Von Baghdad nach Bregenz: Eine Geschichte, die das Social Web erzählt

John* (Name v.d. Red. geändert) gehörte offensichtlich einer schiitischen Miliz an, die im Irak gegen den IS kämpft. Darauf lassen die Bilder in seinem öffentlichen Instagram-Account schließen, die den jungen Mann unter anderen mit einer iranischen Sayyad-2 (nicht zu verwechseln mit einer gleichnamigen Flugabwehrrakete) zeigen. Die Waffe wird auch von iranischen Scharfschützen verwendet und ist eine Kopie der österreichischen Steyr HS .50.

Ein Posting mit einer Abbildung von Hussein Ibn Ali, einem Ur-Enkel des Propheten Mohammed, untermauert die Vermutung, dass John schiitische Wurzeln hat. Die Imamiten (Zwölferschiiten) verehren Huessin als Märtyrer, der 680 nach Christus in der Schlacht von Kerbala getötet wurde. Diese Schlacht besiegelte auch die endgültige Trennung zwischen Sunniten und Schiiten im Islam.

Den Daten zufolge hat John Anfang April den Irak verlassen. In der Nähe von Baghdad postete er noch ein letztes Bild (siehe oben) bevor er sich auf die Reise machte, die ihn am 26. April nach Hinterbrühl in Niederösterreich führte. Mittlerweile hat der Iraker Zuflucht in Vorarlberg gefunden. Er hat ins Social Web Bilder geladen, die ihn an der Bregenzer Seepromenade und am See in der Mehrerau zeigen.

Warum John schlussendlich aus dem Irak geflohen ist, ist unbekannt. Die schiitischen Milizen bilden eine wichtige Bastion im Kampf gegen den IS, ihre Anhänger zudem gelten zudem als sehr treu und kampferprobt. Auf VOL.AT-Anfrage hat sich John nicht gemeldet.
Schwärzler: “Enge Zusammenarbeit mit der Polizei”

Dass sich unter den Asylwerbern auch Flüchtlinge befinden, die möglicherweise in kriegerische Handlungen verwickelt waren, ist beim Land Vorarlberg unbekannt. Sicherheits-Landesrat Erich Schwärzler kann dies aber nicht ausschließen. “Die Menschen fliehen vor den kriegerischen Auseinandersetzungen in den Kriegsgebieten zu uns und sollten nicht aktiv darin verwickelt gewesen sein.” In den Erstaufnahemezentren in Traiskirchen und Thalham werden laut Schwärzler die Daten und Dokumente der Flüchtlinge überprüft. “Hier wird auch sehr eng mit der Polizei zusammengearbeitet, bevor man die Flüchtlinge in die Regionen entsendet.” Aus diesem Grund werden in Vorarlberg die Daten der Asylwerber auch nicht mehr geprüft.
Harald Walser: Asyl auch für Deserteure
Für Grünen-Nationalrat Harald Walser muss es auch für Deserteure möglich sein um Asyl anzusuchen: “Das ist aus meiner Sicht klar”, sagt er. “Sogar die Schweizer haben das im 2. Weltkrieg anerkannt, die zum Teil tausende Juden in den sicheren Tod zurückgeschickt haben. Aber es ist natürlich auch klar, dass man schauen muss, wie und wo Flüchtlinge möglicherweise in kriegerische Handlungen involviert waren. Aber prinzipiell muss man auch Deserteuren ein Asylrecht gewähren.”
Flucht aus dem Irak nach Vorarlberg