Rom hofft auf Fall der "Dubliner Mauer" für Flüchtlinge

“Heute ist der Tag der Wahrheit. Die Dubliner Mauer könnte fallen, wenn wir Zustimmung für die Einführung von Quoten für die Verteilung von Migranten auf alle EU-Mitgliedstaaten erhalten”, sagte Italiens Innenminister Angelino Alfano im Radio.
“Epochaler Erfolg”
“Wenn wir die Zustimmung für die Flüchtlingsquoten erhalten, wäre dies ein erster wichtiger Erfolg, ein epochaler Erfolg”, meinte Alfano im Interview mit Radio RAI. Vorschläge, nach denen europäische Funktionäre in Italien die Verantwortung für die Identifizierung der Migranten übernehmen sollten, lehnte Alfano ab. “Wir sind ein souveränes Land und können all das alleine machen”, betonte der Innenminister.
Keine Spur von Terroristen
Alfano dementierte, dass sich Terroristen unter die Flüchtlinge mischen könnten, die in Italien landen. “Wir kontrollieren die Flüchtlinge genau, die in Süditalien landen. Bisher haben wir keine Spur von Terroristen entdeckt. Auch die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft haben zu keinen Resultaten geführt. Die Alarmbereitschaft ist jedoch groß und die Kontrollen tiefgründig”, so Alfano.
Unterdessen zieht der lukrative Transport von Flüchtlingen über das Mittelmeer Experten zufolge in zunehmendem Maße mächtige Mafia-Gruppen an. Das Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) schätzt den jährlichen Umsatz der Menschenhändler auf rund sieben Milliarden Dollar (gut 6,22 Milliarden Euro).
Organisiertes Verbrechen
Einen Großteil dieser Summe schöpfen inzwischen gut organisierte kriminelle Netzwerke ab. Örtliche Kriegsherren und Clanchefs wurden zu ihren Komplizen. Die Migrationsströme hingen immer öfter mit dem organisierten Verbrechen zusammen, stellte das UNODC in seinem Jahresbericht 2014 zum Menschenhandel fest. Dies war nicht immer so: Lange Zeit war der illegale Transport von Flüchtlingen aus Afrika und dem Nahen Osten nach Europa das Geschäft von Fischern, Schmugglerfamilien oder Stämmen, die als Nomaden durch die Wüste ziehen.
Mafiöses Netzwerk
Auf organisierten Menschenhandel weist auch ein jüngster Zugriff der italienischen Polizei hin: Sie gab im Dezember die Festnahme von elf mutmaßlichen Schleppern aus Eritrea bekannt, die offenbar ein mafiöses Netzwerk zwischen Italien und Libyen sowie anderen nordafrikanischen Ländern bildeten. Ihr Chef, der in Deutschland lebte, soll im Sommer 2014 mindestens 23 Flüchtlingstransporte nach Italien koordiniert haben.
Insgesamt kamen dort im vergangenen Jahr 170.000 Migranten an. Die Schlepper verdienen mit jedem Flüchtlingsschiff mehrere zehntausend Euro – egal, ob das Schiff ankommt oder untergeht. Nach Angaben der IOM sind seit Jahresbeginn bereits mehr als 1.750 Flüchtlinge im Mittelmeer ums Leben gekommen.
Kampf gegen illegale Einwanderung
Erleichtert wird den Schleppern ihre Aktivität durch das Chaos in Libyen. Dort hätten Milizen Flüchtlingslager eingerichtet, die vermutlich eigens für Schlepperbanden gedacht seien, sagt Malakooti. Die libyschen Menschenhändler seien Teil eines weltweiten Netzwerkes, bestätigt Abdelsalam al-Kueiri, der im international nicht anerkannten Innenministerium in Tripolis für den Kampf gegen die illegale Einwanderung zuständig ist. Sie hätten starke Verbindungen zu Italien und anderen europäischen Ländern. (APA)