Ohrenschmaus: Wiener Mumok mit Musik von bildenden Künstlern

“Ich glaube, das ist das erste Mal seit der Gründung des mumok, dass wir auf zwei Ebenen keine Kunst, sondern Musik ausstellen”, so Generaldirektorin Karola Kraus am Freitag in einer Pressekonferenz. Ungewöhnlich ist auch die Darstellung. Das Museum setzt auf von der Decke hängende Kopfhörer und große Videoinstallationen, die Konzert- und Studiomitschnitte sowie Musikvideos zeigen. Zeitlich reicht die Ausstellung von der Klassischen Moderne bis zur Gegenwart, musikalisch befindet sie sich meist fernab vom Mainstream. Wer den ersten Raum betritt, begegnet erst den Readymades des Surrealisten Marcel Duchamp, stößt danach auf die Laute von Yoko Ono und die Rockmusik von Captain Beefheart.
Mutigen Zugang zu Musik
Laut Kuratorin Eva Badura-Triska ist das Phänomen, gleichzeitig Kunst und Musik zu machen, kein seltenes: “Für viele Künstler wird es zum Selbstverständnis, nicht in einem Medium zu bleiben.” In der Ausstellung versuchen die Kuratoren, die Bedeutung des musikalischen Beitrags von bildenden Künstlern auszumachen. “Sie haben in der Musik wesentliche Impulse gesetzt”, ist sich Badura-Triska sicher: “Künstler sind in der Musik Outsider, sie müssen das Gepäck der Tradition nicht tragen. Deshalb haben sie einen unverfangeneren, mutigeren Zugang.”
“Selten gehörte Musik”
Mitglieder des Wiener Aktionismus wie Hermann Nitsch und Günter Brus taten sich in den 1970er-Jahren unter dem Titel “Selten gehörte Musik” zusammen und sind damit nicht nur Vertreter der heimischen Kunst, sondern mit ihren unharmonischen Klängen auch des musikalischen Dilettantismus. “Zum Hören ist es ein bisschen schwer”, meint Kurator Edek Bartz, “es ging ihnen nicht darum, dass es gut klingt, sondern darum, etwas gemeinsam zu produzieren.” Einen Gegenpol bildet etwa die Musik des vor allem als Komponist bekannten John Cage. Auch Konzerte von Künstlern, beginnend mit Phill Niblock am Freitag über Hermann Nitsch und Essachai Vow im Oktober, finden statt. Die Ausstellung bleibt bis 11. November geöffnet.
Skulpturen vom “Klassentreffen” zu sehen
Gleichzeitig zu “Doppelleben” ist auch die Exposition “Klassentreffen” zu sehen, in der die Sammlung von Gaby und Wilhelm Schürmann ausgestellt wird. Der Titel bezieht sich auf Skulpturen der Künstlerin Nairy Baghramian, spielt jedoch auch auf die teilweise enge Beziehung zwischen den vertretenen Künstlern an. So interagieren die verschiedenen Werke miteinander. Und schließlich verfolgen die Kuratoren des mumok auch außerhalb des Museumsgebäudes ein Projekt: im Schloss Buchberg der Sammler Gertraud und Dieter Bogner bei Gars am Kamp wird von 24. Juni bis 22. Juli Gegenwartskunst gezeigt.
(APA/red)