Wiener WestLicht zeigt zum 20. Mal weltbeste Pressefotos

Seit 1955 schreibt die unabhängige World Press Photo Foundation mit Sitz in Amsterdam den international bedeutendsten Preis für Pressefotografie aus. Beim heurigen Wettbewerb, bei dem die Jury 45 Preise in mehreren Kategorien vergab, hatten sich rund 4.300 Fotografen aus 130 Ländern mit mehr als 74.000 Fotos beteiligt. Das diesjährige Siegerbild stammt vom dänischen Fotografen Mads Nissen und trägt den Titel "The first embrace". Es zeigt die innige Umarmung zwischen einer Krankenschwester und einer Pflegeheim-Bewohnerin in Sao Paulo. Der "Hug Curtain" aus Plastik ermöglicht den physischen Kontakt nach Monaten der Entbehrungen und der Isolation. "Das Foto zeigt universelle Erfahrungen wie Liebe, Zuneigung und Berührung", betont Kuratorin Sanne Schim van der Loeff von der World Press Foundation gegenüber der APA.
Ein etwas anderes Covid-19-Foto
"Wir alle haben schon viele Fotos zum Thema Covid-19 gesehen, diese hier zeigen bewusst andere Seiten des Pandemielebens", erzählt die Kuratorin und verweist auf die Kategorie Sport, in der etwa ein Foto von Adam Petty gewann, das einen Mann zeigt, der aufgrund geschlossener Boulder-Hallen an einer Wand aus gestapelten Baumstämmen klettert. Von Stephen McCarthy ist das Foto eines 87-jährigen Athleten zu sehen, welcher in seinem Wohnzimmer joggt. Ebenso in der Kategorie Sport ist eine Fotostrecke von Chris Donovan über die "Jaguars", ein Basketball-Team aus Flint, Michigan. Die US-amerikanische Stadt, die aufgrund der Vergiftung ihres Trinkwassers weltweit mediale Aufmerksamkeit bekam, wird hier aus einer anderen Perspektive gezeigt, die den Blick auf gesellschaftliches Zusammenleben lenkt.
Fotos von Protesten aus Belarus
Auch von den Protesten in Belarus (Weißrussland) gingen zahlreiche Bilder um die Welt. Das von der World Press Foundation prämierte Pressefoto zum Thema zeigt einen eher unbekannten Aspekt der Ereignisse. Die Fotografin Nadia Buzhan hat den Moment eingefangen, als eine junge Frau vor einem Gefängnis der weißrussischen Hauptstadt auf die Freilassung ihres Mannes wartete. "Das Bild strahlt Ruhe aus und steht im Kontrast zu einem sehr von Gewalt geprägten Kontext", so Schim van der Loeff. Nicht minder gewaltvoll sind auch die Proteste nach der Ermordung von George Floyd in den USA verlaufen, oder auch die politischen Unruhen in Peru, die ebenso mit Fotostrecken in der Ausstellung vertreten sind.
Fotostrecken in der Kategorie Natur
Gleich neben den sozialen Protesten findet sich eine Fotostrecke, die einen ebenso bitteren Kampf zeigt: Kenias Wüstenheuschreckenplage, eingefangen vom AFP-Fotografen Luis Tato. Neben den Folgen des Klimawandels zeigt die Kategorie Natur auch eine Pandemie-Geschichte. "Pandemic Pigeons - A Love Story" stammt vom niederländischen Natur-Fotografen Jasper Doest, der während des Lockdowns die Beziehung seiner Familie mit zwei Stadttauben dokumentiert hat.
WestLicht zeigt auch die Wiener Fotografin Mafalda Rakos
Parallel zur World Press Photo Ausstellung zeigt die 1994 in Wien geborene Fotografin Mafalda Rakos ein paar Arbeiten ihrer Serie "A Story to Tell. Or: Regarding Male Eating Disorders", mit der sie das Krankheitsbild der Essstörungen untersucht, das vor allem mit Frauen und Mädchen assoziiert wird. Dass auch Männer davon betroffen sind, wird in der Gesellschaft kaum wahrgenommen. Rakos setzt sich als Künstlerin und Anthropologin schon mehrere Jahre mit dem Thema auseinander. Die Fotoserie ist das Ergebnis aus zahlreichen Konversationen, die sie mit betroffenen Männern geführt hat, ergänzt durch Videoauszüge der Interviews und Zeichnungen aus der Hand der Protagonisten.
(APA/Red)