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Great Barrier Reef: Schlimmste Korallenbleiche der Geschichte am größten Riff der Welt

Great Barrier Reef: Die Wissenschaftler nahmen mehr als 500 einzelne Riffe zwischen Cairns in Nordaustralien und Papua-Neuguinea aus der Luft in Augenschein.
Great Barrier Reef: Die Wissenschaftler nahmen mehr als 500 einzelne Riffe zwischen Cairns in Nordaustralien und Papua-Neuguinea aus der Luft in Augenschein. ©AFP/ CENTRE OF EXCELLENCE FOR CORAL REEF STUDIES / JAMES KERRY
Mit Korallenbleiche hat jeder in einem El Niño-Jahr gerechnet. Aber was die Wissenschaftler in Australien nun mit eigenen Augen sehen, ist schlimmer als ihre schlimmsten Befürchtungen.
Great Barrier Reef: Farblos und todgeweiht
Massive Korallenbleiche am Great Barrier Reef

Am größten Korallenriff der Welt in Australien droht eine beispiellose Umweltkatastrophe. Wissenschaftler haben dort schockiert die “schlimmste Korallenbleiche der Geschichte” dokumentiert, wie sie am Dienstag berichteten. “Wir haben 4000 Kilometer in den unberührtesten Regionen des Great Barrier Reefs überflogen und nur vier Riffe gesehen, die keine Korallenbleiche aufwiesen”, berichtete Meeresbiologe Terry Hughes. Er leitet das Korallenprogramm des staatlichen Forschungsrats. “Dies war der traurigste Forschungstrip meines Lebens.”

Die Wissenschaftler nahmen mehr als 500 einzelne Riffe zwischen Cairns in Nordaustralien und Papua-Neuguinea aus der Luft in Augenschein. Auch die widerstandsfähigsten Korallen seien betroffen gewesen. Die Schäden seien deutlich größer als bei den Korallenbleichen 2002 oder 1998, sagte Hughes. “Sehr besorgniserregend ist, dass wir das südliche Ende der Korallenbleiche bislang nicht entdeckt haben.”

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AUSTRALIA-ENVIRONMENT-CONSERVATION-REEF-BLEACHING ©Meeresbiologe Terry Hughes: “Wir haben 4000 Kilometer in den unberührtesten Regionen des Great Barrier Reefs überflogen und nur vier Riffe gesehen, die keine Korallenbleiche aufwiesen”. Credit: AFP/ CENTRE OF EXCELLENCE FOR CORAL REEF STUDIES / JAMES KERRY

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Farblos und todgeweiht

Ursache dürfte das Klimaphänomen El Niño sein, bei dem alle paar Jahre die Wassertemperatur im Pazifik steigt. Korallen sind Lebewesen, die in Symbiose mit Algen leben. Die Algen versorgen sie mit Nährstoffen und sorgen für die schillernden Farben. Bei hohen Temperaturen stoßen die Algen aber Gifte aus und werden abgestoßen. Die Korallen verlieren erst ihre Farbe (“Korallenbleiche”) und sterben dann ab, wenn sich keine neuen Algen ansiedeln.

Massive Korallenbleiche löst höchste Alarmstufe aus

Die für das Riff zuständige Meeresparkbehörde (GBRMPA) hatte erst vergangene Woche ein alarmierendes Korallensterben festgestellt. Die Behörden
verhängten die höchste Alarmstufe
. In der Region bei Cape York im Norden Australiens seien schon die Hälfte aller Korallen abgestorben, teilte sie mit. Die Wassertemperaturen lagen nach Angaben des unabhängigen Klimarats vor der Nordküste von Queensland in den vergangenen Monaten teilweise bei 33 Grad.

Das Great Barrier Reef ist auch durch andere Umwelteinflüsse gefährdet. Dazu gehören die Schifffahrt und der Hafenausbau an der australischen Küste, aber auch die korallenfressenden Seesterne, die Dornenkronen. Sie wiederum vermehren sich nach Vermutungen auch durch das nährstoffreiche Abwasser von Farmen in Küstennähe. Das Welterbe-Komitee der UN-Kulturorganisation Unesco hatte bereits gedroht, das Riff von der Liste der Weltnaturerbe zu streichen. Australien konnte das im vergangenen Jahr mit Versprechungen umfangreicher Schutzmaßnahmen vorerst abwenden.

Korallendecke im Great Barrier Reef um Hälfte geschrumpft

Das Great Barrier Reef in Australien ist das größte Korallen-Ökosystem der Welt. Es besteht aus rund 3000 einzelnen Riffen und 900 Inseln und zieht sich über 2 300 Kilometer entlang der Ostküste Australiens. Manche Riffe liegen nur etwa 70 Kilometer vom Land entfernt.Es gibt mehr als 600 Korallenspezies und Tausende Fischarten, Weichtiere und Schwämme, Seeschlangen, Wale, Delfine, Haie und Dugongs (Seekühe). Das Great Barrier Reef ist eine der größten Touristenattraktionen Australiens. Seit 1981 steht es auf der Liste der Weltnaturerbe der UN-Kulturorganisation Unesco. Klimawandel, Schifffahrt, Fischerei, Erosion, Stürme und der Abfluss von Dünger und Pestiziden aus intensiver Landwirtschaft bedrohen das Riff. Die Korallendecke ist seit 1985 um die Hälfte geschrumpft. (dpa/red)
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