Raketenstart in Nordkorea misslungen

Der Raketenstart sei am Freitag in der Früh (Ortszeit) an der Ostküste erfolgt, teilte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Seoul mit. Der Versuch sei offensichtlich fehlgeschlagen.
Militärs vermuteten, dass es sich um eine Musudan-Mittelstreckenrakete mit einer geschätzten Reichweite von 3.000 bis 4.000 Kilometern gehandelt habe, berichtete die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap.
Test verstößt gegen UNO-Resolution
Es wäre der erstmalige Test einer Musudan-Rakete gewesen. Laut UNO-Resolutionen darf Nordkorea keine ballistische Raketentechnik testen. Der neue Raketentest erfolgte inmitten zunehmender Spannungen in der Region.
Die Rakete sei zunächst abgehoben, dann aber von einer “normalen Flugbahn” abgewichen, vermuteten die Streitkräfte in Südkorea. Auch das Strategische Kommando der USA “entdeckte und verfolgte, was als ein nordkoreanischer Raketenstart in den Weltraum angenommen wurde”, teilte das Nordamerikanische Luft- und Weltraum-Verteidigungskommando (NORAD) mit. Zu keinem Zeitpunkt habe Gefahr für die USA bestanden.
Yonhap hatte am Donnerstag berichtet, dass Nordkorea zwei Raketen dieses Typs bereits vor drei Wochen auf mobilen Startrampen an der Ostküste in Position gebracht habe. Die Regierung habe nicht ausgeschlossen, dass eine oder beide auch am Geburtstag des 1994 gestorbenen Großvaters des aktuellen Herrschers Kim Jong-un, Kim Il-sung, abgefeuert würden.
Lage in der Region weiter angespannt
Der Geburtstag des “Ewigen Präsidenten” wird in Nordkorea auch als “Tag der Sonne” bezeichnet. Das Regime in Pjöngjang nutzt oftmals solche Feiertage oder innenpolitisch bedeutende Ereignisse, um militärische Stärke zu demonstrieren.
Südkorea hält es für möglich, dass das hochgerüstete aber total verarmte Nordkorea vor einem geplanten Kongress der herrschenden Arbeiterpartei im Mai weitere Provokationen unternehmen könnte – einschließlich weiterer Raketenstarts oder eines neuen Atomversuchs.
Nordkorea hatte zuletzt mehrere Raketen getestet, darunter Mitte März auch eine Mittelstreckenrakete. Die südkoreanischen Streitkräfte vermuteten, dass es eine Rodong-Rakete mit einer Reichweite von 1.300 Kilometern war.
Die Lage in der Region ist seit einem neuen, vierten Atomtest Nordkoreas im Jänner und dem umstrittenen Start einer Weltraumrakete sehr gespannt.
Bizarrer Personenkult um Familie Kim
Der UNO-Sicherheitsrat hatte jüngst die Sanktionen gegen Pjöngjang weiter verschärft. Nordkorea hatte angesichts der Sanktionen und eines Großmanövers der USA mit Südkorea mehrmals mit einem Angriff gedroht einschließlich eines atomaren Erstschlages.
Der nordkoreanische Diktator Kim Jong-un besuchte am Freitag auch das Kumsusan-Mausoleum in Pjöngjang, in dem außer seinem Großvater auch sein Vater und Vorgänger Kim Jong-il einbalsamiert aufgebahrt ist.
Kim Jong-un habe seinem Großvater Respekt gezollt, berichteten die Staatsmedien. Um die Familie der Kims, die seit sieben Jahrzehnten über das Land herrscht, wird ein bizarrer Personenkult betrieben. Bereits am Donnerstag ehrten den Berichten zufolge hochrangige Vertreter der Regierung, des Militärs und der Partei bei einem “nationalen Treffen” die Errungenschaften Kim Il-sungs.
(APA)