hand. Die auf den ersten Blick verwirrend wirkenden Zahlen und Buchsta­ben lassen sich ganz einfach ent­schlüsseln: Die erste Zahl auf dem Ei gibt die Haltungsform an: 0 be­deutet Bio, 1 ist Freilandhaltung, 2 Bodenhaltung und 3 die Käfighal­tung. „Käfighaltung gibt es bei AMA-Gütesiegel-Eiern nicht“, weiß Ge­nia Hauer. „Was derzeit noch ein Kritikpunkt ist, ist die Tatsache, dass der Handel mit Eiern aus Kä­fighaltung in der EU erlaubt ist“, meint Hauer. Das AT auf dem Ei steht für Österreich, Deutschland wäre DE, Slowenien SL usw. Da­nach folgt die siebenstellige Be­triebszahl, die direkt zum Bauern­hof führt.

Gestempelt wird in großen Betrieben ma­schinell, klei­nere Betriebe setzen noch auf Handarbeit

Die Eierdatenbank ist bei den Ös­terreicherinnen und Österrrei­chern durchaus beliebt. Mit dem „Quick egg check“ kann man on­line die Herkunft der Eier ganz einfach erfahren. Genia Hauer be­stätigt: „Man sieht richtig, wie die Zugriffszahlen am Freitag und Samstag nach oben gehen, wenn die Menschen vom Wochenend­einkauf nach Hause kommen und nochmals überprüfen, woher die gekauften Eier stammen.“

So kommt auch den einfachen Haushalten eine Kontrollfunktion zu. Natürlich kontrollieren aber vor allem die Experten der AMA direkt vor Ort. „Unsere Vor-Ort-Kontrollen werden nur kurzfristig vorher angekündigt. Überkontro­llen finden immer unangekündigt statt“, betont Genia Hauer, die bei ihren Rundgängen vor allem auf das Tierwohl achtet.

Dazu gehört auch die passende Besatzdichte. Aber wie lässt sich diese feststellen, wenn sich tau­sende Legehennen am Boden ei­nes Stalls oder gar auf einer Wiese tummeln? „Das machen wir im Grunde rechnerisch. Es gibt Jung­hennenzertifikate, an denen wir sehen, wie viele Tiere wann einge­stallt worden sind. Diese lassen sich mit den Abrechnungen der Suppenhennenschlachtbetriebe und der Legeliste abgleichen und so stellen wir dann fest, ob das Platzangebot für die Legehennen bei einem Betrieb passt.“

Das ist einer der Gründe, wes­halb auf die richtigen Dokumenta­tionen besonders viel Wert gelegt wird. Ein Punkt der im AMA-Güt­siegel-Programm ebenfalls be­sonders streng kontrolliert wird, ist das Thema Salmonellen. Genia Hauer: „Wenn eine unserer bei ei­ner Kontrolle entnommenen Pro­ben eine Salmonellenart aufweist, wird der Stall sofort gesperrt. Das ist einfach eine zusätzliche Vor­sichtsmaßnahme unsererseits, um höchste Qualität zu garantieren.“

Die Eier werden genau durchleuchtet und nicht einwandfreie Eier werden aussortiert

Interview: Genia Hauer, Qualitäts­manage­ment AMA-Mar­keting

Niemand wird gerne kont­rolliert. Welche Nutzen ha­ben die vielen Kontrollen im Legehennenbereich?

GENIA HAUER: Nun, einer­seits geben wir mit dem AMA-Gütesiegel ja ein Kon­sumentenversprechen ab und müssen sicherstellen, dass dieses auch eingehal­ten wird. Andererseits profi­tieren auch die Landwirte von den Kontrollen. Der Blick von außen ist eine wichtige Evaluierung die zeigt, wo noch Verbesse­rungspotenzial liegt. Genau­so werden auch wir selbst auf Punkte aufmerksam ge­macht, bei denen wir noch nachschärfen sollten – durch Überkontrollen exter­ner Institute. So bringen Kontrollen uns alle weiter.

Welche Weiterentwick­lungen gibt es denn aktuell im Legehennenbereich?

Zum Beispiel hat sich die Branche dazu entschlossen, beim Neubau von Freiland- und Bioställen unbedingt auch einen „Wintergarten“ also einen Außenscharr­raum zu bauen. Die Lege­hennenlandwirte sind sehr um das Tierwohl bemüht und suchen immer wieder mit uns gemeinsam nach Möglichkeiten, Innovationen in diesem Bereich umzuset­zen

Fakten und Zahlen:

  • 5,86 Millionen Legehennen gibt es in AMA-Gütesiegel-Betrieben (12 % Bio, 28% Freiland, 60% Bodenhaltung)
  • 744 Legehennenbetriebe nehmen am AMA-Gütesiegel-Programm teil
  • 748 Routinekontrollen bei AMA-Gütesiegel-Legehennenbetrieben fanden 2020 statt
  • 60 Salmonellenanalysen außerhalb der 15-wöchigen obligaten Kontrollen wurden 2020 gemacht
  • Anzahl Lizenznehmer (Packstellen): 30
  • Rückverfolgbarkeitsaudits: 41
  • Hygieneaudits: 14
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