Frauentag 2021: Großteils virtuell

Sonst in der Frauenpolitik oft unterschiedlicher Meinung, bildeten die Oppositionsparteien zum Frauentag eine eher ungewöhnliche Allianz und beantragten eine Sondersitzung des Nationalrates. "Während der Corona-Krise sind es speziell die Frauen, die großen Belastungen und Herausforderungen ausgesetzt sind, seien es nun anhaltende Einkommensverluste, der tägliche Spagat zwischen Homeschooling und Homeoffice oder steigende häusliche Gewalt", erklärten SPÖ, FPÖ und NEOS ihre Initiative. Die Bundesregierung habe bisher zu wenig dagegen unternommen, findet die Opposition.
Frauenministerin Raab mit zahleichen Schwerpunkt-Terminen
Frauenministerin Raab sieht das wahrscheinlich anders und hat jedenfalls die Tage vor dem 8. März zahlreiche Termine rund um die Schwerpunkte Frauen in Zeiten von Corona, Gewaltschutz und "Empowerment" von Frauen vor. So steht etwa am Mittwoch ein Lokalaugenschein im Gewaltschutzzentrum Niederösterreich in St. Pölten am Plan, am Frauentag selbst nimmt Raab an einem Online-Meeting der "Meta Mädels" mit der Österreichischen Krebshilfe teil, um daran zu erinnern, wie wichtig Vorsorgeuntersuchungen im Schutz vor Brustkrebs sind. Zudem will Raab als Integrationsministerin einige Termine zur Stärkung von geflüchteten Frauen und Frauen mit Migrationshintergrund absolvieren, hieß es aus ihrem Büro zur APA. Am Donnerstag tauscht sich die Ministerin mit der iranischen Menschenrechtsaktivistin und ersten muslimischen Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi aus.
Doris Schmidauer und ihr Ehemann, Bundespräsident Alexander Van der Bellen, laden am Freitag ab 11.00 Uhr zu einer Online-Veranstaltung unter dem Motto "On stage. On track. Zur Lage der Frauen. Online.", die via Livestream auf Youtube übertragen wird. Nach Begrüßungsworten von Schmidauer und Van der Bellen wird die CDU-Politikerin und Soziologin Yvonne Magwas über "Mehr Frauen in Vorständen und Aufsichtsräten - wie wir dieses Ziel erreichen" sprechen. Autorin Ingrid Brodnig widmet sich dem Thema "Die Coronakrise als Beschleuniger der digitalen Ungleichheit - und was wir dagegen tun können", die Kultur- und Geschlechterforscherin Beatrice Frasl wird einen Vortrag zum Thema "Krankes System? - Psychische Gesundheit als feministisches Thema" halten.
Die SPÖ-Frauen legen am Freitag Kränze für sozialdemokratische Frauenpolitikerinnen nieder. Danach gibt es von SPÖ-Politikerinnen, darunter EU-Abgeordnete Bettina Vollath und Nationalratsabgeordnete Katharina Kucharowits, ein Online-Pressegespräch zum Thema "Frauen auf der Flucht". Zu Mittag wird an der SPÖ-Zentrale in der Wiener Löwelstraße die Frauentagsfahne gehisst. "Unter Druck - Frauen in der Krise" lautet der Titel der virtuellen Veranstaltung der Zweiten Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) direkt am Frauentag ab 17 Uhr. Bures wird dabei selbst eine "kritische Analyse" zu Frauen im Jahr 2021 abhalten.
Stadt Wien 2021 mit eigenem Frauentag-Programm
Ein eigenes Programm zum Frauentag bietet auch die Stadt Wien, ebenfalls heuer online: Auf der Webseite "frauentag.wien.gv.at" gibt es Online-Kurse, Workshops und Beratungsangebote. Als Online-Events finden am 8. März auch eine Lesung der Autorin Julya Rabinowich und die Filmpremiere von "Tricky Women"-Kurzfilmen statt. Und einen Monat lang bimmelt sogar eine eigene "Frauentags-Straßenbahn" durch die Stadt, die Garnitur der Linie 1 zwischen Stefan-Fadinger-Platz und Prater Hauptallee soll unter dem Motto "Frauen. Gestalten. Zukunft." Frauen sichtbarer machen.
Ein Bündnis aus mehreren Organisationen - etwa der Österreichische Frauenring, die Autonomen Österreichischen Frauenhäuser, der Verein Feministische Alleinerzieherinnen, das Frauenvolksbegehren sowie rote, grüne und pinke Politikerinnen - ruft indes für Donnerstag ab 14 Uhr zu einer Kundgebung vor dem Frauenministerium am Minoritenplatz auf. Die Organisatorinnen fühlen sich "Zur Superwoman zwangsverpflichtet" und wollen darauf aufmerksam machen, dass es "vor allem die Frauen" seien, "die diese Krise stemmen".
Der ORF widmet sich seit Montag mit einem Programmschwerpunkt dem Weltfrauentag. Unter anderem werden Dokumentationen, Reportagen, Magazin-Beiträge und Filmproduktionen über Frauen und deren herausragendes Wirken gezeigt. Eine zweiwöchige Imagekampagne unter dem Motto "Sichtbar machen" rückt im TV und online wenig berücksichtigte weibliche Persönlichkeiten in den Mittelpunkt.
Frauentag: Österreich setzt Empfehlungen der Istanbul-Konvention um
Österreich hat am Dienstag im Vorfeld des heurigen Frauentags seinen Umsetzungsbericht zur Istanbul-Konvention zum Schutz von Frauen gegen Gewalt an den Europarat übermittelt. Darin führt Österreich aus, welche Gewaltschutz-Empfehlungen es seit 2018 umgesetzt hat. Dazu zählen die "substanzielle Erhöhung des Frauenbudgets" 2020 und 2021 mit einer Gesamtsteigerung von 43 Prozent seit 2019 und die Erhöhung der Förderung für Frauen- und Mädchenberatungsstellen 2020 um 12 Prozent.
Österreich hat die Istanbul-Konvention des Europarates 2011 unterzeichnet, am 1. August 2014 trat sie in Kraft. In allen Vertragsstaaten wird die Umsetzung der Konvention geprüft, im Jahr 2018 wurden im Rahmen der österreichischen Staatenprüfung elf Empfehlungen an Österreich ausgesprochen. An deren Umsetzung habe Österreich seither intensiv gearbeitet, den dazugehörigen Umsetzungsbericht übermittelt Österreich als erster Vertragsstaat heute Dienstag an den Europarat, teilte das Frauenministerium mit.
Die wichtigsten auf Basis der Empfehlungen umgesetzten Maßnahmen sind laut dem Ressort an erster Stelle "die substanzielle Erhöhung des Frauenbudgets" 2020 und 2021, die Erhöhung der Förderung für Frauen- und Mädchenberatungsstellen, der österreichweite Ausbau der Frauenberatungsstellen zu sexueller Gewalt, die Förderung der Präventionsarbeit zur Stärkung und zum Schutz von Frauen und Mädchen in Höhe von 3,25 Mio. Euro, der Ausbau des rechtlichen Rahmens und der Strafbarkeit von Gewalt gegen Frauen durch das umfassende Gewaltschutzgesetz 2019 und das neue Gesetzespaket zu Hass im Netz.
Auch im Zuge der Corona-Pandemie habe Österreich zahlreiche Maßnahmen gesetzt, um sicherzustellen, dass von Gewalt betroffene Frauen auch während Lockdowns und Ausgangsbeschränkungen Unterstützung, Hilfe und einen sicheren Zufluchtsort hatten. Hierfür wurde auch eine umfassende Informationskampagne gestartet.
"Die Istanbul-Konvention ist die weitreichendste Konvention zum Thema Gewalt gegen Frauen und ein wichtiger Schritt, den Gewaltschutz international voranzutreiben. Österreich hat die Empfehlungen des Europarates ernst genommen und zahlreiche Maßnahmen zum Schutz von Frauen umgesetzt. Dadurch zeigen wir einmal mehr, wie wichtig uns der Gewaltschutz von Frauen ist", sagte Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP) in einer Stellungnahme.
Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) bezeichnete den Gewaltschutz für Frauen als "wesentlichen Teil der Arbeit der Polizei". "Österreich war und ist ein Vorreiter in der Gewaltprävention. Es werden daher in diesem Jahr 250 zusätzliche Präventionsbeamte ausgebildet werden", kündigte er an.
(APA/Red.)