Bilanz zu Gratis-Eintritten in den Wiener Bundesmuseen

62 Prozent der Besucher des Technischen Museums Wien zahlen keinen Eintritt. Das geht aus den am Donnerstag veröffentlichten Besucherzahlen der Bundesmuseen hervor. Hauptgrund sind die Gratis-Eintritte für Unter-19-Jährige. Gleich dahinter folgen mit 43-Prozent Nicht-Zahlern das Naturhistorische Museum (NHM) und mit 38 Prozent das MAK - Museum für Angewandte Kunst.
Bundesmuseen: TMW und NHM Spitzenreiter bei Gratis-Eintritten
Die wenigsten Gratis-Tickets verzeichnet mit 21 Prozent das Belvedere, das zu einem Großteil von Touristen besucht wird. Insgesamt gaben die Bundesmuseen 2019 30 Prozent ihrer Tickets gratis aus, der Gesamtanteil an U-19-Eintritten lag bei 19 Prozent. In Zahlen bedeutet das: Im Vorjahr besuchten 1.312.904 Jugendliche die Bundesmuseen, insgesamt zahlten 2.090.564 Personen keinen Eintritt. Die Anzahl der Vollzahler liegt mit 2.676.234 Eintritten um gut 500.000 über jener der ermäßigten Eintritte (2.166.978).
Bei den U-19-Eintritten zeigt sich, dass diese sich annähernd zur Hälfte aus dem Besuch von Schulklassen speisen: Von den insgesamt 1.312.904 jugendlichen Besuchern kamen 699.027 einzeln, 613.877 im Zuge eines Besuchs mit der Schulklasse. Der Anteil der U-19-Besuche steigerte sich dabei in den vergangenen Jahren stetig, zuletzt betrug der Zuwachs 6 Prozent, 2018 waren es 7 Prozent.
Große Unterschiede bei Nutzung von Jahreskarten
Besonders deutliche Unterschiede zeigen sich in der Nutzung der Jahreskarten: Insgesamt wurden 2019 in den Bundesmuseen 67.437 Jahreskarten verkauft, die insgesamt 152.254 Eintritte lukrierten. Das macht pro Jahreskartenbesitzer durchschnittlich lediglich 2,3 pro Jahr aus. Besonders treu waren die Jahreskartenbesitzer im NHM, wo durchschnittlich 4,5 Besuche verzeichnet wurden. Die 4.921 Jahreskartenbesitzer kamen 22.186 mal ins Haus. Die meisten Jahreskarten wurden mit 35.619 übrigens im KHM verkauft, allerdings schlugen sich hier lediglich 1,3 Besuche pro Jahr nieder. Etwas treuer waren hier schon die 12.338 Nutzer der Albertina-Jahreskartenbesitzer, die 35.171 mal ins Museum kamen, was einer durchschnittlichen Nutzung von 2,9 Besuchen entspricht.
Die Ende 2018 eingeführte Bundesmuseen-Card wurde 2019 2.792 mal verkauft und verschaffte den Museen dadurch 8.770 Eintritte. Mit der 59 Euro teuren Karte kann jedes Bundesmuseum einmal besucht werden. Die meisten Cards wurden mit 994 Stück im Kunsthistorischen Museum verkauft, die meisten Besuche erzielte damit jedoch die Albertina (1.692 Besuche mit der Bundesmuseen-Card). Die wenigsten dieser Tickets wurden in der ÖNB verkauft (153 Stück), zugleich verzeichnete man dort auch die wenigsten Card-Besucher (821 Personen). Fazit: Durchschnittlich wurden mit der Bundesmuseen-Card 3,1 Museen besucht.
Besucherzahlen variieren je nach Museums-Standort
Wirft man einen detaillierten Blick auf jene Häuser, die ihre Besucher an unterschiedlichen Standorten begrüßen, zeigt sich folgendes Bild: Im Belvedere kommen die meisten Besucher ins Obere Belvedere (nämlich 1.264.113 von insgesamt 1.721.399), was einem Zuwachs von 11 Prozent am Standort entspricht. Einen leichten Rückgang gab es im Unteren Belvedere, erfreulich zeigt sich die Entwicklung im 21er Haus: Dort verzeichnete man ein Plus von 16 Prozent von 82.280 Besuchern im Jahr 2018 auf 95.198 im Jahr 2019. Von den Wechselausstellungen strömten die meisten Besucher in die Schau "Stadt der Frauen" und in "Attersee. Feuerstelle".
Einen Rückgang von 5 Prozent muss das KHM in seinem Haupthaus hinnehmen, hier kamen 2019 nur mehr 852.333 Besucher. Hier war laut Angaben des Hauses vor allem die Ausstellung "Caravaggio & Bernini. Entdeckung der Gefühle" mit 340.000 Besuchern erfolgreich, die große "Bruegel"-Schau war mit 408.000 Besuchern "die erfolgreichste Ausstellung, die im KHM je stattgefunden hat". Ein Plus von 13 Prozent verzeichnete die Schatzkammer (290.459 Besucher) und gleich 22 Prozent mehr als im Jahr davor strömten in die Wagenburg (109.023). Im Theseustempel zählte man diesmal um 11 Prozent weniger Besucher, hier kamen 128.638 Personen.
Das MAK - Museum für Angewandte Kunst verdankt seine Steigerung allen Standorten, im Geymüller Schlössl kamen gleich um knapp 2.000 Menschen mehr als im Jahr davor. Aber auch im Haupthaus steigerte man sich um zehn Prozent auf 205.241 Besucher. Im Haus freut man sich über das "beste Ergebnis der Geschichte", wie es auf APA-Anfrage heißt. "Wir sehen uns mit diesem Rekordergebnis in unserer inhaltlichen Ausrichtung - Fokus auf die Kernkompetenz zur Wiener Moderne und Positionierung des MAK als Lebensmuseum und Labor für eine öko-soziale Digitale Moderne - nachdrücklich bestätigt", so Generaldirektor Christoph Thun-Hohenstein. Auch bei den jungen Besuchern zeigt sich ein "sehr deutlicher" Zuwachs. Im Vergleich zum Vorjahr besuchten 21 Prozent mehr Unter-19-Jährige (25.794) das MAK. Vor allem die Ausstellung "Sagmeister & Walsh: Beauty" und die Vienna Biennale vor Change hätten zu einem Anstieg insbesondere auch bei gebuchten Schulgruppen gebracht (plus 23 Prozent).
Die ÖNB wiederum, die einen Anstieg von insgesamt 32 Prozent verzeichnete, freute sich vor allem über ein Plus im Prunksaal um 26 Prozent (auf 487.857). Schlagend wurde auch das Haus der Geschichte Österreich (hdgö) mit insgesamt 102.456 Besuchern. In der kurzen Zeit von der Eröffnung am 10. November 2018 bis Ende 2018 waren 24.296 Besucher gekommen, was nunmehr zu einem Besucherplus von 322 Prozent führt und die Statistik etwas auffettet. Verloren hat man unterdessen Besucher in der Papyrussammlung (minus 18 Prozent), dem Esperantomuseum (minus 8 Prozent) und den Sammlungen inkl. Bibliothek (minus 51 Prozent). Hier bewegen sich die Verluste in realen Besucherzahlen jedoch im niedrigstelligen Bereich.
Im mumok, das sich über einen Zuwachs von 23 Prozent freut, war vor allem die Ausstellung "Vertigo. Op Art und eine Geschichte des Schwindels 1520-1970" laut Auskunft des Hauses ein Besuchermagnet." Es hat sich gezeigt, dass sich die inhaltliche Vielfalt des Ausstellungsprogramms und die sich ständig ändernden Präsentationsformen bewährt haben. Unser breites Vermittlungs- und Veranstaltungsangebot hat bei den Besucher_innen großen Anklang gefunden."
(APA/Red)