Wenn die Hüllen fallen

Dornbirn. Die Besucher wussten zunächst nicht genau, was am Abend der Ausstellungseröffnung am 4. Oktober im Flatz Museum auf sie zukommen würde. Als Spencer Tunick sagte „Normalerweise ziehen sich die Menschen aus, wenn ich da bin“, bezog er sich allerdings auf seine künstlerische fotografische Arbeit. Werke des Amerikaners sind als Sonderausstellung im Flatz und als erste Retrospektive in Österreich bis am 1. Februar 2020 zu sehen. Für die spektakulären öffentlichkeitswirksamen Kunstprojekte des 1967 geborenen Fotografen haben sich im Laufe von über 20 Jahren mehr als 100.000 Menschen ihrer Kleidung entledigt, um Teil einer „Performativen Installation“ zu werden. „Durch die Arbeit von Spencer Tunick hat die lange kunsthistorische Tradition des Aktgenres eine Erweiterung um Elemente der Landschaft, des Stilllebens und des Skulpturalen, sowie eine politisch-kritische Dimension erfahren“, informierte Kurator Gerald Matt.
Klimaschutz Thema vor mehr als zehn Jahren
Roland Jörg, Kultur Stadt Dornbirn, suchte nach einer Gemeinsamkeit zwischen den Künstlern Spencer Tunick und Flatz, Namensgeber des Museums. Beiden diene der menschliche Körper als Grundlage ihrer Arbeit, wobei Flatz des öfteren seinen eigenen einsetze, während Spencer Tunick die Körper vieler Menschen zu einer skulpturalen Installation werden lässt. 18.000 waren es, die bei der Aktion in Mexiko City auf dem größten Platz der Stadt, dem Zocalo vor der Kathedrale, mit Genehmigung des mexikanischen Präsidenten die Hüllen fallen ließen. Bewunderung erntete Flatz dafür, ein eigenes Museum zu haben. „Das wäre für mich in Amerika nicht möglich“, gab Spencer Tunick zu bedenken.
Nach Österreich holten den Künstler die Kuratoren Gerald Matt (damals Kunsthalle Wien) und Jürgen Weishäupl („2008 Österreich am Ball“) vor mehr als zehn Jahren. Sie ermöglichten die Realisierung einer Installation mit annähernd zweitausend Menschen aus 30 Nationen im EM-Finalstadion, dem Ernst-Happel-Stadion. Das Ergebnis ist in der Ausstellung genauso zu sehen, wie die Fotografie mit 600 Menschen, die sich für den Klimaschutz auf dem Schweizer Aletschgletscher nackt ablichten ließen. Die in Kooperation mit Greenpeace durchgeführte Aktion belegte allein in der Messperiode 2005/2006 einen Rückgang des Eises um etwa 115 Meter.
Spencer Tunick „Nudes“
FLATZ Museum Dornbirn, Marktstraße 33. www.flatzmuseum.at
Dauer der Ausstellung bis 1. Februar 2020